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Ernährung

Aluminium in Kantinenessen

Unbeschichtete Aluschalen geben Metallionen an säurehaltiges Essen ab

Fertiggerichte werden oft in unbeschichteten Aluminiumschalen warmgehalten. Dabei können kleine Mengen des Metalls in das Essen übergehen und die Gesundheit der Konsumenten gefährden. © anny4stockphoto / iStock.com

Alarmierende Testergebnisse: Bei der Untersuchung von Kantinenspeisen aus Aluminiumschalen haben Forscher erhöhte Aluminiumkonzentrationen festgestellt. Wenn zu viel dieses Metalls über die Nahrung aufgenommen wird, kann sich dies schädlich auf die Gesundheit auswirken. Weil die ermittelten Aluminiumgehalte die erlaubten Grenzwerte überschritten, empfehlen die Forscher, die Aufnahme solcher Speisen zur Sicherheit so weit wie möglich zu reduzieren.

Dass Fertiggerichte in der Regel nicht so gesund sind wie eine frisch zubereitete Mahlzeit, ist bekannt. Vor allem Fastfood hat durch die zugesetzten Konservierungsstoffe einen schlechten Ruf. Zudem kann es bedenkliche Mengen an gesundheitsschädlichen Weichmachern enthalten, sogenannten Phthalate, die es aus den Kunststoffverpackungen aufnimmt.

Aluminium kann schädlich sein

Auch bei Aluminiumfolien ist bereits bekannt, dass sie in Kontakt mit sauren oder salzhaltigen Lebensmitteln Metallionen an das Essen abgeben können. Das Problem dabei: Aluminium gilt als potenziell schädlich für das Nervensystem und die Fruchtbarkeit, wenn es in größerer Menge oder länger anhaltend aufgenommen wird. Im Extremfall könnte es sogar Alzheimer fördern.

Jetzt zeigt sich: Dieses Problem tritt offenbar häufig bei Kantinenessen auf, das oft in unbeschichteten Aluminiumschalenwarmgehalten und serviert wird. Dies geht aus stichprobenartigen Untersuchungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) hervor, das nun vor erhöhten Aluminiumgehalten in Fertiggerichten warnt.

Aluschalen im Test

Die Forscher des BfR testeten vier unbeschichtete Aluminiumschalen mit säurehaltigen Lebensmitteln wie Sauerkraut, Apfelmus oder passierten Tomaten. Dazu bereiteten sie das jeweilige „Menü“ nach dem Cook&Chill-Verfahren zu, das als Standard bei vielen Kantinen und Essenslieferanten angewendet wird:

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Nach dem Abfüllen des heißen Menüs in die Aluschale wird das Gericht schnell abgekühlt und bis zur Essensausgabe im Kühlschrank gelagert. Kurz vor dem Essen wird es dann wieder erhitzt und bis zum Verzehr warm gehalten. Im Test des BfR wählten die Forscher eine Warmhaltezeit von zwei Stunden.

Aluminium wandert ins Essen

Bei der anschließenden Analyse des Aluminiumgehaltes aus den Essensproben fanden die Wissenschaftler in allen Fällen bedenklich erhöhte Werte. Der Grenzwert für die Freisetzung von Aluminium, der vom Europarat auf fünf Milligramm Aluminium je Kilogramm Lebensmittel vorgegeben ist, wurde erheblich überschritten, berichten die Forscher.

Die Toleranzgrenze für die wöchentliche Aufnahme von Aluminium über Nahrung und Getränke liegt bei 1 Milligramm Aluminium je Kilogramm Körpergewicht. Bei täglichem Verzehr von 200 Gramm säurehaltigen Lebensmitteln aus unbeschichteten Aluminiumschalen würde ein Mensch pro Woche etwa 0,5 Milligramm Aluminium aufnehmen, schätzt das BfR. Damit wäre allein durch Fertigmahlzeiten bereits die Hälfte des als unbedenklich geltenden Aluminiumkontingents verbraucht.

Noch nicht schädlich, aber bedenklich

Für sich allein betrachtet sind die Werte dem BfR zufolge noch kein Grund zur Besorgnis. Jedoch nehmen wir auch aus anderen Quellen Aluminium auf, zum Beispiel durch Trinkwasser oder Getreideprodukte, die Aluminium aus dem Boden aufnehmen können. Zusammen wäre die Toleranzgrenze für Aluminium dann rasch überschritten, warnt der BfR.

Das muss nicht notwendigerweise sofort schädliche Wirkungen zur Folge haben, weil die Grenzwerte sehr streng gewählt sind. Es schmälert aber in jedem Fall den Sicherheitsabstand, betonen die Forscher.

Nach Möglichkeit meiden

Weil die Belastung mit hohen Aluminiumgehalten in Lebensmitteln ohnehin gegeben ist, empfiehlt das BfR, jede zusätzliche Aufnahme möglichst zu minimieren oder besser ganz zu meiden. „Dies gilt vor allem für empfindliche Verbrauchergruppen wie Kleinkinder oder Senioren, die unter Umständen täglich Speisen verzehren, die in Aluminiumschalen warmgehalten werden“, betont BfR-Präsident Andreas Hensel.

Bei gesunden Menschen wird ein Großteil des aufgenommenen Aluminiums über die Niere ausgeschieden. Doch im Körper verbleibendes Aluminium kann sich im Laufe des Lebens vor allem in der Lunge und dem Skelettsystem anreichern. Dies kann schädliche Wirkungen auf das Nervensystem oder die Fruchtbarkeit haben, sowie die Knochenentwicklung negativ beeinflussen.

(Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), 30.05.2017 – CLU)

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