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Archäologie

40.000 Jahre alte Knochenflöte entdeckt

Musikinstrument der Eiszeit aus einer Höhle der Schwäbischen Alb

Das neu entdeckte Flötenfragment wurde aus Gänsegeierknochen gefertigt und ist rund 40.000 Jahre alt. © V. Marquardt / Universität Tübingen

Uraltes Instrument: In einer Höhle der Schwäbischen Alb haben Archäologen ein rund 40.000 Jahre altes Flötenfragment entdeckt. Das Instrument besitzt zwei Ansätze für Grifflöcher und wurde aus einem Gänsegeier-Knochen geschnitzt. Die Flöte ist ein weiterer Beleg dafür, dass unsere Vorfahren schon während der Eiszeit die Flusstäler südlich der Schwäbischen Alb besiedelten.

Schon vor 40.000 Jahren machten unsere Vorfahren Musik. Dies belegen einfache Musikinstrumente, die Archäologen in Höhlen am Rand der Schwäbischen Alb entdeckt haben. Unter den Funden sind eine gut 40.000 Jahre und eine rund 37.000 Jahre alte Flöte aus Mammutelfenbein. Sie gelten als die ältesten Belege für Musikinstrumente bei frühen Steinzeitmenschen in ganz Europa.

Flöte aus Geierknochen

Jetzt haben Nicholas Conard von der Universität Tübingen und seine Kollegen ein weiteres Flötenfragment in einer der Höhlen der Schwäbischen Alb entdeckt. Das 4,2 Zentimeter lange und neun Millimeter dicke Instrumentenstück ist rund 40.000 Jahre alt und wurde bei der Untersuchung von Sedimenten aus der Vogelherdhöhle gefunden.

Dass es sich um eine Flöte handelt, ist nach Angaben der Archäologen an zwei Ansätzen von Grifflöchern sowie der charakteristischen Überarbeitung der Oberfläche zu erkennen. Die archäozoologische Bestimmung ergab, dass es die Flöte aus einem Vogelknochen gefertigt wurde, möglicherweise einem Gänsegeier.

So sahen die Eiszeit-Instrumente aus: Diese nahezu komplette Flöte aus einem Gänsegeierknochen wurde bereits 2008 in der Hohle Fels-Höhle gefunden. © H. Jensen / Universität Tübingen

Flusstäler als eiszeitliches Refugium

Die Vogelherdhöhle im Lonetal ist eine der bedeutendsten archäologischen Fundstellen Deutschlands. Hier wurden schon 1931 die ersten figürlichen Kunstwerke ausgegraben. Vom Vogelherd stammen mit Abstand die meisten bisher bekannten eiszeitlichen Kunstwerke und Flötenfragmente, darunter das berühmte Mammut.

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Forscher vermuten, dass erste Vertreter des Homo sapiens das mildere Klima in den Tälern der Donau und ihrer Nebenflüsse als eine Art Korridor nutzten. Vor einer sehr kalten Phase der letzten Eiszeit vor rund 40.000 Jahren konnten sie so die Region südlich der Schwäbischen Alb besiedeln und in den dortigen Höhlen Schutz finden. Dies erklärt, warum in diesem Gebiet die ältesten Funde der sogenannte Aurignacien-Kultur gemacht wurden.

Unter anderem deshalb gilt diese Region als Ort des „Weltkultursprungs“. Im Juli wird die UNESCO darüber entscheiden, ob sechs der Höhlenfundstellen am Rand der Schwäbischen Alb in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen werden.

(Eberhard Karls Universität Tübingen, 20.04.2017 – NPO)

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