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Ernährung

Eine Prise Salz gegen den Durst

Salziges Essen steigert Energiebedarf und Hunger, aber nicht den Durst

Salziges Essen macht hungrig statt durstig - das legen zumindest neue Studien nahe. © pompi / pixabay

Von salzigem Essen muss man mehr trinken? Diese Binsenweisheit wird nun in Frage gestellt. Denn zwei neue Studien zeigen genau das Gegenteil: Als „Kosmonauten“ auf einer simulierten Mars-Mission mehr Salz zu essen bekamen, speicherten sie daraufhin mehr Wasser im Körper und tranken sogar weniger. Stattdessen hatten sie einen größeren Energiebedarf und verspürten mehr Hunger.

Wenn man salziges Essen zu sich nimmt, produziert der Körper mehr Urin, weil er das Salz wieder loswerden will. Die zusätzliche Flüssigkeit dafür müssen wir durch vermehrtes Trinken aufnehmen – so nahm man bisher an. Dass diese These überdacht werden muss, zeigen nun zwei Studien von Jens Tietze von der Vanderbilt University und seinem internationalen Team.

Kontrollierte Bedingungen

Um zu untersuchen, wie sich Salz im Essen auf unser Trinkverhalten auswirkt, nutzten die Wissenschaftler die streng kontrollierten Bedingungen einer simulierten Marsmission. Die Testkandidaten waren dabei 105 oder 205 Tage lang unter ständiger Beobachtung in einer Raumschiffattrappe eingeschlossen. Eine ideale Voraussetzung, um die Ernährung und den Flüssigkeitshaushalt genauestens zu protokollieren.

Das Mars500-Menü einer simulierten Mission aus dem Jahr 2011. © ESA

Alle Teilnehmer bekamen zu Beginn identisches Essen aufgetischt. Im Laufe der Simulation wurde der Salzgehalt der Mahlzeiten stufenweise geändert. Wie erwartet verstärkte salzigere Nahrung den Durst der Teilnehmer – jedoch nur kurzfristig. Auf lange Sicht tranken die Probanden bei erhöhtem Salzgehalt hingegen insgesamt weniger als bei salzärmerer Ernährung.

Dennoch stieg die Menge an Urin durch die salzreiche Ernährung an. Woher kam aber die zusätzliche Flüssigkeit? Einerseits wurde vermehrt Wasser als Stoffwechselprodukt im Körper selbst gebildet, sagen die Forscher. Andererseits löste das Salz in den Nieren eine Art Wasserspar-Mechanismus aus.

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Harnstoff hält Wasser zurück

Bisher nahm man an, dass Salz im Urin zusätzliche Wassermoleküle in den Harn zieht, dort „bindet“ und so aus dem Körper entfernt. Doch die Ergebnisse von Titze legen nahe, dass das Wasser stattdessen verstärkt in die Niere und den Körper zurücktransportiert wird. Welche Kraft dahinter steckt, untersuchten die Forscher in einer weiteren Studie mit Mäusen.

Dort fanden sie heraus, dass vermutlich Harnstoff in den Nieren eine wichtige Rolle spielen könnte. Das Stoffwechselprodukt wirke der wasserbindenden Kraft der Salzionen entgegen, so die Forscher. „Harnstoff hält das Wasser im Körper, wenn wir Salz ausscheiden. So wird das Wasser zurückgehalten, das sonst durch das Salz in den Urin hineingetragen würde“, erklärt Tietzes Kollege Friedrich Luft.

Salz macht hungrig

Eine gesteigerte Salzaufnahme führte bei den Mäusen außerdem zu einer erhöhten Produktion von Harnstoff in Leber und Muskelzellen. Das steht den Forschern zufolge in Zusammenhang mit dem geringeren Flüssigkeitsbedarf.

Statt durstiger wurden die Mäuse durch die salzige Ernährung hungriger, weil die Produktion des zusätzlichen Harnstoffes und des körpereigenen Wassers aus dem Stoffwechsel den Körper Energie kostet. Auch die menschlichen Testteilnehmer der Marsmission hatten nach der Ernährungsumstellung zu salzigem Essen über Hunger geklagt.

Wasserhaushalt besser verstehen

Die neuen Erkenntnisse lassen die Rolle des Harnstoffs in neuem Licht erscheinen. „Harnstoff ist nicht nur ein Abfallprodukt, wie wir bisher angenommen hatten, sondern ein sehr wichtiger Osmolyt“, fasst Luft zusammen. „Das ist eine Verbindung, die Wasser an sich bindet und so hilft, es zu transportieren.“

Die Ergebnisse der Forscher sind dabei nicht nur für die Ernährungspläne einer Marsmission interessant, sondern können auch hier auf der Erde helfen, den Wasserhaushalt im Körper besser zu verstehen. (The Journal of Clinical Investigation, 2017; doi: 10.1172/JCI88530, doi: 10.1172/JCI88532)

(Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft, 19.04.2017 – CLU)

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