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Medizin

Doppelschlag gegen Pankreas-Krebs

Vorbehandlung erhöht Erfolg der Chemotherapie bei Bauchspeicheldrüsenkrebs

Bauchspeicheldrüsenkrebs gehört zu den aggressivsten und am schwersten zu bekämpfenden Krebsarten. © Eraxion/ iStock.com

Erfolg gegen hartnäckige Tumore: Eine neuartige Vorbehandlung könnte die Chemotherapie gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs wirksamer machen. Dabei wird ein ursprünglich gegen Schlaganfall zugelassenes Mittel eingesetzt, das das Umfeld des Tumors schwächt – und ihn sensibler für die Chemotherapie macht. Im Test an Mäusen und menschlichem Tumorgewebe erhöhte dies den Therapieerfolg signifikant, wie die Forscher berichten.

Bauchspeicheldrüsenkrebs gehört zu den aggressivsten und am schwersten zu bekämpfenden Krebsarten überhaupt: Die Überlebensrate nach fünf Jahren liegt seit Jahrzehnten nur bei sieben Prozent – allen Fortschritten der Onkologie zum Trotz. Selbst eine Kombination mehrerer Chemotherapeutika kann das Fortschreiten der oft inoperablen Tumoren nur selten aufhalten.

Angriff aufs „Nest“ des Tumors

Doch jetzt könnten Marina Pajic vom Garvan Institute of Medical Research im australischen Darlinghurst und ihre Kollegen einen vielversprechenden neuen Ansatz gegen den Bauchspeicheldrüsenkrebs gefunden haben. Ihre Idee: Sie setzen einen Wirkstoff ein, der den Tumor schon vor der Chemotherapie schwächt, indem er sein Umfeld schädigt.

Pankreas-Tumore verändern die Gewebe und Blutgefäße in ihrer unmittelbaren Umgebung, um so ihr Wachstum zu optimieren. Sie bauen sich mit diesem sogenannten Stroma quasi ein „Nest“, wie viele andere Krebsgeschwulste auch. Und genau an diesem „Nest“ setzt die Behandlung der Forscher an.

Geschwächte Tumorumgebung

Für ihre Studie verabreichten die Wissenschaftler krebskranken Mäusen drei Tage lang den Wirkstoff Fasudil, ein bereits in Japan gegen Schlaganfälle zugelassenes Medikament. Gleichzeitig versetzen sie Proben verschiedener Pankreas-Tumore von menschlichen Patienten mit diesem Wirkstoff. Mit Hilfe spezieller Mikroskope und Nanopartikel-Biomarkern verfolgten die Forscher dann, wie sich das Stroma veränderte.

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Das Ergebnis: „Wir konnten sehen, wie das Stroma mit der Zeit schwächer wurde“, berichtet Koautor Paul Timpson vom Garvan Institute. Die sich im umliegenden Gewebe ausbreitenden Biomarker belegten zudem, dass die Blutadern im Umfeld des Tumors löchrig wurden.

Längeres Überleben, weniger Metastasen

Der eigentliche Nutzen dieser Behandlung manifestierte sich jedoch erst im zweiten Schritt: Als die Forscher nun die Mäuse und Tumorzell-Kulturen mit der herkömmlichen Kombinations-Chemotherapie behandelten, wirkte diese besser als ohne diese Vorbehandlung. Die mit dem „Doppelschlag“ behandelten Mäuse überlebten signifikant länger und bekamen seltener Metastasen in der Leber als die allein mit der Chemotherapie behandelten Kontrolltiere.

„Damit haben wir erstmals gezeigt, dass es entscheidend ist, zuerst das Stroma zu behandeln und dann erst den Tumor“, sagt Pajic. „Auch das Timing beider Therapieschritte ist wichtig, um den Effekt zu maximieren und die Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten.“

Wie die Forscher herausfanden, wirkt ihre Doppelschlag-Therapie am besten bei den Pankreas-Tumoren, die von einem großen Stroma und einem dichten Geflecht von Blutgefäßen umgeben sind. Sie haben bereits einen Test entwickelt, mit dem sich die voraussichtliche Anfälligkeit des Krebses im Vorfeld ermitteln lässt.

Klinische Studie schon in Planung

Ein großer Vorteil der neuen Vorbehandlung: Der Wirkstoff Fasudil ist bereits als Medikament zugelassen und wird in ähnlicher Dosierung wie für die Krebs-Vortherapie nötig schon eingesetzt, wie die Forscher berichten. „Das macht eine Umwidmung für die Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs sehr viel einfacher“, sagt Pajic.

Die Wissenschaftler planen bereits eine erste klinische Studie mit Krebspatienten, in der vor allem die Sicherheit der Behandlung überprüft werden soll. Sie hoffen, dass diese Art der Vorbehandlung durch eine Schwächung des Stromas in Zukunft vielleicht auch bei anderen hartnäckigen und therapieresistenten Tumoren wirksam sein könnte. (Science Translational Medicine, 2017; doi: 10.1126/scitranslmed.aai8504)

(Garvan Institute of Medical Research, 06.04.2017 – NPO)

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