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Klima

Urwald stoppte Vormarsch des Homo sapiens

Erst ein Klima-Umschwung ebnete den Weg nach Europa

Ein undruchdringlich erscheinender Urwald stoppte wohl einst die Weiterwanderung des Homo sapiens. © Pixabay

Durch dichtes Dickicht aufgehalten: Undurchdringlicher Urwald war offenbar schuld daran, dass der Homo sapiens auf seiner Wanderung nach Europa zunächst im heutigen Israel gestoppt wurde. Das legen nun Analysen von Pollen aus Meeressedimenten nahe. Demnach mied der moderne Mensch den Wald, weil er dort weniger gut auf die Jagd gehen konnte als in weiter südlich gelegenen Steppenlandschaften. Erst als sich das Klima vor rund 50.000 Jahren änderte, setzte er seine Wanderung fort.

Die Wiege der Menschheit stand in Afrika. Vor rund 200.000 Jahren bildete sich dort der Homo sapiens heraus und verbreitete sich anschließend über die ganze Erde. Seine Hauptzugroute verlief nach Norden über die sogenannte Levante, dem östlichen Küstenstreifen und Hinterland des Mittelmeers. Im nördlichen Teil verzweigte sich die Wanderung nach Asien und nach Europa.

Doch der Vormarsch des Homo sapiens auf den europäischen Kontinent geriet zunächst ins Stocken: „Im Gebiet des heutigen nördlichen Israels gab es eine Art Flaschenhals“, berichtet Thomas Litt von der Universität Bonn. Vor rund 100.000 Jahren stoppte an diesem Engpass entlang des Jordangrabens die Weiterwanderung des modernen Menschen, wie archäologische Funde dokumentieren. Einige Experten glauben, dass eine Klimaverschlechterung mit zunehmender Trockenheit dafür verantwortlich gewesen sein könnte.

Urwald statt Wüste

Litt und seine Kollegen kommen nach umfangreichen Bohrungen im Toten Meer nun jedoch zu einem ganz anderen Schluss. Die Wissenschaftler stießen insgesamt 455 Meter tief in die Sedimente am Meeresgrund vor und entdeckten dabei verräterische Pflanzenpollen. Die Analyse diesestausende Jahre alten Blütenstaubs erlaubte schließlich Rückschlüsse auf das Klima der Region.

Es offenbarte sich: Vor rund 90.000 bis 130.000 Jahren hatte es der Homo sapiens dort nicht mit Wüsten zu tun – sondern mit Urwald. Dieser befand sich offenbar im heutigen westlichen Syrien und Libanon und stellte eine undurchdringliche Barriere dar. Vermutlich mied der moderne Mensch diese Umgebung vor allem, weil er dort nicht seine gewohnte Nahrung gefunden hätte: „Die Menschen jagten Wild als ihre Lebensgrundlage – und das fanden sie vor allem in Steppenlandschaften“, sagt Litt.

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Bessere Jagdbedingungen im Süden

Südlich des „Flaschenhalses“ in Israel und Jordanien waren solche offenen Landschaften mit Gräsern, Steppen-Beifuß und einzelnen Baumgruppen hingegen verbreitet, wie das Team herausfand. Dort waren die Bedingungen für die Jagd ideal. Der dichte Wald weiter nördlich muss den Menschen im Vergleich dazu weit weniger paradiesisch erschienen sein.

Erst eine Klimaveränderung ebnete dem Homo sapiens schließlich doch noch den Weg nach Europa: Vor 50.000 bis 60.000 Jahren wurde es im ostmediterranen Raum deutlich trockener. Der Wald im Norden verschwand und die Steppe im heutigen Israel und Jordanien dehnte sich über die gesamte Levante aus. „Ab diesem Zeitraum setzte die Weiterwanderung nach Norden ein, was sich auch anhand von datierten Homo sapiens-Skeletten belegen lässt“, schließen die Wissenschaftler.

(Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 20.12.2016 – DAL)

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