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Astronomie

Ringschwund am Saturn

Gewaltige Eruption gibt Hinweis auf Verschwinden der Außenringe

Die NASA-Raumsonde Cassini hat eine gewaltige Eruption atomaren Sauerstoffs in den äußeren Ringen des Saturn beobachtet. Sie könnte ein Hinweis darauf sein, das der dünne, ausgefranste E Ring des Planeten so schnell erodiert, dass er innerhalb der nächsten 100 Millionen Jahre verschwindet.

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Während die Raumsonde sich darauf vorbereitete, in die Umlaufbahn um den Saturn einzuschwenken, registrierte der Ultraviolett-Spektrograph (UVIS) der Raumsonde Sauerstoffatome, die auf der dunklen Seite des Planeten in einer großen Wolke durch das All rasten. Nach Schätzungen von Donald Shemansky von der Universität von Südkalifornien wurden bei der Eruption rund 125 Millionen Kilogramm Sauerstoff plötzlich und innerhalb kürzester Zeit freigesetzt.

Überraschung im Ultraviolett

„Wir sind noch nicht sicher, ob dies ein vorübergehendes Ereignis oder Teil eines Routine-Recycling-Prozesses in der Magnetosphäre des Saturn ist. Im Moment vermuten die Wissenschaftler, dass die Sauerstofferuption durch die Kollision von Eispartikeln des äußeren E Rings mit Material in einem der Hauptringe A,B oder C verursacht worden sein könnte“, erklärt Shemansky. „Es könnte jedoch auch eine Meteoritenkollision oder aber ein Ausbruch von eisigem Schlamm auf dem Mond Enceladus gewesen sein.“

Trotz des scheinbar friedlichen Eindrucks, den der Saturn von der Erde aus betrachtet macht, ist er alles andere als das. Die ersten detaillierten UV-Bilder der Cassini-Mission enthüllten bereits eine dynamische Welt voller komplexer, verflochtener Eisringe, kannibalistischer Monde, mehr als 1.000 Stundenkilometer schneller Winde und hochenergetischer Polarlichter.

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Monde keine „Ringfresser“

Zwei Monate nach der ersten Sichtung der Sauerstofferuption beobachteten Shermansky und sein Team, dass sich die Wolke nahezu genauso schnell wieder aufgelöst hatte, wie sie entstanden war. Nach Ansicht von Shermansky ist dies jedoch nicht auf das so genannte „Satellitenkehren“ zurückzuführen, einen Prozess, durch den auch die freien Bereiche zwischen den Ringen entstanden sein sollen. Dabei „sammeln“ die begleitenden Monde das entstehende Geröll auf oder lenken es ab.

„Die Rate, mit der wir Material aus den äußeren Ringen hinausfliegen sahen, deutet darauf hin, dass ein Massenäquivalent zum gesamten E Ring innerhalb von nur 100 Millionen Jahren verschwinden würde, wenn nicht Material nachgeliefert wird“, so Shermansky. Die Ringe von Gasgiganten wie dem Saturn bestehen aus steinigem Geröll und Trümmerstücken von Monden, die durch die Schwerkraftwellen des Planeten oder eines einschlagenden Asteroiden zerbrochen sind. Daher gellten Ringe auch als relativ unbeständige Phänomene, die sich im Laufe von Milliarden Jahren auch wieder zerstreuen.

Recycling-Prozess vermutet

“In Anbetracht der Tatsache, dass die äußeren Ringe zu dieser Zeit präsent sind bedeutet, dass das System durch interaktive Plasmaprozesse immer wieder aufgefüllt worden sein muss“, ergänzt Shermansky. „Offensichtlich sagt uns der Fakt, dass etwas die winzigen Partikel der äußeren Ringzonen mit hoher Rate aufzehrt, dass es eine Arte Recyclingprozess geben muss, der die Verluste ausgleicht.

Die farbigen Ringe des Saturn scheinen deutlich jünger als ihr Planet zu sein. Forscher vermuten, dass sie nur rund 100 Millionen Jahre alt sind – nach kosmologischen Maßstäben extrem jung. Sie nehmen auch an, dass der Saturn im Laufe seiner Geschichte bereits mehrere unterschiedliche Ringsystem besaß.

(University of Southern California, 17.12.2004 – NPO)

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