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Archäologie

Clovis-Jäger waren nicht die Ersten in Südamerika

Fund in Argentinien enthüllt Neues über die Besiedlung Amerikas

Diese Steinwerkzeuge belegen: Schon vor der Ankunft der Clovis-Menschen lebten Jäger in Südamerika. © PLoS ONE/ Politis et al (2016)

Eiszeitlicher Schlachtplatz: Forscher haben Steinwerkzeuge und Überreste zerlegter Tiere aus der Pampa Argentiniens datiert. Die Funde sind rund 14.000 Jahre alt – und stellen damit erneut die Clovis-Jäger als die Erstbesiedler Amerikas infrage. Demnach erreichten Menschen den Südkegel Lateinamerikas bereits vor der Ausbreitung dieser Kultur, wie Wissenschaftler im Fachmagazin „PloS ONE“ berichten.

Die ersten Menschen, die Fuß auf den amerikanischen Kontinent setzten, kamen aus Asien. Sie wanderten wahrscheinlich über die Bering-Landbrücke nach Amerika ein – und eroberten ihre neue Heimat Stück für Stück vom Norden aus. Im Laufe kurzer Zeit erschlossen sich die Vorfahren der amerikanischen Ureinwohner nicht nur ganz Nordamerika, sondern breiteten sich auch auf der südlichen Hemisphäre des Kontinents aus.

Gängige Theorien gehen davon aus, dass es auch diese ersten Einwanderer waren, die nach ihrer Ankunft die Clovis-Kultur begründeten. Von dieser angeblich ältesten eigenständig in Amerika entstandenen Kultur finden sich noch heute vor allem auf dem nordamerikanischen Kontinent charakteristische Werkzeug- und Waffenrelikte wie Speerspitzen. Sie zeugen von dem Leben der Jäger und Sammler, die dort schon vor etwa 13.000 Jahren lebten.

Zu den Funden zählen auch Überreste eiszeitlicher Fauna wie diese Knochenfragmente eines Riesenfaultiers. © PLoS ONE/ Politis et al (2016)

Aufschlussreiche Relikte

Doch jüngst entdecken Wissenschaftler immer wieder Belege dafür, dass die Clovis-Jäger doch nicht zu den ersten Menschen auf dem amerikanischen Kontinent gehörten. Forscher um Gustavo Politis von der Universidad Nacional del Centro de la Provincia de Buenos Aires haben in der Pampa Argentiniens nun aufschlussreiche Relikte untersucht, die diese These weiter untermauern.

Am Fundort „Arroyo Seco 2“ gruben die Archäologen Artefakte und Knochen aus – darunter Steinwerkzeuge und Überreste einer Vielzahl von Tieren wie dem Riesenfaultier Megatherium amercianum oder dem Urzeitpferd Equus neogeus. Nicht nur die Steinwerkzeuge deuten darauf hin, dass hier einst Menschen im Spiel waren. Auch die konzentrierte Ansammlung von Knochen an bestimmten Stellen sowie Schnitt- und Ritzspuren an einigen Skelettfragmenten sind ein starkes Indiz: Die Tiere wurden einst von Menschenhand geschlachtet und verspeist.

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Ankunft schon vor den Clovis

Das Besondere: Mithilfe von Radiokarbon-Analysen datierten die Wissenschaftler das Alter dieser Relikte auf 13.068 bis 14.064 Jahre. Die Clovis-Jäger sollen den südlichen Kegel Südamerikas jedoch erst später erreicht haben. „Unsere Daten legen nahe, dass sich der Homo sapiens den Kontinent bereits vor der Ausbreitung der Clovis-Kultur erschlossen hat“, schreiben Politis und seine Kollegen. Demnach handelt es sich bei den Funden um Hinterlassenschaften einer Vor-Clovis-Kultur.

Auch andere Funde lassen diesen Schluss zu. So gibt es zum Beispiel in der Ausgrabungsstätte Monte Verde in Chile menschliche Relikte, die 14.000 bis 14.500 Jahre alt sind. Für die Archäologen ist damit klar: Menschen kamen bereits vor rund 14.000 Jahren am Südkegel Lateinamerikas an. „Diese Ankunft könnte der letzte Schritt der Besiedlung Amerikas gewesen sein“, so das Team. (PLoS ONE, 2016; doi: 10.1371/journal.pone.0162870)

(PLoS ONE, 29.09.2016 – DAL)

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