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Medizin

Tuberkulose: Blitz-Heilung durch neues Antibiotikum

R207910 wirkt auch gegen Multi-Medikamente resistente Stämme

Wissenschaftler am Forschungsinstitut Johnson & Johnson Pharmaceutical Research and Development (J&JPRD) haben ein neues Antibiotikum entwickelt, dass im Tierversuch besser und schneller wirkt als die bisherigen Mittel gegen Tuberkulose-Infektionen. Die Wissenschaftler stellen ihre neue Anti-Tuberkulose-Zusammensetzung jetzt in der aktuellen Ausgabe des Science Express, der Online-Version des Wissenschaftsmagazins Science, vor.

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Das Mittel mit dem Namen R207910 gehört zu einer neuen Familie von Anti-Tuberkulose-Wirkstoffen (Diarylquinolines (DARQ)), und hat nach Angaben der Wissenschaftler mehr antibiotische Eigenschaften, als zur Zeit verwendete Medikamente und das sowohl einzeln als auch in Kombinationen. Wie die Forscher am J&JPRD zusammen mit Kollegen am Schwedischen Institute für Infektionskrankheiten-Steuerung in Solna, Schweden, und der Pitie-Salpetriere Schule für Medizin in Paris, Frankreich feststellten, war R207910 beispielsweise besser geeignet, um eine Infektion in den Lungen von Mäusen abzuklären, als eine Kur mit dem dreifachen Cocktail, der gegenwärtig von der Weltgesundheits-Organisation (WHO) empfohlen wird. Weiterhin konnten Cocktails mit R207910 Infektionen in Mäusen in der halben Zeit klären, die normalerweise benötigt werden.

„Das Medikament wirkt über einen neuen Mechanismus von Vorgängen und ist deshalb gegen alle Multi-Medikamente resistente (MDR) Stämme von Tuberkulose aktiv, soweit das bis jetzt geprüft wurde“, erklärt Dr. Koen Andries, vom Distinguished Research Fellow, Antimicrobial Research am J&JPRD. „Eine Kombination mit. R207910, aber ohne Rifampin (eines der aktuellen Tuberkulose-Medikamente), sieht besonders vielversprechend aus. Eine Kombination ohne Rifampin wäre kompatibel mit Anti-HIV-Medikamenten und würde sich gut für die Behandlung solcher Patienten eignen, die eine Co-Infektion mit HIV und TB haben.“

Tuberkulose: zwei Millionen Todesfälle pro Jahr

Die Weltgesundheits-Organisation (WHO) hat Tuberkulose vor kurzem zu einer globalen Gesundheitskrise erklärt. Sie infiziert bereits jetzt ein Drittel der Weltbevölkerung und verursacht nahezu neun Millionen neue Fälle von aktiver Tuberkulose und zwei Millionen Todesfälle pro Jahr. Unglücklicherweise entwickeln viele Stämme eine Resistenz gegen mehrere, heute zur Behandlung der Krankheit, verwendeten Antibiotika. Mehr als 300.000 neue Fälle von Multi-Medikamente resistenter Tuberkulose werden pro Jahr entdeckt, besonders in Osteuropa und Zentralasien.

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„Seit geraumer Zeit arbeitet die Wissenschaft an einem Medikament, das sicher und effektiv ist und die Patienten in kürzerer Zeit vollständig heilt“, erklärt Andries. „Ein neues Medikament, das die effektive Behandlung von Tuberkulose verkürzt oder vereinfacht würde die Tuberkulose-Steuerungs-Programme dramatisch verbessern.“

In den letzten 40 Jahren wurden keine neuen Anti-Tuberkulose-Medikamente in die Kliniken gebracht, und obwohl die Ärzte über wirkungsvolle effektive Medikamente zur Direktbehandlung verfügen, gibt es Schwierigkeiten dabei, diese Medizin zu den Patienten zu bekommen, die diese Heilmittel benötigen; das andere Problem ist die Behandlung von Patienten mit Erkrankungen, deren Erreger resistent sind.

Nach Meinung von Koen, muss noch ein ganzes Stück Arbeit geleistet werden, um das klinische Potential dieses Wirkstoffs zu ermitteln. Da der Wirkstoff in Phase I Studien mit gesunden, freiwilligen Patienten als sicher und gut verträglich erscheint, wird R207910 nun bei Patienten getestet, die an einer aktiven Lungentuberkulose erkrankt sind.

(ots, J&JPRD, 13.12.2004 – DLO)

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