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Technik

3D-Film: Die Technik spielt keine Rolle

"Echte" 3D-Filme und nachträglich konvertierte Streifen wirken auf Zuschauer ähnlich

Aufwendig produziert oder nachträglich bearbeitet? Für das Filmerlebnis spielt das kaum eine Rolle. © Nyul/ iStock.com

Filme zum Greifen nah: Ob ein 3D-Film bereits aufwendig als solcher produziert oder erst später am Computer konvertiert wird, macht für Zuschauer kaum einen Unterschied. Das legt nun ein Experiment nahe. Demnach fühlen sich Betrachter bei beiden Technologien ähnlich stark in filmische Szenen hineingezogen, wie Mainzer Psychologen berichten. Die teurere Produktionsmethode bringe für das Filmerlebnis offenbar keine Vorteile.

Das Geisterschiff, das plötzlich mitten durchs Kino segelt, ein Schwert, das den Sitznachbarn aufzuspießen scheint – ohne 3D geht im Kino inzwischen fast gar nichts mehr. Denn dreidimensionale Filme sind beim Publikum äußerst erfolgreich. Kein Wunder, schließlich sind die Betrachter dank der Technologie mehr als nur Zuschauer. Sie können mitten dabei sein im Geschehen und die Geschichte hautnah miterleben.

Damit das gelingt, nehmen bei der Filmproduktion zwei Kameras die Szene auf, die etwa in Augenabstand nebeneinander platziert sind. Denn wir sehen räumlich, wenn das linke und das rechte Auge ein Bild aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Spezielle 3D-Brillen sorgen im Kino dafür, dass das rechte Auge jedes Zuschauers nur das „rechte“ Bild, das linke Auge nur das „linke“ Bild wahrnehmen kann. Das Gehirn setzt diese Informationen zusammen und schon erscheint das Geschehen zum Greifen nah.

Wie gut ist das Filmerlebnis?

Doch Andreas Baranowski und seine Kollegen von der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz haben nun herausgefunden, dass es dieser aufwendigen Technologie für das perfekte Filmerlebnis womöglich gar nicht bedarf. Zu dieser Einschätzung gelangten sie mithilfe eines Experiments, bei dem sie 108 Probanden auf unterschiedliche Art und Weise produzierte Filmausschnitte zeigten.

Die Versuchsteilnehmer bekamen sechs kurze Sequenzen aus den Kategorien Horror-, Action- und Dokumentarfilm zu sehen, die entweder in 2D oder 3D aufgenommen oder nachträglich mithilfe von Algorithmen von 2D in 3D konvertiert worden waren. Anschließend mussten sie das Gesehene bewerten: Fühlten sie sich in den Film hineingezogen, verspürten sie Aufregung oder kam Übelkeit infolge von Kamerabewegungen auf?

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„Echte“ und „künstliche“ 3D-Filme wirken ähnlich

Wie zu erwarten zeigten die Ergebnisse, dass 3D-Filme grundsätzlich ein stärkeres Gefühl erzeugen, in die Erzählung des Films hineingezogen zu werden – vor allem bei Action- und Horrorfilmen. Gleichzeitig verursachten sie aber auch eher die als „Motion Sickness“ bezeichnete Form von leichter Übelkeit.

Ob ein 3D-Film ursprünglich als solcher produziert oder erst nachträglich am Computer umgewandelt worden war, spielte für das Empfinden hingegen kaum eine Rolle. Wie die Forscher berichten, bewerteten die Probanden die gleiche Szene unabhängig von der verwendeten Technologie sehr ähnlich. „Das ist überraschend, wenn man bedenkt, wie viel Aufwand und Geld in die Produktion von echten 3-D-Filmen fließt“, sagt Baranowski.

„Visuelles System überraschend tolerant“

Tatsächlich widerspricht diese Einschätzung der üblichen Annahme, dass die Differenz der unterschiedlichen Blickwinkel beider Augen auf ein Objekt, die sogenannte Stereodisparität, korrekt reproduziert werden muss. „Unser visuelles System scheint aber überraschend tolerant zu sein, wenn es Informationen des linken und rechten Auges zu einem einzelnen stereoskopischen Bild zusammenbringen soll“, so Baranowski.

Eine kleine Einschränkung gibt es laut den Forschern allerdings: Filme der gleichen Technologie seien im Versuch direkt hintereinander gezeigt worden. Es könne demnach vielleicht sein, dass ein direkter Vergleich zweier unterschiedlicher Technologien zu etwas stärkeren Unterschieden im Empfinden führt. Ob die künstlich erzeugten 3D-Filme auch im Kino eine echte Alternative zu den kostenaufwendig produzierten dreidimensionalen Streifen sind, müssen deshalb weitere Experimente bestätigen. (Displays, 2016; doi: 10.1016/j.displa.2016.06.004)

(Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 03.08.2016 – DAL)

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