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Ökologie

Tiefseebergbau: Einzigartige Tierwelt im Abbaugebiet

Bergbau im Pazifik könnte vielen Lebewesen schaden

Der mit Manganknollen übersähte Meeresgrund beheimatet viele Lebewesen - unter anderem dieses seeanemonenähnliche Nesseltier. © Diva Amon/ Craig Smith/ University of Hawaii at M&

Artenreiches Abbaugebiet: Die Clarion-Clipperton-Zone im Pazifik bietet vielversprechende Rohstoffvorkommen, beheimatet aber auch erstaunlich viele Tiere. Das hat nun eine Forschungsexpedition gezeigt. Demnach gehört der Meeresboden des potenziellen Bergbaugebiets in der Tiefsee zu den vielfältigsten Ökosystemen dieser Art. Wie die Wissenschaftler im Fachmagazin „Scientific Reports“ berichten, siedeln dort auch etliche Lebewesen, die der Wissenschaft noch unbekannt sind. Der Bergbau könnte dieser einzigartigen Fauna erheblich schaden.

Die Tiefsee bietet große Rohstoffvorkommen: Am Grund von Pazifik und Atlantik finden sich Manganknollen und andere metallreiche Ablagerungen, die als vielversprechende Quellen für Kupfer, Nickel, Kobalt und andere Metalle gelten. Der Abbau dieser Ressourcen ist daher verlockend und wird intensiv erforscht. Allerdings ist der Tiefseebergbau auch umstritten. Denn das Umpflügen des Meeresbodens verändert empfindliche und für die globalen Stickstoffkreisläufe wichtige Ökosysteme langfristig – Systeme, über die zum Teil erst wenig bekannt ist.

Erkundungstour am Meeresgrund

Alle im Pazifik vergebenen Lizenzgebiete für einen künftigen Abbau von Manganknollen liegen in der sogenannten Clarion-Clipperton-Zone, einer Meeresregion zwischen Mexiko und Hawaii. „Das Interesse, dort Metalle abzubauen, wächst stetig“, schreiben Wissenschaftler um Diva Amon von University of Hawaii in Mānoa. „Doch welche Lebensgemeinschaften in und auf den dortigen Sedimenten heimisch sind, darüber wissen wir kaum etwas.“ Das Team hat nun die Tierwelt in der begehrten Bergbau-Zone erforscht.

Auch diesen Tiefsee-Eidechsenfisch in Begleitung eines Schlangensterns (links) spürte der Roboter am Grund auf. © Diva Amon/ Craig Smith/ University of Hawaii at Mānoa

Für ihre Bestandsaufnahme schickten die Meeresforscher einen ferngesteuerten Roboter auf Erkundungstour in die Tiefe. Dieser beobachtete an vier Standorten innerhalb eines Explorationsgebiets der UK Seabed Resources Ltd das Treiben auf dem Meeresgrund. Dabei lieferte er den Wissenschaftlern unter anderem mithilfe von Kameraaufnahmen einen Eindruck der dortigen Fauna: Wie viele Arten leben am Grund der Clarion-Clipperton-Zone und wie häufig kommen die einzelnen Spezies vor?

Viele neue Arten

Die Ergebnisse zeigen ein Ökosystem mit einzigartiger Artenvielfalt: „Wir fanden heraus, dass diese Region eine der diversesten Megafauna-Gemeinschaften beheimatet, die in solchen Tiefen je entdeckt wurde“, sagt Amon. Insgesamt identifizierte ihr Team mithilfe der Filmanalysen 180 mutmaßlich unterschiedliche Arten von Tieren, die über zwei Zentimeter groß sind. Die Forscher glauben aber, dass ihnen womöglich noch viele Tiere entgangen sein könnten.

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Mehr als die Hälfte dieser Funde sind dem Team zufolge Spezies, die der Wissenschaft bisher unbekannt waren – darunter einige Korallen und Schwämme. Sieben neue Arten konnten die Forscher bereits aus dem Wasser nach oben befördern und weiter untersuchen. DNA-Analysen bestätigten, dass es sich bei ihnen um neue Spezies handelt.

Manganknollen als wichtiger Lebensraum

Die Erkundung offenbart jedoch nicht nur die besondere Vielfalt dieses Ökosystems. Sie deutet auch daraufhin, dass der Tiefseebergbau vielen der beobachteten Tiere schaden könnte. Denn die meisten Lebewesen entdeckten Amon und ihre Kollegen in Bereichen mit besonders hohem Manganknollenvorkommen. „Eine Vielzahl der Tiere scheint von den metallreichen Knollen abhängig zu sein“, schreiben die Wissenschaftler. Schwämme, Korallen und Seelilien etwa wachsen daran fest, während andere Tiere sich wiederum in ihrer Nähe ansiedeln.

Zu wissen, was diese Tiere zum Leben brauchen und wie der Bergbau sie beeinträchtigen könnte, ist den Forschern zufolge essenziell, um die potenziellen Folgen von Bergbauaktivitäten am Meeresboden abschätzen zu können. In Zukunft wollen sie die Ökosysteme der Clarion-Clipperton-Zone deshalb weiter erforschen. (Scientific Reports, 2016; doi: 10.1038/srep30492)

(University of Hawaii at Manoa, 01.08.2016 – DAL)

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