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Gesellschaft

Kleinkinder brauchen Ruhe beim Lernen

Hintergrundgespräche erschweren Kindern das Erlernen neuer Worte

Kinder lernen am besten in einer ruhigen Umgebung © pojoslaw/iStock.com

Ruhe bitte: Lärm beeinträchtigt das Sprachenlernen von Kleinkindern. Denn die Kinder können sich neue Worte bei lauten Umgebungsgeräuschen nur schwer merken. Das haben Forscher in einer Studie festgestellt. Gerade Hintergrundgespräche hindern sie demnach daran, sich neue Worte vernünftig einzuprägen. Eltern sollten deshalb darauf achten, dass sich die Kinder in der Sprechlernphase in einer ruhigen Umgebung befinden.

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Um Dinge zu verstehen und zu lernen, muss sich unser Gehirn auf die wichtigen Informationen konzentrieren und sich diese gezielt merken. Dabei jedoch können Umgebungsgeräusche wie zum Beispiel Hintergrundgespräche oder auch der Fernseher stören, weil sie ablenken. So zeigen Studien, dass sich beispielsweise Frühgeborene bei Lärm die Form eines betasteten Objekts schlechter merken können. Kinder im Schulalter dagegen scheinen von Musikberieselung nicht beim Lernen gestört zu werden.

Wie sich Hintergrundlärm auf das Sprechen lernen von Kleinkindern auswirkt, war bisher unklar. Brianna McMillan von der Universität Wisconsin-Madison und ihre Kollegen haben dies deshalb nun untersucht. „In modernen Haushalten gibt es viele ablenkende Geräusche wie durch den Fernseher, das Radio oder Gespräche im Hintergrund. Das kann Kinder beim Erlernen von Worten beeinflussen“, sagt McMillan.

Merkspiel mit neuen Wörtern

Am Experiment nahmen 106 Kleinkinder im Alter zwischen 22 und 30 Monaten teil. Diese wurden in drei Gruppen aufgeteilt. Die Forscher brachten den Kindern die Namen von Gegenständen bei, die sie vorher nicht kannten. Im Anschluss zeigten sie die Objekte ihren kleinen Probanden und diese sollten daraufhin die Namen richtig zuordnen. So prüften die Forscher, ob die Kinder die neuen Wörter gelernt haben.

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Je lauter die Umgebung, desto schlechter das Ergebnis

In der ersten Gruppe befanden sich die jüngsten der Probanden (zwischen 22 und 24 Monate). Während sie die neuen Worte lernten, wurden sie unterschiedlich lauten Hintergrundgesprächen ausgesetzt. In der zweiten Gruppe wurde der gleiche Test mit etwas älteren Probanden durchgeführt (zwischen 28 und 30 Monate). Die letzte Gruppe hatte eine etwas andere Aufgabe. Sie bekam zwei Wörter in einer ruhigen Umgebung und darauf noch einmal zwei Wörter plus der Definition in einer lauten.

Das Ergebnis: In allen Gruppen konnten nur die Kinder die Worte erfolgreich erlernen, die sich in einer ruhigen Umgebung befanden. „Unsere Studie legt nahe, dass die Erwachsenen auf die Hintergrundgespräche aufpassen sollten, sobald sie mit kleinen Kindern interagieren“, sagt McMillan.

Wichtige Informationen hervorheben

„Das Hören neuer Worte in einer klaren Aussprache und frei von jeglichen Hintergrundgeräuschen kann sehr jungen Kindern dabei helfen, neue Vokabeln zu erlernen“, erklärt McMillans Kollegin, Jenny Saffran. Allerdings sind Kinder während ihres Lernprozesses nur selten in einer vollständig ruhigen Umgebung.

Daher empfehlen die Forscher, die Hintergrundgeräusche zu reduzieren oder wichtige Informationen hervorzuheben. Gerade in Haushalten, welche lauten Straßengeräuschen ausgesetzt sind, können Eltern so ihren Kindern beim Sprechen lernen helfen. (Child Development, 2016; in press)

(Society for Research in Child Development, 21.07.2016 – TKR)

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