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Zoologie

Fregattvögel: Dauerflug im Energiesparmodus

Hochseevögel nutzen atmosphärische Bedingungen geschickt aus

Fregattvögel sind Meister des Ausdauerflugs © Aurelien Prudor/ CEBC CNRS

Ausdauernde Vielflieger: Fregattvögel können wochenlang in der Luft bleiben ohne auch nur einmal zu landen. Wie eine Studie nun zeigt, legen die Hochseevögel dabei pro Tag mehrere hundert Kilometer zurück – und bedienen sich dafür eines raffinierten Tricks. Die Tiere nutzen Aufwinde unter Cumuluswolken als Aufzug, der sie entspannt in luftige Höhen befördert. Beim Abstieg können sie mithilfe von Seitenwinden dann mühelos weite Distanzen überbrücken, berichten Forscher im Fachmagazin „Science“.

Fregattvögel sind wahre Flugkünstler. Vor allem in Sachen Ausdauer kann den Hochseevögeln kaum ein anderer Vogel das Wasser reichen. Schon Kolumbus stellte im 15. Jahrhundert fest, dass die Tiere erstaunlich lange am Stück in der Luft gleiten können – tatsächlich fliegen sie mitunter mehrere Wochen Nonstop über die Ozeane und legen dabei weite Distanzen zurück. Doch wie schaffen sie das?

Diese Frage konnten Wissenschaftler bisher nur unzureichend beantworten. Denn die breite Flügelspannweite der Tiere allein schien ihre meisterliche Flugleistung nicht zu erklären. Die Vögel müssen demnach weitere Tricks in petto haben, die ihnen die ungewöhnlich langen Flüge ermöglichen. Welche das sind, haben nun Forscher um Henri Weimerskirch von der Université de la Réunion in Saint Denis herausgefunden.

Dauerfliegen ist genetisch verankert

Für ihre Untersuchung stattete das Team rund 50 Bindenfregattvögel (Fregata minor) auf der tropischen Insel Europa mit solarbetriebenen Sensoren aus, die die Herzrate, Flügelschlagfrequenz, Beschleunigung, Flughöhe und Position der Tiere erfassten. Auf diese Weise gelang es den Wissenschaftlern erstmals, das Flugverhalten der rätselhaften Dauerflieger genau zu analysieren.

Ihre Ergebnisse enthüllen Erstaunliches: Offenbar legen die Fregattvögel noch weitere Distanzen zurück als bisher angenommen. Im Schnitt flogen die besenderten Tiere eine Strecke von 410 Kilometern pro Tag. Überraschenderweise überbrückten Jungvögel dabei sogar die größten Distanzen. Verlassen sie ihren Geburtsort zum ersten Mal, reisen sie oft tausende Kilometer am Stück und bleiben bis zu zwei Monate in der Luft. Erwachsene begleiten die jungen Tiere nicht – für die Forscher ein Hinweis darauf, dass der Hang zum Dauerfliegen angeboren ist.

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Rasanter Aufstieg im Schlaf

Energiespartrick: Aufwinde unter Cumuluswolken transportieren die Vögel in luftige Höhen © Aurelien Prudor/ CEBC CNRS

Wie aber können die Vögel so lange in der Luft bleiben, ohne zu ermüden? Auch darauf geben die Daten der Wissenschaftler Antwort. Demnach nutzen Fregattvögel geschickt natürliche atmosphärische Bedingungen aus: Sie bedienen sich Zirkulationssystemen unter Cumuluswolken – und lassen sich von den dort herrschenden Aufwinden energiesparend in die Höhe tragen.

Wie Weimerskirch und seine Kollegen berichten, gleiten die Tiere mithilfe dieser Winde bis zu 1.600 Meter hoch. Die rasant aufsteigende Luft befördert sie dabei mit vier bis fünf Metern pro Sekunde empor – ein Aufstieg der offensichtlich sehr entspannend ist: „Unsere Daten zeigen, dass die Vögel während dieser Phase oft mehrere Minuten lang völlig inaktiv sind. Wahrscheinlich schlafen sie“, schreiben die Forscher.

Strecke machen dank Seitenwinden

Aus den luftigen Höhen gleiten die Vögel dann ganz langsam wieder abwärts. Mithilfe von Seitenwinden können sie bei diesem allmählichen Abstieg Strecken von bis zu 60 Kilometern überwinden. Unten angekommen, wartet schon der nächste Aufwind, auf dem die Fregattvögel nach oben steigen, ohne nur einmal mit den Flügeln schlagen zu müssen. Dank dieser Strategie sparen die Meister des Dauerflugs wertvolle Energie – wirklich anstrengen müssen sie sich nur bei der Nahrungssuche.

Doch womöglich geht die Taktik der Fregattvögel in Zukunft nicht mehr auf. Der Klimawandel, so warnen die Wissenschaftler, könnte die meteorologischen Bedingungen in den Heimatregionen der Tiere drastisch verändern und zum Beispiel tropische Wirbelstürme häufiger werden lassen. „Unter solchen Bedingungen könnte das Gleiten in der Höhe für die Tiere zu einer unlösbaren Herausforderung werden“, schreiben sie. (Science, 2016; doi: 10.1126/science.aaf4374)

(CNRS/ Science, 04.07.2016 – DAL)

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