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Mathematik

Wer wird Fußball-Europameister?

Frankreich und Deutschland sind auch statistisch Favoriten

Die Statistik kennt die wahrscheinlichsten Sieger der EM 2016 © iStock.com/ Rulles

Wahrscheinliche Sieger: Wenn in wenigen Tagen europäische Fußballnationen bei der Europameisterschaft aufeinandertreffen, gehen Gastgeber Frankreich und Weltmeister Deutschland als deutliche Favoriten ins Rennen – und zwar auch aus mathematischer Sicht. Berechnungen von Statistikern zufolge stehen für beide Teams die Chancen auf eine Finalteilnahme äußerst gut. Allerdings wird vermutlich nur eins der beiden Länder das Endspiel bestreiten – und wahrscheinlich gegen Spanien antreten müssen.

In gut zwei Wochen beginnt die Fußball-Europameisterschaft. Ab dem 10. Juni treten in Frankreich Europas beste Nationalmannschaften gegeneinander an – die Fans hoffen auf spannende Spiele und natürlich den Sieg „ihrer“ Mannschaft. Doch wer darf am Ende jubeln? Statistiker kennen die Antwort auf diese Frage bereits – möglicherweise.

Forscher um Achim Zeileis von der Universität Innsbruck zeigen auch in diesem Jahr wieder, wer aus mathematischer Sicht zu den Favoriten des Turniers gehört. Mit ihrer Methode hatten sie schon im Jahr 2008 das Euro-Finale, 2010 und 2012 den Welt- und Europameister Spanien und vor zwei Jahren drei von vier WM-Halbfinalisten richtig vorhergesehen.

Wettquoten und statistisches Wissen

Für ihre Prognose verwendeten die Wissenschaftler das sogenannte Buchmacher-Konsensus-Modell. Dabei griffen sie auf die Quoten von 19 Online-Wettanbietern zurück, um die Chancen der einzelnen Teams zu berechnen: „Die Buchmacher wollen natürlich Geld verdienen und setzen ihre Quoten deshalb möglichst realistisch fest. Dabei berücksichtigen sie nicht nur historische Daten, sondern auch die Turnierauslosung sowie kurzfristige Ereignisse wie etwa Spielerausfälle“, sagt Zeileis.

Nach der Bereinigung der Quoten um die Gewinnaufschläge der Wettfirmen lassen diese, kombiniert mit komplexen Rechenmodellen, eine Simulation aller möglichen Spielvarianten und Ergebnisse zu. Das Modell erlaubt die Simulation von Wahrscheinlichkeiten des Finalspiels, indem die Statistiker das Turnier hunderttausendfach virtuell durchspielen und wiederholt von der Gruppenphase über Viertel- und Halbfinalpaarungen letztlich zum Finale kommen – dabei werden alle denkbaren Spielpaarungen durchgespielt.

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Frankreich und Deutschland sind klare Favoriten© Universität Innsbruck

Spanien scheitert im Finale an Frankreich oder Deutschland

Die Zahlenspiele zeigten: „Frankreich und Deutschland gehen aus den Modellen als deutliche Sieger ihrer jeweiligen Gruppen hervor. Dadurch ergibt sich allerdings auch, dass sie mit höherer Wahrscheinlichkeit schon im Halbfinale aufeinandertreffen und nicht erst im Finale – der Sieger dieses Spiels wird nach unserem Modell dann vermutlich auf Spanien treffen“, erklärt Zeileis.

Der Statistik zufolge wird Spanien im Endspiel wahrscheinlich scheitern. Denn die höchsten Chancen auf den Turniersieg hat Frankreich mit einer Wahrscheinlichkeit von 21,5 Prozent, dicht gefolgt von Deutschland mit 20,1 Prozent. Die Gewinnchancen von Titelverteidiger Spanien liegen als Drittplatziertem nur bei 13,7 Prozent. Es folgen England mit 9,2 Prozent Gewinnchance und Belgien mit 7,7 Prozent.

Es bleibt trotzdem spannend

Allerdings: Von einer 100 Prozent sicheren Prognose sind die Statistiker weit entfernt: So galt bei der WM 2014 Brasilien sowohl unter den Buchmachern als auch im statistischen Modell der Forscher als klarer Favorit, schied aber im Halbfinale gegen Deutschland aus – und auch Spanien sahen die Buchmacher und Forscher klar im Halbfinale.

„Es liegt in der Natur von Prognosen, dass sie auch danebenliegen können – sonst wären Fußball-Turniere auch sehr langweilig. Wir liefern Wahrscheinlichkeiten, keine Gewissheiten“, sagt Zeileis. Bis zum Finale im Stade de France bleibt es also spannend.

(Universität Innsbruck, 31.05.2016 – DAL)

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