Auf schnelle Klimaänderungen der letzten Eiszeit reagierte die Geo- und Biosphäre im Nordosten Brasiliens mit bis zu 2.000 Jahren Verzögerung. Das ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern des Zentrums für Marine Tropenökologie, Bremen, des Forschungszentrums Ozeanränder, Bremen, und des GeoForschungsZentrums Potsdam (GFZ).
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Wie die Forscher entdeckten, beeinflusste neben den hydrologischen Änderungen die regionale Beschaffenheit der Ökosysteme die Anpassungszeiten entscheidend. Die Wissenschaftler berichten über ihre in der neuen Online-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Science“.
Mithilfe von Pollenanalysen haben die Forscher die Vegetationsentwicklung im heute semiariden Nordosten Brasiliens enträtselt. Eine genaue geochemische Untersuchung des vom Land eingeschwemmten organischen Materials zeigte, dass das Ökosystem auf abrupte Veränderungen des Klimas stark verzögert reagierte.
Die kurzzeitigen Klimaschwankungen während der letzten Kaltzeit und beim Übergang in die heutige Warmzeit gingen mit wiederholtem Abschmelzen der Eisschilde einher, was erheblichen Einfluss auf die Zirkulation der Weltmeere hatte. Nach den Ergebnissen der Wissenschaftler dokumentieren Meeressedimente vom Kontinenthang Nordostbrasiliens deutlich feuchtere Bedingungen im heutigen Halbwüstenland Nordost-Brasiliens während solcher glazialen Kälteereignisse. Die Forscher vermuten, dass eine Südwärts-Verlagerung der tropischen Regenzone stattgefunden hat.
Da die Tropen von besonders großer Bedeutung für die Klimadynamik unserer Erde sind, ist das Verständnis der Reaktion tropischer Ökosysteme auf abrupte Klimaschwankungen von fundamentaler Bedeutung.
(idw – GeoForschungsZentrum Potsdam, 03.12.2004 – DLO)