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Archäologie

Ältester Steinbruch der Levante entdeckt

Schon vor 11.000 Jahren gruben Menschen nach Feuerstein-Einschlüssen

Blick auf einen Teil des steinzeitlichen Steinbruchs auf dem Kaizer Hill in Israel © Grosman und Goren-Inbar/ PLoS ONE

Heute wächst hier ein Industriegebiet, vor 11.000 Jahre jedoch gruben hier Steinzeitmenschen nach Feuerstein: In der Nähe von Jerusalem haben Archäologen den ältesten Steinbruch der Levante entdeckt. Er wurde von Menschen einer Kultur angelegt, die sich um Übergang von Jägern und Sammlern zu sesshaften Bauern befanden. Von ihrer Tätigkeit im urzeitlichen Steinbruch zeugen Bohrlöcher, Gräben und Abbruchkanten im Gestein.

Die neolithische Revolution brachte einen drastischen Wandel der Lebensweise und Kultur unserer Vorfahren mit sich. Sie begannen, sesshaft zu werden, säten Pflanzen an und hielten Nutztiere – sie wurden von Jägern und Sammlern zu Bauern. Ein der Regionen, in der dieser Übergang besonders früh stattfand, ist die Levante. Hier lebten schon vor rund 11.000 Jahren Menschen in einer Vorstufe des bäuerlichen Lebens.

Fund auf einem Hügel vor der Stadt

Einen Steinbruch dieser früh sesshaften Kultur haben nun die Archäologen Leore Grosman und Naama Goren-Inbar von der Hebräischen Universität Jerusalem in Israel entdeckt. Er liegt auf einem rund 300 Meter hohen Hügel unmittelbar außerhalb der wachsenden Kleinstadt Modiin. Die Forscher datieren die Aktivitäten an diesem Steinbruch auf die Zeit vor rund 11.000 Jahren – er ist damit der älteste bekannte Steinbruch dieser Region.

An der Hügelspitze sind im freiliegenden Kalkstein zahlreiche rundliche Einkerbungen zu erkennen. „Diese beschädigten Felsoberflächen deuten auf eine gezielte Suche nach im Kalkstein eingebetteten Feuersteinen hin“, berichtet Grosman. „Die Menschen gruben sich mit Feuerstein-Werkzeugen, beispielsweise Faustkeil-Äxten in den Kalkstein hinein.“

Gut sind hier die parallelen Riefen im Gesttein zu erkennen, die vor rund 11.000 Jahren mit Faustkeilen oder Feuersteinäxten erzeugt wurden. © Grosman und Goren-inbar/ PLoS ONE

Variation der Strategien

Die Archäologen entdeckten aber auch Spuren von Bohrungen an den Felsoberflächen. „Diese Spuren sind teilweise verstreut, teilweise bilden sie aber auch lineare Strukturen, die zusammen einem Graben ähneln“, berichten die Forscher. Sie gehen davon aus, dass die Steinzeitmenschen dadurch die Struktur des Gesteins testen und Bereiche mit besonders viel Feuerstein ausfindig machen wollten.

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„Die verschiedenen Spuren sprechen dafür, dass diese Menschen bereits unterschiedliche Strategien nutzten“, erklärt Goren-Inbar. „Sie identifizierten potenzielle Feuerstein-Einschlüsse, schufen Abbruchkanten und entfernten ganze Kalkblöcke, um an den Feuerstein zu gelangen.“ Dieser wurde dann in gesonderten Bereichen des Steinbruchs weiterbearbeitet und zerkleinert.

Landschaft dauerhaft geprägt

Die Archäologen sehen in diesem Steinbruch ein typisches Zeichen dafür, wie die Menschen mit Beginn der Jungsteinzeit begannen, ihre Umgebung zu verändern und für ihre Zwecke zu „domestizieren“. „Es gibt keinen Zweifel, dass die Bewohner dieses Gebiets die Landschaft für immer verändert haben, indem sie die Kalksteindecken auf der Suche nach Feuerstein abhoben und durchbohrten“, so Grosman und Goren-Inbal.

Der Kaizer-Hill ist ihrer Ansicht nach aber nur ein Beispiel für noch viele andere in diesem Gebiet in den Bergen Judäas verborgenen Zeugnissen dieser präbäuerlichen Kultur. „Wir vermuten, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist“, so die Forscher. (PloS ONE, 2016; doi: 10.1371/journal.pone.0150395)

(The Hebrew University of Jerusalem, 30.03.2016 – NPO)

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