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Medizin

Kaffee gegen Parkinson?

Koffein blockiert Rezeptor und hemmt die Bildung schädlicher Proteinklumpen

Das Koffein im Kaffee hat eine schützende Wirkung auf Gehirnzellen © ALicja Michalik/ freeimages

Koffein als Nervenschützer: Kaffee kann der Parkinson-Krankheit entgegenwirken und Gehirnzellen vor dem Niedergang bewahren. Eine Studie zeigt, dass das Koffein einen Rezeptor im Gehirn blockiert, der bei der Bildung der schädlichen Proteinablagerungen eine wichtige Rolle spielt. Weil durch das Koffein weniger giftige Klumpen entstehen, sterben weniger Gehirnzellen, wie die Forscher berichten.

Früher galten Kaffee und seine Inhaltsstoffe als schädlich, heute entpuppt sich das koffeinhaltige Bohnengetränk immer mehr als Gesundmacher. So hilft Koffein bei chronischem Stress und stärkt das Gedächtnis. Das Kaffeetrinken könnte auch vor Leberzirrhose schützen, Diabetes vorbeugen und sogar unsere DANN vor Brüchen bewahren.

Koffein mindert Verklumpung

Tiago Outeiro von der Universitätsmedizin Göttingen und seine Kollegen haben nun genauer untersucht, ob und wie das Koffein bei Parkinson gegen den Tod der Hirnzellen schützen kann. Epidemiologische Studien legen nahe, dass schon ein mäßiger Kaffeekonsum das Parkinson-Risiko senken kann. Für ihre Studie analysierten die Forscher, wie Koffein auf bestimmte Rezeptoren im Gehirn wirkt, die als Andockstellen für die zellgiftigen Proteinansammlungen bei Parkinson dienen.

Und tatsächlich: In den Versuchen zeigte sich, dass das Coffein diese sogenannten Adenosin A2A Rezeptoren blockiert. Dadurch konnten die Vorstufen der schädlichen Proteinklumpen nicht anlagern und sich nicht zu den ausgewachsenen Plaques verbinden. „Koffein und Koffein-ähnliche Substanzen kontrollieren also offenbar die späteren Stadien der α-Synuklein-Aggregation und verhindern dadurch die Ausbildung einer synaptischen Neurotoxizität“, erklärt Outeiro.

Schutz von Gehirnzellen

Das Koffein führte durch diese Rezeptorblockade dazu, bei in den Experimenten deutlich weniger Nervenzellen starben als ohne den Kaffeeextrakt. Die Anzahl an Zellen, in denen sich die schädlichen α-Synuklein-Aggregate angereichert hatten, war zudem ebenfalls gesenkt. Nach Ansicht der Forscher könnte dies erklären, warum Kaffee dem parkinsontypischen Niedergang der Gehirnzellen entgegenwirkt.

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„Kaffee hat mittlerweile den Status eines Grundnahrungsmittels erreicht, das macht diese Verbindung besonders interessant“, sagt Koautorin Luisa Lopes vom Institut für Molekulare Medizin in Lissabon. Tatsächlich wird Koffein bereits in klinischen Studien als Mittel zur Symptomlinderung bei Parkinson getestet. „Natürlich ist ein erhöhter Kaffeekonsum dennoch kein geeigneter Therapieansatz“, betont die Forscherin. (Cerebral Cortex, 2016; doi: 10.1093/cercor/bhv268)

(Universitätsmedizin Göttingen, 18.03.2016 – NPO)

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