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Psychologie

Kaugeräusche bremsen Naschlust

Wer Essengeräusche durch Musik oder Fernsehen überdeckt, der isst mehr

Knusprige Taco-Chips: Hören wir uns kauen, essen wir von ihnen weniger. © mooncross/freeimages

Je lauter, desto besser: Unsere Kaugeräusche haben einen Einfluss darauf, wie viel wie essen. Je deutlicher sie zu hören sind und je mehr wir uns dieser Geräusche bewusst sind, desto weniger essen wir, wie ein Experiment zeigt. Wer beim Naschen von Chips und Co Maß halten will, der sollte daher besser Musik oder Fernsehen leiser drehen, damit er sich selbst kauen hört, so die Empfehlung der Forscher.

Die meisten von uns kennen das: Man schaut Fernsehen oder einen Film und dabei isst man, ohne es zu merken, die ganze Schüssel Kartoffelchips leer. Einer der Gründe – neben dem Suchtfaktor von Chips – ist die Ablenkung: Je weniger uns das Naschen bewusst ist, desto mehr vertilgen wir – deshalb wird bei Actionfilmen besonders viel genascht, wie Forscher herausfanden.

Naschen für die Wissenschaft

Aber das Fernsehen oder laute Musik könnten noch auf andere Weise unseren Naschkonsum anregen: Sie übertönen das akustische Feedback beim Essen. „Größtenteils wurde bisher das Geräusch des Essens als wichtiger sensorischer Reiz vernachlässigt“, erklärt Studienleiterin Gina Mohr von der Colorado State University. Gerade die Laute, die beim Kauen erzeugt werden, seien eine wichtige Rückmeldung für unsere Sinne.

Dass die Kaugeräusche einen Einfluss auf unser Essverhalten haben, zeigte sich in einem Experiment. In diesem durften Probanden nach Herzenslust knusprige Bretzelsnacks essen. Einige bekamen dabei über Kopfhörer laute Musik und Störgeräusche eingespielt, die anderen hörten den gleichen Soundtrack nur sehr leise – so leise, dass sie ihre eigenen Kaugeräusche und das knacken und knuspern der Snacks im Mund noch gut hören konnten.

Schon der Gedanke ans Geräusch genügt

Das Ergebnis: Die Teilnehmer, die ihre eigenen Kaugeräusche hören konnte, aßen durchgängig weniger als ihre stärker abgelenkten Mittester. Sie verzehrten im Durchschnitt 2,75 Bretzel im Vergleich zu den durchschnittlich vier der Gruppe mit der lauten Musik. „Dieser Effekt mag nicht sehr groß erscheinen, aber im Verlauf einer Woche, eines Monats oder Jahres summiert sich das“, sagt Koautor Ryan Elder von der Brigham Young University.

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Das Interessante: Um den Bremseffekt auf den Appetit zu erzielen, war noch nicht einmal das tatsächliche Kaugeräusch nötig. In einem zweiten Experiment reichte es schon aus, wenn die Probanden vorher einen Werbespot sahen, indem das Knacken und Krachen beim Zerbeißen einer knusprigen Bretzel prominent herausgestellt wurde. Auch dann aßen sie weniger Salzgebäck.

Wichtiges Feedback für die Sinne

Nach Ansicht der Forscher spricht dies dafür, dass unser Appetit und die Menge, die wir essen, nicht nur vom Geschmack und Geruch der Speisen beeinflusst wird, sondern auch unterschwellig von den dabei erzeugten Geräuschen. Sind wir uns des Knackens und Knabbern stärker bewusst, bremst dies unbewusst unseren Appetit.

„Wenn Sie das Geräusch des Essens maskieren, beispielsweise indem Sie beim Essen Fernsehschauen, dann überdecken Sie einen dieser Sinneseindrücke – und das kann dazu führen, dass Sie mehr essen als Sie es normalerweise tun würden“, so Elder. Wer daher seine Naschlust zügeln möchte, der sollte sich daher lieber bewusst auf den Genuss der Aromen, aber auch auf das Geräusch des Zerkauens konzentrieren. (Food Quality and Preference, 2016; doi: 10.1016/j.foodqual.2016.02.015)

(Brigham Young University, 16.03.2016 – NPO)

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