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Psychologie

Politiker: Auf das Gesicht kommt es an

Für jüngere Wähler zählt kompetentes Aussehen, ältere bevorzugen reifere Gesichtszüge

Sie hatten Erfolg - ob das auch an ihrem Aussehen lag? Zu sehen sind drei aktuelle US-Senatoren. © United States Senate

Das Aussehen entscheidet eben doch: Sieht ein Politiker schon rein äußerlich kompetent und attraktiv aus, dann hat er bei vielen Wählern schon halb gewonnen, wie eine Studie nun bestätigt. In dieser konnten Forscher anhand der subjektiven Bewertung von Politikerportraits durch ihre Probanden vorhersagen, wie die Politiker bei realen Wahlen abgeschnitten hatten. Dabei zeigt sich auch: Ältere Wähler achten auf andere Merkmale als jüngere.

Obwohl unsere Gesichtszüge keineswegs direkt unsere Persönlichkeit widerspiegeln, lassen wir uns unbewusst dennoch vom Aussehen unseres Gegenübers beeinflussen. Das geht sogar so weit, dass dieser „Face-ism“ Wahlentscheidungen und die Postenvergabe in Unternehmen beeinflusst, wie Forscher kürzlich aufzeigten. So erweckt beispielsweise eine glatte Haut den Eindruck der Seriosität und Kompetenz und ein feminines Gesicht macht Politikerinnen erfolgreicher.

Politiker-Gesichter im Test

Angesichts der zurzeit laufenden US-Vorwahlen haben nun Robert Franklin von der Anderson University und sein Kollege näher untersucht, welche Gesichtsmerkmale die Vorlieben jüngerer und älterer US-Wähler beeinflussen – und wie gut diese Präferenzen die tatsächlichen Wahlergebnisse vorhersagen. Für ihre Studie zeigten die Forscher 21 jungen und 17 älteren Männern und Frauen paarweise die Gesichter von US-Politikern, die für den Senat kandidiert hatten.

Es wurden dabei Politiker ausgewählt, deren Gesichter und Namen den Teilnehmern nicht bekannt waren, um das Ergebnis nicht durch Vorwissen zu verfälschen. Die Probanden sollten nun jeweils angeben, für wie vertrauenswürdig, kompetent, attraktiv und „milchgesichtig“ sie die Politiker hielten – und ob sie denjenigen wählen würden. Zusätzlich verglichen die Forscher diese Bewertung mit den tatsächlichen Wahlerfolgen der gezeigten Politiker.

Kompetent aussehen ist Trumpf

Das Ergebnis bestätigt, dass der erste Eindruck auch bei Wahlentscheidungen eine große Rolle spielt: Die Teilnehmer entschieden sich häufiger für die Politiker, deren Gesicht ihnen kompetenter, attraktiver und vertrauenswürdiger erschienen. Je höher die von ihnen vergebenen Werte für diese positiven Merkmale waren, desto eher gaben sie an, dass sie diese Person auch wählen würden.

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Eine Übereinstimmung dieser Präferenzen mit den realen Wahlergebnissen gab es jedoch nur für die Kompetenz: Die Politiker, die von den Probanden als besonders kompetent aussehend eingestuft wurden, waren auch bei der US-Senatswahl erfolgreicher als ihre Konkurrenten. Für den Eindruck der Vertrauenswürdigkeit gab es diese Übereinstimmung nicht, wie die Forscher berichten.

Ältere bevorzugen reiferes Aussehen

Wie sich zeigte, spielt jedoch das Alter der Wähler eine wichtige Rolle: Für die Jüngeren scheint vor allem ein kompetentes Aussehen entscheidend zu sein. Dieses Merkmal sagte bei ihnen am besten voraus, welcher Politiker sowohl bei den Probanden als auch in den realen Wahlen die Nase vorn hatte.

Anders bei älteren Wählern: Bei ihnen ist die Präferenz für kompetenter aussehende Politiker schwächer ausgeprägt, wie die Forscher feststellten. Dafür bevorzugen sie reifer aussehende Gesichter und bewerten diese auch meist als attraktiver als die „Milchgesichter“. „Es ist bemerkenswert, dass die Attraktivitäts-Einstufung der älteren Probanden das reale Wahlergebnis besser vorhersagte als alle anderen Angaben der Teilnehmergruppen zusammen“, konstatiert Franklin.

Nach Ansicht der Forscher können diese subtilen Unterschiede in den Vorlieben der älteren und jüngeren Wähler durchaus wahlentscheidend sein. „Gerade ältere Menschen gehen weitaus häufiger zur Wahl als andere Altersgruppen – das gilt in vielen Demokratien“, erklären sie. Bisher sei jedoch kaum bekannt gewesen, wie stark sich diese Wählergruppe vom Aussehen der Kandidaten leiten lässt und welche Merkmale dabei eine Rolle spielen. Das habe die Studie nun geklärt. (Cogent Psychology, 2016; doi: 10.1080/23311908.2016.1151602)

(Taylor & Francis, 04.03.2016 – NPO)

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