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Klima

Klima: Streit um Satellitendaten beigelegt?

Neue Studie zeigt Fehler der bisherigen Messungen auf

Temperaturdaten aus Satellitenmessungen sorgen immer wieder für Diskussionen unter den Klimaforschern. Der Grund dafür: Der scheinbare Widerspruch dieser Daten zu den am Boden erhobenen Messwerten. Doch jetzt hat ein Forscherteam erneut, wie schon einmal in diesem Jahr, Belege dafür veröffentlicht, dass auch die Satellitendaten die langsame Erwärmung der unteren Atmosphäre bestätigen.

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Bisher gingen einige Wissenschaftler davon aus, dass die Troposphäre, die untere Atmosphärenschicht, sich möglicherweise doch weniger erwärmt als bisher angenommen, weil die Satellitendaten keine Erwärmung signalisierten. Das Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Qiang Fu, Professor für Atmosphärenforschung an der Universität von Washington, hatte dies jedoch bereits in einer früheren Untersuchung teilweise widerlegt.

Die Forscher verglichen die Temperaturdaten von Mikrowellenmessgeräten an Bord von Wettersatelliten für den Zeitraum Januar 1979 bis Dezember 2001. Diese Geräte können mithilfe unterschiedlicher Wellenlängen gezielt verschiedene Schichten der Atmosphäre untersuchen. Dabei stellte sich heraus, dass die Messungen verfälscht waren, da rund ein Fünftel des Signals aus der erheblich kälteren oberen Atmosphäre, der Stratosphäre, stammte. Fu und seine Kollegen entwickelten aus dieser Erkenntnis heraus ein Berechnungsmodell, dass dieses Verfälschung korrigierte und kamen erstmals auch bei Satellitenmessungen zu dem eindeutigen Ergebnis, dass sich die Troposphäre aufheizt.

Doch Kritiker warfen ihnen vor, die Methode würde die Kühlungseffekte der Stratosphäre überbewerten und so seinerseits die Messungen verfälschen. Jetzt haben Fu und sein Team dieses Argumente entkräftet: Sie analysierten die Werte aus direkten Messungen der Stratosphäre, um das genau Ausmaß der „Verunreinigung“ der vorherigen Messungen zu ermitteln. Dabei griffen sie unter anderem auch auf Daten des renommierten Hadley Zentrums für Klimaforschung in England zurück.

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Mithilfe der direkten Trendprofile von 1979 bis 2001 stellten sie fest, dass die Verfälschung der Satellitenmessungen rund minus ein Zehntel Grad pro Dekade ausmacht. Dieses als Grundlage nehmend, konnten sie nun erneut nachweisen, dass ihre vorherigen, in Nature veröffentlichten Berechnungen, korrekt waren. „Diese Ergebnisse sind eine gute Kontrolle des Problems, weil wir absolut unabhängige Datensätze genutzt haben. Die unabhängigen Beobachtungen stimmen mit unseren Schlussfolgerungen überein und das ist ein relativ starker Beweis“, erklärt Fu.

Fus Studie deutet darauf hin, dass die Troposphäre sich um rund zwei Zehntel Grad pro Jahrzehnt erwärmt hat. Dieser Wert entspricht nahezu demjenigen, den Bodenmessungen und die Modelle der Klimaforscher ergeben haben. Diese Ergebnisse sind jedoch vor allem deshalb wichtig, weil sie den jahrelang schwelenden Streit um die Satellitendaten und ihre vermeintlich widersprechenden Messungen entkräften und beenden könnten.

(University Of Washington, 30.11.2004 – NPO)

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