Anzeige
Sonnensystem

Hatte Plutomond Charon einst einen Ozean?

Dehnungsstreifen deuten auf früheren Ozean unter der Eiskruste hin

Diese Aufnahme der Raumsonde New Horizons zeigt einen Ausschnitt des Schluchtsystems Serenity Chasma auf dem Plutomond Charon © NASA/JHUAPL/SwRI

Plutos großer Mond Charon könnte einst einen flüssigen Ozean unter seiner Kruste besessen haben. Hinweise darauf haben neue Aufnahmen der NASA-Raumsonde New Horizons geliefert. Sie zeigen verräterische Dehnungsgräben und Senken im Eis des Mondes, die wahrscheinlich beim Erkalten und Gefrieren dieses Ozeans entstanden sind.

Die NASA-Raumsonde New Horizons hast schon einige Überraschungen vom fernen Zwergplaneten Pluto geliefert, darunter einen blauen Himmel, fließende Gletscher und sogar potenzielle Eisvulkane. Plutos großer Mond Charon bekam dagegen bisher deutlich weniger Aufmerksamkeit.

Jetzt jedoch sorgt der fast gleichgroße Begleiter des Pluto für überraschende Neuigkeiten. Denn Aufnahmen der Sonde New Horizons deuten darauf hin, dass Charon früher einmal einen flüssigen Ozean unter seiner Eiskruste besessen haben könnte. Dafür spricht ein ganzes System von Gräben, Rissen und langgestreckten Graten auf der Oberfläche des Eismondes.

Dehnungsstreifen in der Eiskruste

Die neuesten Aufnahmen von New Horizons zeigen Serenity Chasma, einen Teil des gewaltigen, sich um den Äquator von Charon ziehenden Systems von tiefen, langgestreckten Schluchten. Dieses System ist rund 1.800 Kilometer lang und bis zu 7,5 Kilometer tief. Der irdische Grand Canyon mit seinen gerade einmal 450 Kilometern Länge und 1,6 Kilometern Tiefe nimmt sich dagegen wie ein seichtes Tälchen aus.

Die Aufnahmen dieses Schluchtsystems enthüllen einige Strukturen, die die NASA-Geologen Dehnungsstreifen interpretieren: Sie müssen entstanden sein, als eine tieferliegende, zunächst flüssige Schicht unter der Eiskruste gefror und sich dabei ausdehnte. Dies ließ die obere Kruste aufreißen und schuf die heute noch sichtbaren Gräben.

Anzeige

Wärme aus der Entstehungszeit

Das aber bedeutet, dass der heute durch und durch eisige Mond Charon früher einen flüssigen Ozean unter seiner Kruste besessen haben könnte – ähnlich wie noch heute der Jupitermond Europa oder der Saturnmond Enceladus. Bei diesen Monden stammt die Wärme, die diesen Ozean flüssig hält, wahrscheinlich aus den Gezeitenkräften, die ihre Planeten auf ihre Trabanten ausüben.

Stellt sich die Frage, woher beim Charon die nötige Wärme gekommen sein könnte. Denn der Zwergplanet Pluto ist eher zu klein, um die nötigen Gezeitenkräfte zu verursachen. Nach Ansicht der Forscher könnte stattdessen die Hitze aus der Entstehungszeit des Sonnensystems gesorgt haben. Zudem könnte der Zerfall radioaktiver Elemente im Inneren des Charon den rund 2.300 Kilometer großen Mond in seiner Frühzeit aufgeheizt haben.

(NASA, 22.02.2016 – NPO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

Fusionsplasma

37 Millionen Grad im Fusionsplasma

Voyager 1 sendet wieder

„Anti-Aging-Geheimnis“ der Geiseltal-Frösche gelüftet

Video: Flug über einen außerirdischen Lavasee

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Im Fokus: Sonnensystem - Eine Reise durch unsere kosmische Heimat Von Nadja Podbregar und Dieter Lohmann

Die Jagd auf die Venus - und die Vermessung des Sonnensystems von Andrea Wulf

Das Sonnensystem - Planeten und ihre Entstehung von Bernd Lang

Hallo? Jemand da draußen? - Der Ursprung des Lebens und die Suche nach neuen Welten

Top-Clicks der Woche