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Technik

Elektronisches Auge hilft Blinden über die Straße

Navigationssystem erkennt Fußgängerüberwege und Ampelphasen

Zebrastreifen © Hermera

Ein neues „Auge“ könnte Millionen von Blinden in aller Welt zu neuer Mobilität verhelfen. Das von japanischen Forschern entwickelte Navigationssystem soll es blinden Menschen erlauben, auch viel befahrene Straßen sicher und ohne Hilfe durch andere zu überqueren. Kern des Systems ist eine mit einem Computerchip verbundene Minikamera, die, an einer Brille befestigt, sowohl Zebrastreifen lokalisieren kann, als auch die Ampelphasen identifiziert und beides in Sprache umsetzt.

Obwohl inzwischen bereits einige Ampelanlagen mit akustischen Signalen für Blinde ausgerüstet sind, sind sie doch in der Minderheit. Eine Straßenüberquerung ist daher für nicht sehende Menschen vielfach noch immer ein Wagnis. Wo sich eine Ampel befindet oder gar ein Zebrastreifen, und wie breit die Straße ist, ist für sie ohne fremde Hilfe meist nicht erkennbar.

Jetzt haben Tadayoshi Shioyama und Mohammad Uddin vom Kyoto Institute of Technology in Japan ein System entwickelt, das mithilfe einer Kamera und zwei weiteren Geräten es den Blinden möglich macht, sicher und selbstständig eine Straße zu überqueren. Professor Shioyama erklärt: “Die Kamera wird auf Augenhöhe montiert und mit einem winzigen Computer verbunden. Sie übermittelt die Information mithilfe eines Sprachmoduls und gibt akustische Hinweise und Informationen durch einen kleinen Lautsprecher nahe dem Ohr des Blinden.

Bereits im letzten Jahr hatten die Wissenschaftler eine computergestützte Kamera vorgestellt, die die Länge eines Fußgängerüberwegs bis auf den Schritt genau bestimmen kann. Dies erreicht sie, indem sie ein Bild der weißen Linien, die einen Überweg markieren, aufnimmt und mithilfe der Geometrie die Distanz zwischen ihnen und ihre Anzahl ermittelt. Gleichzeitig kann sie auch die Ampelphase erkennen. Allerdings konnte das damalige System noch nicht feststellen, wo sich ein solcher Überweg befand.

Dieser entscheidende Fortschritt ist den Forschern nun gelungen. Dafür nutzten sie eine spezielle Berechnungsmethode, die so genannte „Projektive Varianz“, die die Entfernung zwischen den weißen Linien eines Überwegs und einem Satz von linearen Punkten am Rand der weißen Linien misst und daraus berechnet, ob sich in dem aufgenommenen Kamerabild ein Fußgängerüberweg befindet oder nicht. Die Wissenschaftler testeten diese Technologie an 196 Aufnahmen von Straßenszenen und in 194 von ihnen war die Überwegserkennung erfolgreich. Bei den beiden Fehlbewertungen handelte es sich um nicht erkannte Fußgängerwege.

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(Institute Of Physics, 29.11.2004 – NPO)

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