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Raumfahrt

Letzte Chance für Philae

Kommando von der Bodenstation soll Drallrad aktivieren

So sollte es aussehen: Landesonde Philae auf dem Kometen - aber er driftete weg und steht nun schief und im Schatten © ESA / AOES Medialab

Für den kleinen Lander Philae wird es nun eng: Mit jedem weiteren Tag entfernt sich Komet Churyumov-Gerasimenko weiter von der Sonne, und die Temperaturen auf der Kometenoberfläche fallen. Voraussichtlich Ende Januar werden die Bedingungen auf Churyumov-Gerasimenko so „Lander-feindlich“, dass die Mission mit Philae ihr natürliches Ende finden wird. Gestern haben die Projektforscher nun einen letzen Versuch zum Wiedererwecken unternommen.

Während die Raumsonde Rosetta weiterhin bestens funktioniert und wertvolle Daten vom Komleten Churyumov-Gerasimenko übermittelt, bleibt der kleine Lander Philae weiterhin stumm. Nach der unglücklichen Landung erhielten die Ingenieure und Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) das letzte Lebenszeichen am 9. Juli 2015.

Befehl ans Drallrad

Am 10. Januar 2016 haben sie nun einenn allerletzten Verusch gemacht, die Landesonde zu aktivieren. Sie schickten erstmals ein Kommando ins All, das Philaes Drallrad im Inneren des Landers in Bewegung versetzt. „Die Zeit wird knapp, deshalb wollen wir alle Möglichkeiten ausschöpfen“, sagt Philae-Projektleiter Stephan Ulamec vom DLR.

Während der Landung am 12. November 2014 sorgte Philaes Drallrad dafür, dass sich der Lander beim Abstieg stabilisierte. Nun könnte es dem schweigsamen Lander auf Churyumov-Gerasimenko einen Drehimpuls verleihen. „Im besten Fall rüttelt Philae sich dadurch frei, Staub auf den Solarpaneelen fällt ab, und er steht besser zur Sonne ausgerichtet“, erläutert der technische Projektleiter Koen Geurts. Im schlechtesten Fall empfängt der Lander die Kommandos des DLR-Teams nicht.

Der Lander Philae steht sehr schräg auf der Kometenoberfläche. Dieses aus sechs Aufnahmen motierte Panorama lässt es erahnen. © ESA

Zustand von Philae nach wie vor unbekannt

In welchem Zustand Philae derzeit auf dem Kometen steht, ist durch die lange Funkstille nicht klar. Die letzten Daten über seinen Gesundheitszustand sendete der Lander im Sommer 2015. Mittlerweile geht das DLR-Team davon aus, dass einer der beiden Sender und einer der beiden Empfänger von Philae ausgefallen sind. Der zweite Sender sowie der zweite Empfänger funktionieren anscheinend nicht mehr reibungslos. Das Team hofft zudem, dass der Lander nicht umgekippt ist oder zu sehr von Staub bedeckt ist.

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Mit einem aktiven, ausgasenden Kometen unter sich hat Philae keinen komfortablen und sicheren Standort im All. „Die Stille von Philae bedeutet leider nichts Gutes“, sagt Philae-Projektleiter Stephan Ulamec. In der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember 2015 sorgte ein schwaches Signal, das die Empfänger der Rosetta-Sonde aufzeichnete, für Diskussionen in den Missionsteams. Die Analysen zeigten jedoch, dass dies kein Lebenszeichen des Landers war.

Es wird immer kälter

Spätestens Ende Januar wird es allerdings zunehmend ungemütlich für Philae: Dann wird Churyumov-Gerasimenko über 300 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt sein. Sinkt die Betriebstemperatur von Philae unter minus 51 Grad Celsius, schaltet sich der Lander nicht mehr ein. Das Kommando, das Drallrad zu aktivieren und Philae so in Bewegung zu versetzen, wird deshalb einer der letzten Versuche sein, eine Reaktion des Landers zu erhalten.

„Es ist eine kleine Chance“, sagt Operations Manager Cinzia Fantinati vom DLR-Kontrollraumteam . „Wir wollen nichts unversucht lassen.“ Die Kommunikationseinheit wird aber auch noch nach Mitte Januar eingeschaltet bleiben und weiterhin auf ein Zeichen von Philae horchen. Die Rosetta-Sonde der europäischen Weltraumorganisation ESA wird noch bis September 2016 aktiv sein.

(Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), 11.01.2016 – NPO)

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