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Klima

Erste Folgen des El Nino sichtbar

Klimaphänomen verursacht Dürre in Indonesien und Löcher im Phytoplankton des Pazifik

Durch den El Nino heizt sich das Wasser des tropischen Ostpazifik anomal stark auf. Dies bewirkt eine thermische Ausdehnung, die NASA-Satellit Jason-2 hier im OKtober 2015 aufgezeichnet hat. © NASA/JPL

Klimakapriole mit fatalen Folgen: Der El Nino hat bereits begonnen, die Algenproduktion im tropischen Pazifik zu stören, wie aktuelle Chlorophyllmessungen zeigen. Damit nimmt das Klimaphänomen dem marinen Nahrungsnetz in den betroffenen Regionen die Basis. Fischen und andere Meerestieren steht damit eine Hungerperiode bevor, die ihre Populationen gefährden könnte, warnen NASA-Forscher. Auch einige Wetterextreme der letzten Wochen gehen auf das Konto des Klimaphänomens.

Es kündigt sich schon seit Monaten an: Der diesjährige El Nino könnte neue Rekorde brechen. Denn obwohl dieses pazifische Klimaphänomen alle paar Jahre auftritt, ist es dieses Mal besonders stark ausgeprägt. Schon jetzt hat es die Stärke des Rekord-El Ninos von 1997/98 erreicht, wie die Word Meteorological Organisation berichtet. Und dies hat schon jetzt weltweite Auswirkungen.

Klimakapriole mit weltweiten Folgen

Bei einem El Nino erwärmt sich die Meeresoberfläche im äquatorialen Pazifik anormal stark. Gleichzeitig schwächen sich die Passatwinde ab und verhindern so, dass das warme Wasser im Westen des Ozeans festgehalten wird. Als Folge blockiert der gigantische Warmwasserschwall die normalerweise kalte Meeresströmung vor Südamerika, gleichzeitig verändert die aufsteigende warmfeuchte Luft die großen Luftströmungen.

Und das wirkt sich fast weltweit aus: Sintflutartiger Regen fällt nun dort, wo sonst Wüstenklima herrscht und feuchtwarme Tropenregionen haben plötzlich mit ausgedehnten Dürreperioden zu kämpfen. Von diesen Klimakapriolen ist dann nicht mehr nur Südamerika betroffen, sondern die gesamte Pazifikregion und in schwächerem Ausmaß auch der Rest der Welt.

Die anhaltenden Waldbrände in Indonesien sind zwar meist durch Brandrodungen verursacht, die vom El Nino verursachte Dürre begünstigt aber die Ausbreitung der Feuer. © gemeinfrei

Feuer in Indonesien, Sturzfluten in Kalifornien

Schon jetzt gehen einige Wetterextreme auf das Konto des aktuellen El Nino, wie Klimaforscher berichten: Die anhaltenden Waldbrände in Indonesien wurden demnach ebenso durch die vom El Nino verursachte Trockenheit in Südostasien verstärkt, wie der starke Hurrikan Patricia, der Ende Oktober vom Pazifik aus über Mexiko hereinbrach. In Australien war der September bereits der dritttrockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und die Meteorologen erwarten noch mehr Hitze und Dürre in den kommenden Wochen.

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Auf den ersten Blick positiv könnte sich der starke Elm Nino für das seit Jahren unter einer Dürre leidende Kalifornien auswirken. Denn Erfahrungen bei vergangenen EL Ninos zeigen, dass sie meist verstärkten Regen bringen. Doch in diesem Winter könnte gerade dies fatal sein, wie Lisa Goddard von der Columbia University erklärt: Die Dürre hat den Boden so steinhart werden lassen, dass er die zu erwartenden sintflutartigen Regenfälle gar nicht aufnehmen kann. Als Folge drohen Sturzfluten und Erdrutsche.

Die Chlorophyllmgne im zentralen tropischen Pazifik hat deutlich abgenommen - wie an den Lücken im grün zu erkennen. © NASA Earth Observatory

Fehlendes Futter für Meerestiere

Die Meeresbewohner im tropischen Pazifik bekommen die negativen Folgen ebenfalls bereits zu spüren: Weil das warme Wasser den Nachschub kalten, nährstoffreichen Tiefenwassers vor der Küste Südamerikas blockiert, fehlt den Planktonalgen die Nahrung. Als Folge brechen ihre Populationen ein, wie nun aktuelle Messungen des Chlorophyllgehalts im Meerwasser belegen. Deutlich sind im sonst üppig mit Algen bedeckten tropischen Pazifik leere Bereiche zu erkennen.

Das jedoch hat Konsequenzen für die gesamte marine Nahrungskette: Bleiben die Algenblüten aus brechen auch die Populationen von Fischen und anderen Meerestieren zusammen. Schon jetzt haben Perus Fischereibehörden offiziell den Sardellenfang eingestellt, um die Fischbestände nicht noch mehr zu gefährden. Bedroht sind jedoch auch Seelöwen, Seerobben und die Galapagos-Pinguine.

Das Schlimmste kommt noch

Noch hat der El Nino nicht einmal seine volle Stärke: Nach Prognosen der NOAA wird er seinen Höhepunkt im Dezember 2015 erreichen und erst im März 2016 langsam wieder abflauen. In den nächsten Monaten könnten sich die Effekt dieser Klimakapriole daher noch weiter aufschaukeln. Europa bekommt davon zwar vergleichsweise wenig zu spüren, doch global gesehen könnte der El Nino das weltweite Klima stark genug aufheizen, um das Jahr 2015 zum wärmsten in der Geschichte zu machen.

Umgekehrt gibt es Hinweise darauf, dass der Klimawandel den El Nino immer weiter verstärkt oder sie sogar zu einem dauerhaften Zustand macht. Die Rekord-El Ninos der letzten Jahrzehnte könnten demnach bereits eine Folge der Klimaerwärmung sein.

(NOAA, NASA, 09.11.2015 – NPO)

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