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Technik

Plasma-Kamm beseitigt Kopfläuse

Spannungspulse zwischen Kammzinken erzeugen Parasiten-tötendes Plasma

Kopfläuse sind hartnäckig, und besonders ihre Eier lassen sich nur schwer beseitigen. © iStock.com / wildpixel

Mit Hochspannung gegen juckende Blutsauger: Ein neuartiger Kamm erzeugt ein Plasma, das Kopfläuse beim Kämmen wirkungsvoll abtötet. Die für Menschen harmlose Behandlung kommt dadurch völlig ohne aggressive chemische Wirkstoffe aus. Der Plasma-Läusekamm wirkt zudem sowohl gegen die Parasiten als auch gegen deren hartnäckige Eier, und er soll Menschen und Haustieren gleichermaßen helfen können.

Der quälende Juckreiz auf der Kopfhaut, den Kopfläuse verursachen, ist nur schwer loszuwerden: Die hartnäckigen Blutsauger breiten sich schnell aus und krabbeln flink von Kopf zu Kopf. Besonders in Kindergärten und Grundschulen, wo Kinder ihre Köpfe zusammenstecken, verbreiten sich die Parasiten schnell. Sie können jedoch genauso leicht Erwachsene befallen. Gegen Läusebefall helfen verschiedene chemische Wirkstoffe in Form von Shampoos, Lotionen oder Gels. In der Regel werden sie nach dem Waschen in das noch leicht feuchte Haar einmassiert.

Läusekamm ohne chemische Keule

Doch diese Mittel wirken nur gegen geschlüpfte Läuse, nicht aber gegen deren Eier, die Nissen. Diese müssen anschließend mit einem Nissenkamm sorgfältig entfernt werden. Um zuverlässig alle Läuse zu erwischen, ist die ganze Prozedur nach etwa einer Woche erneut nötig. Gerade für Kinder ist die Behandlung langwierig, unangenehm und schmerzhaft. Außerdem greifen viele Eltern nur ungern zu chemischen Arzneimitteln, zumal einige Wirkstoffe für Kleinkinder und Säuglinge schädlich sind. Hinzu kommen mögliche Resistenzen der Läuse und Nissen gegen die gängigen Mittel.

Forscher um Wolfgang Viöl vom Fraunhofer-Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik (IST) in Göttingen setzen daher auf eine alternative Behandlungsmethode, die ohne chemische Keule auskommt. Sie haben einen speziellen Läusekamm entwickelt, der die Blutsauger mit Hilfe eines Plasmas schmerzfrei und zuverlässig abtötet.

Der Plasma-Läusekamm beseitigt Kopfläuse schmerzfrei und wirkungsvoll. © Fraunhofer IST

Kaltes Plasma tötet Läuse und Nissen

Der Trick: Im Gehäuse des batteriebetriebenen Kamms befindet sich ein Hochspannungserzeuger. Dieser gibt kurze Pulse an die Kammzinken ab, die als Elektroden fungieren. Diese angelegten Hochspannungspulse ionisieren die Luft zwischen den Zinken. Die Hochspannung wird dabei nur sehr kurzzeitig angelegt. Der Luft wird dadurch gerade so viel Energie zugeführt, dass nur die Elektronen beschleunigt werden. Die schweren Gasteilchen verlieren Elektronen und werden so elektrisch geladen, sie heizen sich aber nicht selbst auf. Das Plasma bleibt daher auf Raumtemperatur.

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Das kalte Plasma tötet die Läuse sowie die Nissen ab, beschädigt jedoch nicht das Haar und die Kopfhaut. Für Menschen ist es harmlos, gegen die blutsaugenden Parasiten ist es dafür umso effektiver, wie umfangreiche Wirksamkeits- und Sicherheitstests zeigten: „Bereits nach einmaligem Durchkämmen sind die Hälfte der flügellosen Insekten tot“, sagt Viöl. „Innerhalb eines Tages ist man die Quälgeister los.“

Von der Läusebekämpfung mit Plasma profitieren auch Patienten mit Vorerkrankungen wie Asthma oder Allergien. Ihnen bleiben Probleme durch aggressive Wirkstoffe erspart. Denkbar sei auch der Einsatz in Entwicklungsländern, wo Kopfläuse gefährliche Bakterien wie Erreger des Fleckfiebers oder des Fünf-Tage-Fiebers übertragen können. Außerdem kann der Kamm nicht nur Menschen Linderung bei juckenden Läusebissen bringen: „Passt man die Form und den Abstand der Zinken entsprechend an, lassen sich auch Haustiere behandeln“, erläutert Viöl.

Der Plasma-Läusekamm soll bald in Kleinserie auf den Markt kommen, die Forscher präsentieren ihn bereits auf der Messe MEDICA in Düsseldorf vom 16. bis 19. November.

(Fraunhofer-Gesellschaft, 04.11.2015 – AKR)

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