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Medizin

Sex macht fruchtbarer

Sexuelle Aktivität senkt Immunschranken gegen eine Befruchtung und Schwangerschaft

Viel und regelmäßiger Sex verändert das Immunsystem der Frau und begünstigt eine Sschwangerschaft © Shironosov/ hinkstock

Auch Sex außerhalb der fruchtbaren Zeit begünstigt eine Schwangerschaft. Denn bei sexuell aktiven Frauen verändert sich das Immunsystem, wie Forscher herausgefunden haben. Es produziert mehr Abwehrzellen und Antikörper, die die „fremden“ Spermien verschonen und eine Schwangerschaft fördern. Wer ein Kind bekommen möchte, sollte daher viel und regelmäßig Sex haben – egal ob gerade Eisprung ist oder nicht.

Wenn es um die Fortpflanzung geht, steckt der weibliche Körper in einem vertrackten Dilemma: „Um sich zu schützen, muss sich der Körper gegen Eindringlinge verteidigen“, erklärt Tierney Lorenz von der Indiana University in Bloomington. „Aber wenn er dies gegenüber den Spermien oder dem Fötus tut, dann kann es keine Schwangerschaft geben.“ Denn die Spermien sind immunologisch gesehen Eindringlinge, ebenso wie der dann halbfremde Embryo.

Dass für die Lösung dieses Dilemmas Sex eine wichtige Rolle spielt, haben Lorenz und seine Kollegen nun in ihrer Studie herausgefunden. Dafür verglichen sie den Immunstatus von 30 Frauen mit regelmäßiger, hoher sexueller Aktivität mit der von Frauen, die sexuell abstinent lebten. Zu verschiedenen Zeiten ihres Zyklus ermittelten die Wissenschaftler die Menge verschiedener T-Zellen, aber auch von Antikörpern im Blut und im Schleim von Scheide und Gebärmutter.

Deutliche Unterschiede

Und tatsächlich: Zwischen beiden Frauengruppen zeigten sich deutliche immunologische Unterschiede. Bei den abstinenten Frauen dominierten in allen Phasen des Zyklus T-Helferzellen vom Typ 1, wie die Forscher berichten. Diese greifen unterschiedslos alle Eindringlinge an und machen auch vor Spermien und dem Embryo nicht Halt.

Erster! Spermium an Eizelle © gemeinfrei

Anders bei den sexuell aktiven Frauen: Bei ihnen sank in der Zeit kurz vor dem Eisprung und währenddessen die Menge der Typ 1 Helferzellen ab, dafür dominierten die T-Zellen des Typs 2. Diese jedoch begünstigen eine Einnistung der befruchteten Eizelle und sorgen dafür, dass Spermien und Fötus nicht angegriffen werden.

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Ähnliche Unterschiede fanden die Forscher bei den Antikörpern: Hier verschob sich das Gleichgewicht bei den sexuell aktiven Frauen von Immunglobulin A auf Immunglobulin G. Auch das sorgt dafür, dass die fremden Spermien nicht behindert werden, sondern dass der weibliche Körper zwischen ihnen und echten Erregern unterscheiden kann.

„Ein hochgradig dynamisches System“

„Wir sehen damit, dass das Immunsystem auf ein soziales Verhalten reagiert – auf die sexuelle Aktivität“, erklärt Lorenz. „Die Immunabwehr der sexuell aktiven Frau bereitet sich schon im Vorhinein auf die bloße Möglichkeit vor, dass sie schwanger werden könnte.“ Diese neuen Erkenntnisse untermauern die zunehmenden Hinweise darauf, dass unser Immunsystem ein sehr dynamisches System ist. Es passt seine Reaktion und Sensibilität an eine ganze Reihe von äußeren Reizen an.

„Damit beantwortet unsere Studie auch die alte Frage: Warum fördert Sex außerhalb der fruchtbaren Zeit die Empfängnis?“, sagt Lorenz. Denn empfohlen wird dies Paaren mit Kinderwunsch schon seit längerem. Warum und wie der regelmäßige Sex aber die Befruchtung erleichtert, war bisher unklar. (Fertility and Sterility, 2015, doi: 10.1016/j.fertnstert.2015.09.001; , Physiology & Behavior, 2015, doi: 10.1016/j.physbeh.2015.09.018)

(Indiana University, 06.10.2015 – NPO)

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