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Mecklenburgische Eiszeitlandschaft

GeoBasics - Nationale GeoParks

GeoPark Mecklenburgische Eiszeitlandschaft © Geowissenschaftlicher Verein Neubrandenburg

Flaches Land ist im Nationalen GeoPark Mecklenburgische Eiszeitlandschaft nicht zu finden. Wenn auch einige tausend Meter mächtige Gletscher während der Eiszeiten wie ein Hobel über Norddeutschland zogen, so hinterließen sie dennoch keine eingeebnete Fläche. Zwischen zusammen geschobenem oder sedimentiertem Gletscherschutt einerseits und ausgehobelten oder ausgespülten Vertiefungen andererseits ist eine formenreiche Landschaft entstanden. Die hügelige Jungmoränenlandschaft kann mit über hundert Meter hohen Erhebungen und über dreißig Meter tiefen Seen aufwarten.

Seenreichtum und ein kleines Meer

Der Seenreichtum ist für Mecklenburg sprichwörtlich. Manch einer hat im Land der tausend Seen bereits eine Schifffahrt durch die Müritz unternommen, war im Tollensesee tauchen oder hat in einem der vielen anderen Seen gepaddelt. Gebildet hat sich die Mecklenburgische Seenplatte in Hohlformen der letzten Eiszeit. Dabei ist die Entstehungsgeschichte der einzelnen Seen durchaus unterschiedlich. Gletscherzungen schürften Becken aus. In Tunneln unter dem Inlandeis oder vor dem Eisrand abfließende Schmelzwässer spülten Abflussrinnen aus. Inseln von Toteis wurden von Sediment überdeckt und tauten zu einem späteren Zeitpunkt ab.

Auch die Kombination unterschiedlich entstandener Hohlformen in einem See ist möglich. So ist die Müritz ein Kombinationssee aus Rinnen und Toteislöchern. Mit einer Fläche von 117 Quadratkilometern und einer maximalen Tiefe von 33 Metern ist sie auch der zweitgrößte Binnensee Deutschlands. Das kleine Meer, wie die Müritz in der Übersetzung des ursprünglich slawischen Namens heißt, liegt im Bereich der älteren Grundmoräne des Brandenburger Stadiums der Weichseleiszeit vor 25.000 Jahren.

Die Entstehungsgeschichte einzelner Seen wird aufgrund neuer Erkenntnisse auch durchaus einmal neu geschrieben. So wurde der Tollensesee bei Neubrandenburg bis vor kurzem für ein Gletscherzungenbecken gehalten. Neuere Untersuchungen ergaben jedoch, dass es sich hierbei um ein Tunneltal handelt. Die Schmelzwässer standen also auch im Bereich des Eisrandes unter der mehrere hundert Meter mächtigen Eisdecke noch unter sehr starkem Druck. In Richtung Eisrand suchte dieser Druck einen Ausgleich und wusch dabei den Untergrund aus.

Die Spurengase Schwefelsäure und Schwefeldioxid sowie Schwefelsäure enthaltende gasförmige Ionen sind überall in der Troposphäre, der Wetterschicht unserer Atmosphäre, vorhanden. Das konnten die Max-Planck-Forscher um Frank Arnold in Zusammenarbeit mit dem DLR (Deutsches Zentrums für Luft- und Raumfahrt) mit flugzeuggetragenen Messinstrumenten nachweisen. Das Foto zeigt das hierfür eingesetzte Forschungsflugzeug Falcon des DLR bei der Vorbereitung eines Messfluges. © Frank Arnold / MPI für Kernphysik

Höhen im Gletscherschutt

Der Nördliche Landrücken markiert die Eisrandlage des jüngeren Pommerschen Stadiums der Weichseleiszeit vor ca. 15.200 Jahren und ist zugleich prägendes Element des Nationalen GeoParks. Bei Feldberg erreicht die Erhebung mit dem Reiherberg eine Höhe von 143 Metern über dem Meeresspiegel. An einer ihrer großen Gabelungen erreicht bei Langhagen selbst die vorgelagerte Sanderfläche etwa die Höhe der Endmoräne: 109 Meter. Sander und Abflussrinnen überprägen hier die Grundmoräne aus dem älteren Brandenburger Stadium. Bei Pieversdorf ermöglicht eine Wanderung auf engem Raum einen Gang durch die glaziale Serie – Grundmoräne, Endmoräne, Sander.

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Im Rückland breitet sich eine weite Grundmoränenlandschaft des Pommerschen Stadiums vor ca. 15.200 Jahren aus. Hier ragen zahlreiche Oser heraus. Wo sich in den mächtigen Gletschern Spalten auftaten, lagerten sich Sedimente ein und hinterließen nach dem Abschmelzen Erhebungen. Diese reflektieren heute das ehemalige Spaltennetz des Inlandeises. Der Stavenhagener Os erreicht dabei immerhin eine Länge von mehr als dreißig Kilometern.

Ein hochbeweglicher Industrieroboter namens „Virtobot“ zeichnet die Konturen einer zu untersuchenden Leiche auf. © Zentrum Forensische Bildgebung und Virtopsy, Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern/SNF

Die höchste Erhebung im Geopark und in Mecklenburg-Vorpommern ist mit 179 Metern der Helpter Berg südöstlich von Neubrandenburg. Das Gebiet des Helpter Berges repräsentiert eine klassische Stauchmoräne. Ihre Stauchwälle sind wahrscheinlich durch die oszillierende Bewegung des Eises entstanden, in deren Senken sich hochliegende Gewässer und Moore entwickelt haben.

Was ein Berg sei, mag in Garmisch-Partenkirchen zwar anders beurteilt werden als in Emden. Erhebungen von 179 Meter zusammengeschobenen Gletscherschutt wie im Helpter Berg sind schwerlich als flaches Land zu bezeichnen.

Weiterführende Links:

Nationaler GeoPark Mecklenburgische-Eiszeitlandschaft

Geotope in Mecklenburg-Vorpommern

(GeoUnion, 29.08.2003 – Dr. Nicole Schmidt / GFZ Potsdam)

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