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Medizin

Seitenlage ist gesünder für das Gehirn

Auf der Seite funktioniert das nächtliche Ausspülen von Abfallstoffen effektiver

In Seitenlage kann das Gehirn Abfallstoffe effektiver ausschwemmen © Michael Jung/ iStock.com

Möglicherweise ist es kein Zufall, dass die meisten Menschen auf der Seite schlafen. Denn in dieser Position funktioniert die nächtliche „Gehirnwäsche“ am effektivsten, wie Versuche mit Ratten nahelegen. In Seitenlage werden schädliche Abfallstoffe schneller und vollständiger mit dem Hirnwasser ausgeschwemmt, wie die Forscher im Fachmagazin „Journal of Neuroscience“ berichten. Auch die Proteine, die bei Alzheimer Gehirnzellen zerstören, werden so besser beseitigt.

Schlaf spielt eine entscheidende Rolle für unser geistiges Wohlbefinden – und für die Gesundheit unseres Gehirns. Fehlt der Schlaf oder ist er zu unregelmäßig, kann dies auf Dauer sogar Gehirnzellen zerstören, wie Versuche mit Mäusen zeigen. Beim Menschen gibt es Hinweise darauf, dass langjährige Schichtarbeit dümmer macht.

„Gehirnwäsche“ im Schlaf

Die Grund dafür: Während wir schlafen, verarbeitet das Gehirn das tagsüber Gelernte, gleichzeitig aber findet auch eine Art nächtliches Großreinemachen statt: Abfallstoffe werden ausgeschwemmt. „Im Schlaf und bei Anästhesie weiten sich die flüssigkeitsgefüllten Zellzwischenräume“, erklären Helene Benveniste von der Stony Brook University und ihre Kollegen. „Dadurch kann der Abfall schneller weggespült werden.“

In ihrer Studie haben die Forscher nun untersucht, ob unsere Schlafposition beeinflusst, wie effektiv diese „Gehirnwäsche“ arbeitet. Dafür legten sie betäubte Ratten in drei verschiedenen Positionen – auf dem Rücken, aufrecht und auf der Seite – in den Hirnscanner. Mit Hilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) und Kontrastmitteln zeichneten sie dann auf, wie gut das Hirnwasser durch das Gehirn strömen konnte und dadurch die Abfallstoffe ausschwemmte.

Die Seitenlage könnte dazu beitragen, unser Gehirn gesund zu erhalten © Stony Brook University

Auf der Seite ist am besten

„Die Analysen ergaben, dass der glymphatische Transport am effektivsten in der seitlichen Position funktionierte“, berichtet Benveniste. Lagen die Ratte auf der Seite, konnte mehr Hirnwasser das Gehirn durchspülen und abfließen. Wie zusätzliche Untersuchungen mittels radioaktiven Biomarkern und Fluoreszenzmikrokopie ergaben, werden in Seitenlage auch fehlerhafte und überschüssige Eiweiße wie das Beta-Amyloid und Tauproteine besser ausgeschwemmt. Sie gelten als Mitursache für die Zerstörung von Gehirnzellen bei Alzheimer.

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„Dies bestätigt das Konzept, dass der Schlaf auch die Funktion hat, Abfälle zu beseitigen, die sich während unserer wachen Zeit ansammeln“, sagt Benveniste. „Unsere Ergebnisse zeigen nun, dass dabei auch die Schlafposition eine wichtige Rolle spielt.“ Noch haben die Forscher dies zwar nur an Ratten getestet, sie halten es aber für wahrscheinlich, dass die Seitenlage auch beim Menschen vorteilhafter für die nächtliche Gehirnwäsche ist.

„Es ist interessant, dass die seitliche Schlafposition schon von jeher die beliebteste beim Menschen und bei den meisten Tieren ist“, so die Forscherin. „Es könnte sein, dass wir uns auch deshalb an die Seitelange gewöhnt haben, weil sie unser Gehirn am effektivsten von Abfallstoffen reinigt.“ (Journal of Neuroscience, 2015; doi: 10.1523/JNEUROSCI.1625-15.2015)

(Stony Brook University, 07.08.2015 – NPO)

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