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Medizin

Impfstoff gegen Ebola funktioniert

Erste klinische Tests in Guinea belegen effektiven Schutz gegen die Krankheit

Der Impfstoff rVSV Zebov-GP wird für die injektion vorbereitet. © WHO/S. Hawkey

Immun gegen Ebola: Erste klinische Tests eines Impfstoffs gegen Ebola waren erfolgreich. In Guinea schützte die Vakzine rVSV-ZEBOV Geimpfte zu 100 Prozent vor der Krankheit, wie die Tests ergaben. Bereits wenige Tage nach der Impfung gab es keine Ebolafälle unter den potenziell mit Ebola Infizierten mehr. Noch zwar nicht klar, wie lange der Impfschutz anhält, aber die WHO sieht in diesem Ergebnis einen wichtigen Durchbruch.

Ebola gehört zu den tödlichen Viruskrankheiten, gegen die bisher kein wirksamer Impfstoff existierte. Der Epidemie im Jahr 2014 in Westafrika standen Ärzte daher weitgehend machtlos gegenüber. Im November 2014 jedoch begannen klinische Tests am Menschen mit zwei neuentwickelten Impfstoffen gegen das Ebolavirus. Von einer dieser Studien liegen nun die Ergebnisse vor.

Der Impfstoff mit der Bezeichnung rVSV-ZEBOV besteht aus einem für Menschen wenig schädlichen Tiervirus, das ein Protein des Ebola-Zaire Virus auf seiner Oberfläche trägt. Das Immunsystem reagiert auf dieses Protein und entwickelt nach der Impfung schnell eine Immunität, wie Ana Maria Henao-Restrepo von der Weltgesundheitsorganisation WHO und ihre Kollegen berichten.

Ring aus Geimpften

Ob dieser Impfstoff auch in der Praxis ausreichend schützt, haben die Forscher bei einem Feldversuch in Guinea getestet. Sie nutzten dafür die sogenannte „Ring-Impfung“, die bereits in den 1970er Jahren gegen die Pocken eingesetzt wurde. Dabei werden Menschen geimpft, die in Kontakt mit einem Erkrankten standen und deren Kontaktpersonen. Die Geimpften bilden so sozusagen einen Ring um den potenziellen Überträger der Krankheit.

Vorgespräch mit einem Teilnehmer der Studie in Katongourou, Guinea © WHO/S. Hawkey

Um die Wirksamkeit der Vakzine zu testen, impften die Forscher einen Teil der Kontaktpersonen sofort, den Rest erst 21 Tage später – nach Ablauf der Inkubationszeit. „Leider kann nur so geprüft werden, ob der Impfstoff auch wirklich wirkt“, sagt Koautor Matthias Egger von der Universität Bern. Insgesamt wurden 3.512 Menschen mit dem neuen Impfstoff behandelt.

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100 Prozent Schutz nach wenigen Tagen

Das Ergebnis: Den sofort Geimpften verlieh die Vakzine zehn Tage nach Impfung einen nahezu 100-prozentigen Schutz. Nach dieser Zeit erkrankte keiner der Probanden mehr an Ebola. Bei den verspätet Geimpften gab es 16 Ebolafälle bis die Impfung wirkte, danach trat auch bei ihnen kein Krankheitsfall mehr auf: „Kein Geimpfter entwickelte mehr als sechs Tage nach der Impfung noch Symptome, egal ob diese sofort oder verzögert erfolgte“, berichten die Forscher.

„Dies deutet darauf hin, dass schon eine einzige Injektion von VSV-ZEBOV effektiv genug ist, um Ebola zu verhindern und dass der Impfschutz sehr schnell greift“, konstatieren Henao-Restrepo und ihre Kollegen. In der Ring-Strategie eingesetzt, könnte sich dieser Impfstoff daher eignen, akute Ausbrüche der Viruskrankheit einzudämmen. Denn dabei wird auch die Übertragung auf Nicht-Geimpfte eingeschränkt.

Der Impfstoff muss bei minus 80 Gad gekühlt aufbewahrt werden. © WHO/S. Hawkey

Endlich ein Mittel gegen Ebola-Epidemien

„Wir glauben, dass die Welt damit kurz davor steht, endlich einen effektiven Impfstoff gegen Ebola zu haben“, sagte Marie-Paule Kieny von der WHO bei einer Pressekonferenz. Bevor dieser Impfstoff in Massen produziert und eingesetzt wird, muss allerdings noch einiges optimiert werden. So erfordert er bisher eine Lagerung bei minus 80 Grad und auch wie lange der Impfschutz anhält, ist bisher nicht bekannt.

Dennoch hat man mit ihm jetzt erstmals ein wirksames Mittel, um eine akute Ebola-Ausbrüche schnell und effektiv so einzudämmen, dass keine Epidemie mehr daraus entstehen kann. In Guinea treten noch immer Ebolafälle auf, daher wurde der Einsatz des neuen Impfstoffs inzwischen ausgeweitet. Es sollen ab jetzt alle Kontaktpersonen eines Neuerkrankten sofort mit ihm geimpft werden. (The Lancet, 2015; doi: 10.1016/S0140-6736(15)61117-5)

(WHO / The Lancet, 03.08.2015 – NPO)

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