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Astronomie

Ein älterer, größerer Cousin der Erde

Erstmals Exoplanet in habitabler Zone um sonnenähnlichen Stern entdeckt

Gegenüberstellung: Kepler-452b (rechts) und die Erde (links) sind ähnlich groß und umkreisen ähnliche Sterne in ähnlichem Abstand. (künstlerische Darstellung) © NASA/JPL-Caltech/T. Pyle

Passende Bedingungen für die „zweite Erde“? Ein neu entdeckter Exoplanet umkreist einen Stern wie unsere Sonne in genau der richtigen Entfernung, um Leben zu ermöglichen. Der Planet ist ein bisschen größer als die Erde, seine Jahre sind etwas länger, und er ist älter als die Erde, berichten NASA-Astronomen. Damit hätte dieser Exoplanet genug Zeit, Leben hervorzubringen – falls alle anderen Bedingungen ebenfalls stimmen.

Planeten, die um andere Sterne als unsere Sonne kreisen, kennen wir mittlerweile viele. Mit zunehmend besseren Beobachtungsmethoden haben Astronomen bereits über tausend Exoplaneten nachgewiesen. Dies hat auch die Suche nach einer „zweiten Erde“ beflügelt – und natürlich auch die Frage nach möglichem Leben auf anderen Planeten.

Bewohnbare Zone um sonnenähnlichen Stern

Bislang jedoch waren die gefundenen Exoplaneten eher unwahrscheinliche Kandidaten: Leben, wie wir es kennen, benötigt einen Gesteinsplaneten, der einen Hauptreihenstern in genau dem richtigen Abstand umkreist: Zu nah am Stern verdampfen eventuelle Ozeane und die Planetenoberfläche wird förmlich gegrillt. In zu großer Entfernung wird der Planet dagegen zur Eiswüste.

Zwar haben Astronomen bereits zuvor Exoplaneten in dieser sogenannten „habitablen Zone“ entdeckt, darunter den Erdzwilling Kepler-186f. Solche Kandidaten umkreisen allerdings im Vergleich zu unserer Sonne eher leuchtschwache Sterne, wie im System um den Stern Gliese 667C.

Systemvergleich: Der bisher erdähnlichste Planet Kepler-186, der neuentdeckte Kepler-452b, und die Gesteinsplaneten unseres Sonnensystems. © NASA/JPL-CalTech/R. Hurt

Bei dem Exoplaneten, den NASA-Astronomen um Jon Jenkins vom Ames Research Center im kalifornischen Moffett Field nun mit dem Kepler-Weltraumteleskop entdeckt haben, passt dagegen offenbar alles zusammen: Der Planet Kepler-452b hat einen etwa 60 Prozent größeren Durchmesser als die Erde und gehört damit zu den sogenannten „Super-Erden“. Sein Zentralgestirn ist ein Hauptreihenstern der Spektralklasse G2, genau wie unsere Sonne. Und der Abstand zwischen den beiden passt genau.

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„Älterer, größerer Cousin der Erde“

Im 1.400 Lichtjahre entfernten Heimatsystem von Kepler-452b ist alles ein wenig größer als bei uns: Der Planet ist etwa fünf Prozent weiter von seinem Stern entfernt als die Sonne von der Erde. Sein Stern ist mit rund sechs Milliarden Jahren rund eineinhalb Milliarden Jahre älter als die Sonne, leuchtet 20 Prozent heller und hat ein Zehntel mehr Durchmesser als diese. Seine Temperatur ist jedoch ähnlich. Für einen Umlauf um den Stern benötigt der Planet 385 Tage – ein Jahr ist also nur etwa drei Wochen länger als auf der Erde.

Die genaue Masse und Zusammensetzung von Kepler-452b sind noch nicht bekannt. Nach bisherigen Erkenntnissen jedoch bestehen Planeten dieser Größenordnung sehr wahrscheinlich aus Gestein. Eventuell vorhandenes Wasser könnte sich unter all diesen Voraussetzungen in Ozeanen an der Oberfläche sammeln. „Wir können uns Kepler-452b als einen älteren, größeren Cousin der Erde vorstellen“, sagt Jenkins, „und er gibt uns Gelegenheit, die Entwicklung der Bedingungen auf der Erde zu begreifen.“

„Reichlich Gelegenheit für Leben“

Insbesondere das Alter des Planeten im Zusammenhang mit seinen lebensfreundlichen Bedingungen weckt Spekulationen. Sechs Milliarden Jahre in der habitablen Zone seien achtunggebietend, meint Jenkins: „Das ist reichlich Gelegenheit, dass dort Leben auftauchen könnte, falls dort alle nötigen Zutaten und Bedingungen für die Existenz von Leben vorhanden sind.“

Mit Kepler-452b beträgt die Zahl der bestätigten Exoplaneten nun genau 1.030. Das Kepler-Team hat jedoch noch über 4.500 weitere Kandidaten entdeckt, die noch genauere Beobachtungen erfordern. Darunter sind zwölf weitere mögliche Exoplaneten, deren Durchmesser ein- bis zweimal so groß ist wie der der Erde, und die sich in der habitablen Zone befinden. Neun davon umkreisen Sterne, deren Größe und Temperatur unserer Sonne ähneln. NASA-Wissenschaftler John Grunsfeld fasst die bisherigen Entdeckungen zusammen: „Dieses aufregende Ergebnis bringt uns einen Schritt weiter, die Erde 2.0 zu entdecken.“

(NASA, 24.07.2015 – AKR)

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