Anzeige
Medizin

Anabolika-Missbrauch macht vergesslich

Erinnerungsvermögen lässt bei regelmäßigem Einsatz von Steroidpräparaten nach

Anabolika helfen beim schnellen Muskelaufbau, können jedoch stark der Gesundheit schaden. © purestock / iStock.com

Viele Muskeln, aber nichts im Kopf? Anabolika-Missbrauch unterstützt dieses Vorurteil offenbar: Wer als Sportler häufig Hormon-Aufbaupräparate schluckt, dessen Erinnerungsvermögen lässt deutlich nach, wie britische Forscher nun herausgefunden haben. Neben den bereits bekannten körperlichen Gesundheitsrisiken besteht also auch Gefahr für das Gedächtnis, warnen die Wissenschaftler im „Open Psychiatry Journal“.

Regelmäßiger Sport hält gesund, das ist allgemein bekannt. Einigen Sportlern geht das Training allein jedoch nicht schnell genug – sie verlassen sich auf Aufbaupräparate wie Steroide, sogenannte Anabolika. Diese Hormone veranlassen den Körper dazu, mehr Muskeln aufzubauen. Missbrauch mit solchen Mitteln ist weit verbreitet: In manchen Sportlergruppen, wie etwa Bodybuildern und Gewichthebern, nehmen geschätzte 38 Prozent der Athleten regelmäßig Steroide ein.

Gesundheitliche Langzeitrisiken

Ein solcher Eingriff in den Hormonhaushalt bringt allerdings auch große Risiken: Frühere Studien haben unter anderem höhere Cholesterinwerte, Leberschäden und Bluthochdruck durch übermäßigen Steroidgebrauch gezeigt. Auch das Langzeitgedächtnis kann Schaden nehmen. „Im Wesentlichen sind die gesundheitlichen Langzeitrisiken des Steroidgebrauchs ziemlich gut untersucht“, sagt Tom Heffernan von der Northumbria University in Newcastle. „Aber wir wissen viel weniger darüber, wie die Folgen im alltäglichen Leben aussehen.“

Heffernan und sein Team untersuchten darum fast 100 Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren, die regelmäßig ins Fitnessstudio gehen. Mit einem standardisierten Fragebogen überprüften die Wissenschaftler, wie gut das Erinnerungsvermögen der Probanden für alltägliche Vorgänge war. Eine Hälfte der Probanden nahm regelmäßig Steroide ein, die andere Hälfte diente als Kontrollgruppe.

Verwirrtheit und Vergesslichkeit

Die Ergebnisse fielen deutlich aus: In allen Bereichen des alltäglichen Erinnerns hatten die Steroid-Nutzer Defizite. Egal ob es um vergangene Ereignisse oder für die Zukunft geplante Handlungen wie das anstehende Bezahlen einer Rechnung ging – das Erinnerungsvermögen ließ um fast 30 bis 40 Prozent nach. Außerdem führten die Steroide offenbar zu Konzentrationsschwierigkeiten und Problemen dabei, Aufgaben im Voraus zu planen und entsprechend auszuführen.

Anzeige

Im Extremfall führen solche Defizite zu Verwirrtheit und Vergesslichkeit. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Langzeitgebrauch anabolisch-androgener Steroide einen deutlichen Einfluss auf das Alltagsgedächtnis und das Erinnerungsvermögen hat“, fasst Heffernan zusammen. „Das könnte viele Lebensbereiche betreffen, wie persönlichen Beziehungen, Arbeitsverhältnisse, Ausbildung und auch gesundheitliche Aspekte.“ Deshalb und auch aufgrund der bereits bekannten Gesundheitsrisiken durch Steroide bestehe noch weiterer Forschungsbedarf in diesem Bereich, so der Forscher. (The Open Psychiatry Journal, 2015; doi: 10.2174/1874354401509010001)

(Northumbria University, 07.07.2015 – AKR)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Schönheit - Symmetrie, Kindchenschema und Proportionen

Doping - Siege, Rekorde und Medaillen um jeden Preis?

News des Tages

Bücher zum Thema

Doping und seine Wirkstoffe - Verbotene Arzneimittel im Sport von Dirk Clasing

Tabletten, Tropfen und Tinkturen - Medizin im Alltag von Cornelia Bartels, Heike Göllner und Jan Koolman

Top-Clicks der Woche