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Geowissen

Island: Eruptionsprognose durch Satellitendaten

Vorhersage von Geologen 35 Stunden vor Eruption des Grimsvötn

Ausbruch unter dem Vatnajökull © Freysteinn Sigmundsson

Einem Team von Geologen der Universität München ist es gelungen, einen Vulkanausbruch auf Island durch die Auswertung von Satellitendaten vorherzusagen. Mit Hilfe hochauflösender Bilder des Umweltsatelliten ENVISAT der europäischen Raumfahrtbehörde ESA konnten die Wissenschaftler bereits am 31. Oktober und damit 35 Stunden vor dem eigentlichen Ausbruch des Vulkans Grimsvötn die Eruption, die tatsächlich am 1. November erfolgte, ankündigen. Anhand der vom Satelliten gelieferten Daten konnte der Verlauf des Ausbruchs schrittweise nachgezeichnet werden.

Aktivster Vulkan Islands

Der Vulkan Grimsvötn liegt im westlichen Bereich des 8.100 Quadratkilometer großen Vatnajökull, dem größten Gletscher Europas. Die Caldera des Vulkans ist von etwa 250 Meter mächtigen Eisschichten bedeckt. Die Grimsvötn ist einer der aktivsten Vulkane Islands mit insgesamt 20 bis 35 Eruptionen seit der Besiedlung des Landes und einem geschätzten Fördervolumen von 30-35 Quadratkilometern in diesem Zeitraum.

Kleinere subglaziale Eruptionen ereigneten sich bereits 1983 und 1998. Der letzte große Ausbruch – die Gjálp Eruption – ereignete sich nördlich der Caldera im Oktober 1996. Dabei wurde das dort 400 bis 600 Meter mächtige Gletschereis auf einer Länge von rund neun Kilometern aufgerissen und rund 3,5 Kubikkilometer Eis abgeschmolzen. Eine viele Kilometer hohe Asche- und Wasserdampfwolke stieg auf. Der durch die aufgeschmolzenen Wassermassen ausgelöste Gletscherlauf verwüstete große Teile der Infrastruktur im südlichen Vorfeld des Gletschers.

Eruption durch Vorzeichen angekündigt

Die neue Eruption des subglazialen Vulkans Grimsvötn begann am 01. November 2004. Ein intensiver Schwarm vulkanischer Erdbeben setzte drei Stunden vor dem Ausbruch ein. Die Eruption wurde von lang- und kurzfristigen Vorzeichen angekündigt: Die Magmenkammer unter der Grimsvötn-Caldera hatte sich seit der letzten Eruption 1998 gefüllt. GPS-Messungen stellten eine kontinuierliche Hebung von fünf bis zehn Zentimeter pro Jahr innerhalb der Caldera fest. Die seismische Aktivität hatte sich seit Mitte des Jahres 2003 verstärkt. Seit diesem Zeitpunkt hatte der Druck innerhalb der Magmenkammer dieselbe Intensität erreicht wie vor der Eruption 1998. Ende Oktober 2004 stieg die Bebentätigkeit weiter an.

Ziel ist weltweites Katastrophen-Monitoring

Die Beobachtung der vulkanischen Tätigkeit auf Island erfolgt im Rahmen des ESA-Forschungsprojektes „Hazard Assessment and Prediction – Longterm Observation of Icelandic Volcanoes and Glaciers Using ENVISAT-ASAR and Other Radar Data“, an den neben den Wissenschaftlern um Projektleiter Ulrich Münzer von der Ludwig- Maximilians-Universität (LMU) auch österreichische und isländische Forscher beteiligt sind.

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Vorrangiges Forschungsziel ist die Erfassung, Identifizierung und Überwachung dynamischer Prozesse und ihrer Folgen auf dem Gebiet des Vulkanismus und der Gletscherkunde. „Es geht uns darum, ein Katastrophen-Monitoring aufzubauen, das schließlich weltweit zur Anwendung kommen soll,“ erläutert Dr. Münzer. Weiterhin dient das Forschungsprojekt auch der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Bereich der Geologie.

(Universität München, 12.11.2004 – NPO)

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