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Zoologie

Ameisen-Kiefer dient als Sprungfeder

Jagdwerkzeug der Schnappkieferameise funktioniert auch als Fluchtmechanismus

Eine Schnappkieferameise schleudert sich aus der Trichterfalle eines Ameisenlöwen. © PLoS ONE

Sprungkraft aus den Mundwerkzeugen: Die Schnappkieferameisen nutzen ihre hochentwickelten Kiefer nicht nur zur Jagd – sie können sich damit auch aus der Gefahrenzone katapultieren. Gegen Ameisenlöwen verdoppelt dieser Trick die Überlebenschancen der Ameisen, haben US-Forscher herausgefunden. Wie der effektive Fluchtmechanismus funktioniert, beschreiben die Wissenschaftler im Fachjournal „PLoS ONE“.

Eine Schnappkieferameise schleudert sich aus der Trichterfalle eines Ameisenlöwen.© PLoS ONE

Bei den Schnappkieferameisen ist der Name Programm: Die Insekten sind für ihre bizarren Beißerchen berühmt. Der Schnappmechanismus beruht darauf, dass die Energie in einem starken Muskel im Kopf der Insekten wie in einem gespannten Bogen gespeichert wird. Der Kiefer ist dann bei offener Stellung blockiert. Erst wenn das Tier diese Sperre löst, schnappen die Kieferzangen blitzartig zu. Bei der Schnappkieferameisenart Odontomachus brunneus erreichen diese sogenannten Mandibeln eine Geschwindigkeit von über 40 Metern pro Sekunde – 144 Kilometer pro Stunde.

Springen als Fluchtmechanismus?

Dass die Ameisen manchmal eigenartiges Sprungverhalten zeigen, war bereits aus früheren Studien bekannt. Fredrick Larabee von der University of Illinois und seine Kollegen haben dieses Phänomen buchstäblich unter die Lupe genommen. „Es war nicht bekannt, ob dieses Verhalten der Flucht bei Bedrohung dient, und wenn ja, ob dies die Überlebenschancen der Ameisen tatsächlich verbessert“, sagt Larabee.

Die Forscher konfrontierten darum einige Ameisen mit einem ihrer schlimmsten Feinde: dem Ameisenlöwen. Diese räuberischen Insekten lauern im Zentrum eines Trichters aus Sand auf ihre Opfer. Gerät eine Ameise in die Falle, rutscht sie auf dem krümeligen Untergrund ins Zentrum, wo sie der hungrige Ameisenlöwe erwartet.

Doppelte Überlebenschance durch Schnappkiefer

Die Beobachtungen und Videoaufnahmen der Forscher dokumentierten: Die Schnappkieferameisen setzen ihre Kiefer tatsächlich gezielt ein, um sich aus den Trichtern der Ameisenlöwen zu schleudern. Sie halten ihre Mandibel dazu nahe zum Untergrund und lassen sie zuschnappen. „Die Ameisen waren in der Lage, in 15 Prozent der Fälle durch diese Strategie aus der Trichterfalle zu entkommen“, berichtet Larabee. Bei Ameisen, denen die Forscher die Mandibel verklebten, sanken die Überlebenschancen um rund die Hälfte.

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„Unsere Studie zeigt, wie ein Merkmal, das für bestimmte Zwecke entwickelt wurde, auch andere Funktionen übernehmen kann,“ sagt Larabee. „In diesem Fall ist es ein Werkzeug, das eigentlich dem Schnappen von Beute dient, aber auch als ein Flucht-Werkzeug eingesetzt werden kann“, resümiert der Biologe. (PLoS ONE, 2015; doi: 10.1371/journal.pone.0124871)

(PLoS ONE, Larabee et al., 15.05.2015 – MVI)

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