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Umwelt

Wald stirbt mehr denn je

Aktueller Waldzustandsbericht: 2003 war kein gutes Jahr für Europas Wälder

Den Wäldern Europas geht es so schlecht wie selten zuvor. Schuld ist unter anderem der Rekordsommer des vergangenen Jahres. Das geht aus dem europäischen Waldzustandsbericht 2004 hervor, den die Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (BFH) jetzt veröffentlicht hat. Für 2003 zeigt sich eine durchschnittliche Verschlechterung des Kronenzustandes bei fast allen Hauptbaumarten. Auch für das Jahr 2004 wird keine Besserung erwartet, denn die Bäume reagieren oft erst im Folgejahr auf die Witterung des Vorjahres.

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Die Bäume reagierten teilweise mit dem Abwurf von grünem Laub und mit unterdurchschnittlichem Holzzuwachs. Die geschwächten Bäume waren anfälliger für Insektenschäden. In Portugal war die Waldbrandfläche so groß wie nie zuvor und lag um ein vierfaches über dem bisherigen Jahresdurchschnitt. Auf einigen Intensivuntersuchungsflächen in Mitteleuropa waren die Wasservorräte im Spätsommer 2003 auch in tieferen Bodenhorizonten völlig erschöpft.

Wald versauert

Doch nicht nur die Witterungsextreme allein machen den Waldökosystemen zu schaffen, verschlimmert wird ihre Lage noch durch Luftschadstoffe. Messergebnisse zeigen, dass die Bodenversauerung unter anderem durch den sauren Regen auf vielen der 860 Intensivuntersuchungsflächen immer noch deutlich über den kritischen Schwellenwerten liegt. Überdurchschnittlich hohe Nitratkonzentrationen im Regenwasser wurden vor allem in Belgien, in den Niederlanden, in Norddeutschland und in Polen gemessen. Deutlichere Erfolge vermelden die Waldschadensforscher dagegen bei den Schwefeleinträgen, die auf knapp der Hälfte der Flächen signifikant zurückgingen.

Die Bodenversauerung kann neben einer Gefährdung der Trinkwasserqualität auch eine erhöhte Sturmanfälligkeit der Bäume bewirken. In einer Auswertung auf knapp 1.000 Beobachtungsflächen zeigte sich, dass die schweren Stürme des Jahres 1999 auf saueren Böden mehr Bäume entwurzelten oder brachen als auf Böden mit höherem pH Wert. Die Schädigung der Wurzeln auf versauerten Böden könnte ein Grund für diesen Zusammenhang sein.

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Mehr Ozon, mehr Wachstum

Hohe Ozonkonzentrationen wurden vor allem in Südeuropa gemessen, wo die Ozonbildung durch die hohe Sonneneinstrahlung besonders begünstigt wird. Die Grenzwerte der UNECE wurden in den Jahren 2000-2002 auf über 60 Prozent der Flächen überschritten. Die Daten für 2003 werden zurzeit ausgewertet. Aufgrund der hohen Sonnenscheindauer werden deutlich höhere Werte als in den Vorjahren erwartet.

Im Durchschnitt der vergangenen 40 Jahre zeigen Jahrringanalysen für die Hauptbaumarten eine durchschnittliche Zunahme des Wachstums um bis zu 25 Prozent. Ob allerdings die Zunahme des Waldwachstums generell auch eine langfristige Verbesserung des Waldzustandes bedeutet, muss noch geklärt werden. Gründe für die Zunahme des Baumwachstums könnten verbesserte Waldbewirtschaftung, der globale Temperaturanstieg und eine Zunahme der Kohlendioxidkonzentrationen in der Atmosphäre sein. Auch Stickstoffeinträge, die neben der versauernden Wirkung auf vielen Standorten auch einen Eintrag an Nährstoffen darstellen, werden in diesem Zusammenhang weiter untersucht.

Der Waldzustandsbericht wird jedes Jahr vom International Cooperative Programme on Assessment and Monitoring of Air Pollution Effects on Forests (ICP Forests) unter der UNECE herausgegeben. Das Koordinierungszentrum des Programms befindet sich an der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft in Hamburg.

(Senat der Bundesforschungsanstalten im Geschäftsbereich des BMVEL, 09.11.2004 – NPO)

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