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Klima

Mehr Sommerhitze durch weniger Stürme

Klimawandel: Veränderte Luftströmungen bringen schon jetzt mehr Hitzewellen

Starke sommerliche Hitzewellen werden in Zukunft wahrscheinlich immer häufiger, weil die Sommerstürme nachlassen. © freeimages

Stürmische Zeiten? Im Gegenteil: Ein Rückgang der Sommerstürme in Europa ist verantwortlich für häufigere und stärkere Hitzewellen in den vergangenen Jahrzehnten. Durch den Klimawandel könnte sich dieser Trend künftig noch drastisch verstärken, wie deutsche Klimaforscher im Fachmagazin „Science“ erklären. Der Grund: Die Arktis erwärmt sich immer schneller – dadurch lassen bei uns die kühlenden, aber stürmischen Luftströmungen nach.

Die vermeintlich gute Nachricht: Stürmisches Wetter während der Sommermonate hat in den vergangenen Jahrzehnten abgenommen. Dieser Trend gilt nicht nur für große Teile Europas, sondern auch in den USA und Russland. Ursache dafür sind starke Luftströmungen am Himmel hoch über uns, die sogenannten Jetstreams: Wenn diese durch den Klimawandel gestört werden, erklärt Dim Coumou vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, kann sich das auch unten auf der Erde erheblich auswirken. Doch weniger Stürme im Sommer sind alles andere als ein Segen.

Missernten und Waldbrände

„Eine Abnahme der Sturmaktivität könnte man zunächst für etwas Gutes halten“, so der Klimaforscher. Denn diese Abnahme führe dazu, dass Wetterlagen in den mittleren Breiten der nördlichen Halbkugel oft länger anhalten. „Im Sommer transportieren Stürme feuchte und kühle Luft vom Ozean auf die Kontinente, was nach einer Zeit drückender Wärme wieder Linderung bringt. Flauten hingegen verlängern Wärmeperioden. Hitze-Extreme und Dürren sind die Folge.“ Die extreme Hitze in Russland im Jahr 2010 mit fatalen Missernten und hunderten von Waldbränden ist nur ein Beispiel dieser Folgen.

Das Forscher die Folgen von Sommerstürmen untersuchen, ist relativ neu: Bisherige Studien haben sich größtenteils auf Winterstürme konzentriert. Diese fallen gewöhnlich viel heftiger aus und richten größere Schäden an. Daher erregen sie zwar mehr Aufmerksamkeit, klimatisch sind sie dagegen eher stabil: Regional kann sich die Häufigkeit oder die Stärke der Stürme in der kalten Jahreszeit verändern, aber im Durchschnitt hat sich über die letzten Jahrzehnte wenig geändert.

Wärmere Arktis verstärkt Hitzewellen

Ganz anders im Sommer: Daten von Messstationen und Satelliten zeigen einen deutlichen Rückgang der Sturmaktivität im beobachteten Zeitraum. Stürme treten also seltener auf, sind schwächer, oder eine Kombination von beidem. Daher bringen sie auch weniger Abkühlung in der Sommerhitze. Und dieser Trend könnte sich in Zukunft noch deutlich stärker ausprägen: „Ein ungebremster Klimawandel könnte die sommerlichen Luftströme weiter abschwächen, was dann das Risiko von Hitzewellen erhöht“, sagt Koautor Jascha Lehmann.

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Der Grund für den verstärkten Effekt liegt in der Arktis, wie die Wissenschaftler erläutern. Treibhausgase aus fossilen Brennstoffen lassen die Temperaturen weltweit im Mittel steigen, aber im hohen Norden geschieht dies doppelt so schnell wie auf dem Rest des Planeten. Dadurch nimmt der Temperaturunterschied zwischen der kalten Polarregion und dem wärmeren Rest der Nordhalbkugel immer weiter ab.

Klimawandel stört wichtige Luftströme

Dieser Temperaturunterschied ist aber die Triebkraft des für die Sommerstürme verantwortlichen Jetstreams, der deshalb ebenfalls schwächelt. Die beschleunigte Erwärmung der Arktis könnte die beobachteten Veränderungen der Luftzirkulation immer weiter antreiben. „Insofern könnten die Hitze-Extreme, die in den vergangenen Jahren auftraten, erst der Anfang sein“, sagt Lehmann. Noch weniger Sommerstürme führen dann zu noch stärkeren Hitzewellen.

„Aus welchem Winkel auch immer wir auf die Hitze-Extreme schauen: Die Fakten, die wir finden, deuten alle in die gleiche Richtung“, so Coumou. „Die Hitze-Extreme nehmen nicht einfach nur deshalb zu, weil wir den Planeten erwärmen, sondern weil der Klimawandel zusätzlich Luftströme stört, die wichtig sind für die Entstehung unseres Wetters.“ (Science, 2015; doi: 10.1126/science.1261768)

(Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, 13.03.2015 – AKR)

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