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Medizin

MRSA: Bakterien nisten sich in Haushalten ein

Leicht übertragbare Bakterien bleiben jahrelang und entwickeln sich weiter

Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA) ist nicht mehr nur ein Krankenhauskeim - auch in Haushalten nisten sich die Bakterien hartnäckig ein. Hier befinden sich die Bakterien (gelb) im Kampf mit weißen Blutzellen (blau eingefärbt). © Frank DeLeo, National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID)

Unerwünschter Untermieter: Einmal eingeschleppt, nistet sich das resistente Bakterium MRSA auf lange Zeit in Haushalten ein. Stämme dieses vormals als Krankenhauskeim berüchtigten Erregers können US-Forschern zufolge jahrelang von einer Person im Haus zur anderen geradezu herumgereicht werden. Mit der Zeit entsteht so ein genetisch typischer Stamm für einen befallenen Haushalt.

Manche Bakterien lassen sich von keinem der gängigen Antibiotika beeindrucken – sie sind weitgehend resistent dagegen. Viele solcher antibiotikaresistenten Bakterienstämme sind auf dem Vormarsch, trotz ständig neuer Medikamente. Ein besonders gefürchteter Vertreter ist der methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA).

Nicht mehr nur Krankenhauskeim

Vormals nur als „Krankenhauskeim“ berüchtigt, taucht dieses Bakterium seit den 1990er Jahren auch mehr und mehr im Alltagsleben auf. Betroffen sind oft ganze Gemeinschaften, die in engem Kontakt stehen: Bewohner eines Altenheims, Sportvereine, oder auch Gefängnisinsassen. Der häufige MRSA-Stamm USA300 löst Infektionen der Haut aus und ist schnell übertragbar.

Bereits aus früheren Studien ist bekannt, dass USA300 MRSA sich auch in Haushalten einnistet und vermehrt. Von 350 Patienten mit einer Hautinfektion trugen 40 Prozent Kolonien des resistenten Keims auf ihrem Körper. Darüber hinaus wiesen Mediziner das Bakterium auch bei der Hälfte der Menschen nach, die mit den Patienten im selben Haushalt lebten.

Selten, aber für lange Zeit

Aus insgesamt 146 Proben aus verschiedenen Städten der USA entschlüsselten die Wissenschaftler außerdem das komplette Genom dieses Bakterienstamms. Anhand dieser genetischen Information haben Michael David von der University of Chicago und seine Kollegen nun untersucht, wie sich MRSA innerhalb eines Haushalts verändert und wie der Keim übertragen wird.

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Die Mediziner entdeckten, dass verschiedene in einem Haushalt lebende MRSA-Stämme stets sehr eng miteinander verwandt sind. Außerdem rechneten sie aus, dass die Bakterien zum Zeitpunkt der Probennahme meist schon zwei bis acht Jahre in einem Haushalt existiert hatten. Daraus schließen die Forscher, dass es zwar relativ selten vorkommt, dass ein MRSA-Stamm in einen Haushalt einzieht – aber dann bleibt er lange genug dort, um sich weiter zu entwickeln und in neue Unterstämme aufzufächern.

Ein paar Jahre hin und her hüpfen

„Wir fanden heraus, dass sich USA300 MRSA-Stämme innerhalb eines Haushalts ähnlicher sind als solche aus verschiedenen Haushalten“, sagt David. Wenn das Bakterium einen Bewohner befalle, könne es anschließend „für ein paar Jahre dableiben und hin und her hüpfen, von einer Person zur anderen.“

Die Ergebnisse liefern Hinweise darauf, auf welchen Wegen sich MRSA verbreitet. Außerdem zeigen sie, dass Haushalte dem Bakterium für lange Zeit als Reservoir dienen, wo es sich einnistet. Wichtig ist diese Information vor allem deshalb, weil MRSA-Erreger oft von den Patienten selbst in die Krankenhäuser mitgebracht werden. Während eine Hautinfektion bei gesunden Menschen oft unbemerkt bleibt, kann sie bei geschwächten Patienten tödliche Folgen haben.

Auch wenn sie von der Haut in den Blutkreislauf gelangt, droht Gefahr. Bei der Behandlung von Hautinfektionen solle daher darauf geachtet werden, die Haut eines Patienten vollständig von Bakterien zu befreien, schlagen die Mediziner vor. Dies sei ein kritischer Schritt, damit sich MRSA weniger ausbreiten könne. (mBio, 2015; doi: 10.1128/mBio.00054-15)

(American Society for Microbiology, 10.03.2015 – AKR)

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