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Neurobiologie

Akustische Signale helfen beim Einschlafen

Schlafstudie belegt positiven Effekt elektronischer Musikberieselung

Wer unter Schlafstörungen leidet, greift oft zu chemischen Schafmitteln. Um in Morpheus‘ Arme zu gelangen, könnte sich jetzt jedoch der Umweg über die Ohren anbieten. Eine neuartige Form von akustischen Signalen, verpackt in elektronische Musik, scheint das Gehirn schonend zum Schlafen animieren zu können. Das ist das Ergebnis einer Studie, die am Psychologischen Institut der Universität Köln erstellt worden ist.

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Eine speziell entwickelte CD, die sich auf wissenschaftliche Theorien zur Beeinflussung von Hirnwellen durch geringfügig verzerrte Stereotöne beruft, wurde dem Schlafforscher Professor Dr. Egon Stephan zur wissenschaftlichen Prüfung übergeben. 170 Freiwillige, die sich wegen eigener Schlafprobleme zur Teilnahme an der Studie gemeldet hatten, erprobten die CD-Wirkung während sieben Wochen, nachdem sie zunächst eine Woche Protokoll darüber geführt hatten, wie lange sie brauchten, um einzuschlafen, und wie lange sie jeweils geschlafen hatten. Danach hatten sie sechs Wochen lang die CD während der Nacht zum Ein- und Durchschlafen auf Ihrer Stereoanlage – gerade noch hörbar – abgespielt. In der siebten Woche führten sie wieder ein Schlafprotokoll und spielten weiter jede Nacht die CD ab.

Schlafdauer verlängert

Bei der Überprüfung zeigte sich, dass sich die durchschnittliche Schlafdauer bei den 170 Teilnehmern um fast eine halbe Stunde verlängert hatte. Die Aufenthaltsdauer im Bett verlängerte sich sogar um mehr als eine halbe Stunde. Das ist bemerkenswert, weil gerade für Menschen mit Schlafproblemen der Aufenthalt im Bett meist emotional negativ besetzt ist. Schlafstörungen treten oft während belastender Lebenssituationen auf, bleiben aber häufig als chronisches Leiden zurück, wenn Ehekrisen oder finanzielle Sorgen überstanden sind. Die herkömmlichen Selbsthilfen sind wie beim direkten Beeinflussen der Hirnchemie durch Medikamente problematisch oder fordern sehr viel Selbstdisziplin, wenn es um eine straffe Tagesplanung geht.

Stereo-Verschiebungen sollen Hirnströme ändern

Die sanfte akustische Methode setzt allerdings nicht einfach auf Entspannungsmusik. Das vermutete Wirkprinzip der Schlummer-CD ist etwas komplizierter und beruht auf genau berechneten Verschiebungen zwischen den Tönen der zwei Stereolautsprecher. Diese Verschiebungen sollen entsprechende Veränderungen im Hirnwellenmuster bewirken und so das Ein- und Durchschlafen beeinflussen. Die von den Teilnehmern berichteten Veränderungen ihres Schlafes können als Hinweis darauf gewertet werden, dass tatsächlich durch die CD das Ein- und Durchschlafen in der gewünschten Richtung verändert wird.

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Die Kölner Wissenschaftler waren über diesen starken Effekt von einer halben Stunde Schlafverlängerung überrascht, zumal sie gegenüber den Teilnehmern die schlaffördernde Wirkung der CD eher in Zweifel gezogen hatten, um Suggestiveffekte zu vermeiden. Die Ergebnisse jedoch sind eindeutig. Für die Versuchsteilnehmer hat sich das Umräumen im Schlafzimmer, die Ausrichtung der Boxen für den optimalen Stereoklang, gelohnt. Drei Viertel von ihnen wollen die CD auch in Zukunft nutzen.

(Universität zu Köln, 08.11.2004 – NPO)

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