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Geowissen

Biene stellt “Meteoritenwinter” in Frage

„Dinokiller“-Folgen möglicherweise weniger dramatisch als angenommen

Ein jahrelang anhaltender “Meteoritenwinter” wird gemeinhin als eine der Ursachen für das Aussterben der Dinosaurier gesehen. Doch eine gewöhnliche tropische Honigbiene könnte diese gängigen Vorstellungen jetzt widerlegen: Sie überlebte das Massenaussterben am Ende der Kreidezeit vor rund 65 Millionen Jahren, obwohl eigentlich Staub- und Aschenwolken vom Einschlag eines Meteoriten vor Yucatan noch Jahre später die Erde in Dunkelheit und Kälte gehüllt haben müssen. Oder fand der „Metoritenwinter vielleicht doch nicht statt?

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Das Überleben der Biene Cretotrigona prisca ist problematisch und verräterisch zugleich, so jedenfalls die Ansicht der Paläontologin Jacqueline M. Kozisek von der Universität von New Orleans. Sie untersuchte in Bernstein konservierte Vertreter dieser Bienenart aus der späten Kreidezeit und verglich sie mit ihren modernen Verwandten. Dabei stellte sie fest, dass beide annähernd identisch waren – ein Hinweis darauf, dass die tropische Bienenart das einschneidende Massensterben vor rund 65 Millionen Jahren überlebt hat.

Da allerdings keine der modernen tropischen Honigbienen Jahre in Dunkel und Kälte und ohne blühende Pflanzen überstanden hätte, muss nach Ansicht der Forscherin etwas an der „Meteoritenwinter-Theorie“ falsch sein. „Es kann nicht so groß gewesen sein“, erklärt sie in Bezug auf den angenommenen globalen Temperatursturz nach dem Einschlag des Chicxulub-Asteroiden vor der Halbinsel Yucatan.

Moderne tropische Bienen brauchen Temperaturen von 31 bis 34°C, um lebenswichtige Stoffwechselaktivitäten aufrecht zu erhalten. Dieser Temperaturbereich ist gleichzeitig der optimale für ihre Nahrung, nektarreiche Blütenpflanzen. Basierend auf den bisherigen Erkenntnissen über das Klima der Kreidezeit und die modernen tropischen Honigbienen schätzt Kozisek, dass ein Kälteeinbruch nach einem Einschlag die Temperaturen um nicht mehr als zwei bis sieben Grad gesenkt haben kann, ohne die Bienen auszurotten. Gängige Theorien zum Einschlagswinter nach dem Chicxulub-Impakt gehen dagegen von mindestens sieben bis zwölf Grad aus.

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“Ich versuche nicht zu sagen, dass ein Asteroideneinschlag nicht stattgefunden hat”, erklärt die Forscherin. “ Ich versuche nur, die Folgen genauer einzugrenzen.“ Um dies zu erreichen verfolgte Kozisek einen für die Paläontologie ungewöhnlichen Ansatz: Sie untersuchte nicht ausgestorbene Arten sondern konzentrierte sich stattdessen auf die Überlebenden des Massenaussterbens. „Ich habe eine Liste aller Überlebenden gemacht und mir diejenigen mit relativ engen Überlebensanforderungen herausgepickt“, so die Wissenschaftlerin. Letzteres ermittelte sie, wo möglich, durch Vergleiche mit modernen Nachkommen dieser Spezies. Die Honigbiene Cretotrigona prisca bot sich dabei geradezu an, da sie nicht nur überlebte, sondern ihre heutigen Verwandten ihr auch noch zum Verwechseln ähnlich sehen – und damit höchstwahrscheinlich ihre direkten Nachkommen sind.

(Geological Society of America, 08.11.2004 – NPO)

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