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Medizin

Asbest fordert noch immer Todesopfer

Gefährdung durch einstiges "Wundermineral" ist noch lange nicht vorbei

Elektronenmikroskopische Aufnahme von Asbestfasern. © Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin/ ATW GmbH

Schleichende Epidemie: Obwohl Asbest in Deutschland schon seit 20 Jahren verboten ist, sterben noch immer tausende Menschen an den Spätfolgen der krebserregenden Fasern. Allein im Jahr 2012 waren hierzulande 1.500 Todesfälle auf Asbest zurückzuführen, wie aus dem aktuellen nationalen Asbest-Bericht hervorgeht. Und noch immer sind 500.000 Beschäftigte offiziell als asbestgefährdet eingestuft – weil die Dunkelziffer hoch ist, sind es vermutlich noch weitaus mehr.

Asbest ist ein Naturstoff, der lange als „Mineral der tausend Möglichkeiten“ gefeiert wurde. Mehr als 3.500 verschiedene Produkte wurden aus den faserförmigen Silikatmineralen hergestellt, darunter vor allem Dämmstoffe, feuerfeste Textilien und Baustoffe. Dass das so beliebte Material auch eine Schattenseite hat, erkannte zwar schon Anfang des 20. Jahrhunderts. Komplett verboten wurde die Asbestproduktion und -nutzung in Deutschland jedoch erst 1990, asbesthaltige Baustoffe wurden daher noch bis in die 1980er Jahre hinein eingesetzt.

Noch immer 35 Millionen Tonnen Asbest

Trotz langjähriger Asbestsanierung sind heute noch immer über 35 Millionen Tonnen asbesthaltiges Material in Deutschland verbaut, meist in Form von Asbestzement, wie der jetzt veröffentlichte nationale Asbest-Bericht der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) darlegt. Allein in den letzten 14 Jahren fielen fast vier Millionen Tonnen asbesthaltiger Müll an, noch Ende 2012 waren fast 89.000 Beschäftigte in Deutschland mit Asbestprodukten in Kontakt.

Das Problem dabei: Die feinen Asbestfasern sind krebserregend und dringen selbst in die Zellen von Lunge und anderen Geweben ein, wie Studien zeigen. Schädlich ist daher vor allem das Einatmen der feinen Asbestfasern. Als Folge häufen sich vor allem Bindegewebstumore und Lungen- und Kehlkopfkrebs.

Zunahme der als Berufskrankheit anerkannten asbestbedingten Krankheitsfälle © National Asbestos Profile 2015

Eine halbe Million Menschen sind gefährdet – mindestens

Laut des aktuellen Asbest-Berichts starben noch im Jahr 2012 mehr als 1.500 Menschen, weil sie im Laufe ihres Berufslebens asbesthaltigen Stäuben ausgesetzt waren. Mehr als 500.000 Beschäftigte sind als akut oder langfristig asbestgefährdet eingestuft und müssen sich deswegen regelmäßigen Kontrolluntersuchungen unterziehen. Die meisten von ihnen arbeiten bei der Asbestsanierung und –entsorgung. Wie die Forscher betonen, ist die tatsächliche Zahl vermutlich deutlich höher, denn viele Arbeitgeber melden potenzielle Gefährdungen nicht.

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Weil es durchschnittlich rund 38 Jahre dauert, bis eine Asbest-Exposition zu einer Krankheit führt, sind viele der heute auftretenden Fälle auf den sorglosen Umgang mit Asbest in der Vergangenheit zurückzuführen. Die Zahl der jährlich neu diagnostizierten Asbestkranken steigt daher auch in den letzten Jahren noch immer an. Insgesamt sind zwischen 1994 und 2012 bereits mehr als 26.000 Menschen in Deutschland an den Spätfolgen des Minerals gestorben, wie die Forscher berichten. (Asbestos Profile 2015)

(Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 02.02.2015 – NPO)

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