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Zehn Jahre nach der Tsunami-Katastrophe

Ein Frühwarnsystem überwacht heute den Indischen Ozean

Auftreffen des Tsunamis an der Küste in Ao Nang, Thailand. Die Flutwelle nach dem Erdbeben vor Sumatra 2004 traf Staaten rings um den Indischen Ozean. © David Rydevik / gemeinfrei

Zehn Jahre danach: Am 26. Dezember 2004 ereignete sich im Indischen Ozean eine der schlimmsten Tsunami-Katastrophen. Doch seither hat sich einiges getan. Damit die Menschen dort nicht noch einmal von einer so plötzlichen und tödlichen Flutwelle überrascht werden, verfügt Indonesien mittlerweile über eines der modernsten Tsunami-Frühwarnsysteme. Am Aufbau dieses Netzwerks von Sensoren waren auch deutsche Wissenschaftler maßgeblich beteiligt.

Es ist die schlimmste Tsunamikatastrophe der jüngeren Vergangenheit: Der Tsunami nach dem Sumatra-Erdbeben am zweiten Weihnachtstag vor zehn Jahren traf die Menschen an den Küsten des Indischen Ozeans völlig überraschend. Eine Viertelmillion Menschen verloren durch die Flutwelle ihr Leben, 1,8 Millionen verloren ihr Zuhause. Am schwersten betroffen war Indonesien, aber auch andere Küstenstaaten beklagten zehntausende Todesopfer. Das Ausmaß der Katastrophe war auch deshalb so unvorstellbar, weil es im Indischen Ozean keinerlei Warnsystem und auch keine Katastrophenvorsorge gab.

Modernstes System warnt innerhalb von fünf Minuten

Nun nähert sich der zehnte Jahrestag der Katastrophe und es hat sich viel getan, damit sie sich nicht in dem Umfang wiederholt. Die internationale Staatengemeinschaft reagierte nach der Katastrophe mit sofortiger Unterstützung. Der Aufbau eines Tsunami-Warnsystems geschah auch mit deutscher Beteiligung, unter Federführung des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ).

Im Zeitraum von 2005 bis 2011 entstand so in Indonesien das Frühwarnsystem GITEWS (German-Indonesian Tsunami Early Warning System). Seit 2011 betreibt es der Indonesische Dienst für Meteorologie, Klimatologie und Geophysik (BMKG) unter dem Namen InaTEWS (Indonesian Tsunami Early Warning System) in Eigenregie. Das System ist heute eines der modernsten Tsunami-Frühwarnsysteme. Maximal fünf Minuten nach einem Erdbeben warnt es vor einem möglichen Tsunami.

GITEWS Funktionsprinzip © GITEWS

Tsunami-Warnungen rund um den Indischen Ozean

Die Daten dafür liefern rund 300 verschiedene Messstationen. Dazu gehören Seismometer, GPS-Stationen und Küstenpegel. Modernste Auswertesysteme und Tsunami-Simulationen setzen diese Daten im Warnzentrum in ein Lagebild um. Dieses dient als Grundlage für die ausgegebenen Warnungen, die für die betroffen Küstenabschnitte entsprechend eingestuft werden.

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Seit der Übergabe an Indonesien im März 2011 hat dieses Erdbebenmonitoring- und Tsunami-Frühwarnsystem sich schon mehrfach bewiesen: Über 1.700 Erdbeben mit mehr als Magnitude 5 und vierzehn Beben mit einer Magnitude von mehr als 7 hat es gemessen und ausgewertet. Acht dieser Ereignisse führten zu Tsunami-Warnungen an die Öffentlichkeit. Das ständig weiterentwickelte InaTEWS ist mittlerweile nicht nur ausschließlich für Indonesien verantwortlich: Das System arbeitet zuverlässig genug, um auch 28 weitere Staaten rund um den Indischen Ozean vor einem drohenden Tsunami zeitgerecht zu warnen.

Warnungen können Katastrophen nicht verhindern

Doch nicht nur modernste Technik ist entscheidend, um drohende Katastrophenschäden gering zu halten: Warnmeldungen sind nutzlos, wenn sie nicht verbreitet werden oder ihre Bedeutung nicht verstanden wird. Darum hat Indonesien hat in den letzten Jahren stark darauf gesetzt, die Bevölkerung vorzubereiten und die nötige Infrastruktur zu verbessern.

Öffentlich aufgestellte Pläne und Wegweiser zeigen Fluchtrouten an, Evakuierungen werden mit speziell ausgebildeten Trainern geprobt. Damit auch Touristen an den Stränden besser informiert werden können, ist in diese Schutzmaßnahmen zum Beispiel auf der Urlaubsinsel Bali auch die Hotelindustrie aktiv mit eingebunden.

Dennoch bleibt klar: Kein Frühwarnsystem kann ein starkes Erdbeben und einen dadurch ausgelösten Tsunami verhindern. Auch zukünftig wird es daher immer wieder zu Todesopfern und größeren Sachschäden kommen. Aber durch den Aufbau eines Frühwarnsystems, dem Ausbau organisatorischer Maßnahmen und der besseren Information für die Bevölkerung lassen sich viele Menschenleben retten.

(Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, 19.12.2014 – AKR)

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