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Evolution

Im Schatten Darwins

Forschungsprojekt über alternative Evolutionstheorien

Im Jahre 1859 veröffentlichte Charles Darwin sein Konzept einer natürlichen Evolution im Buch „Origin of Species“. Zunächst heftig umstritten und selbst heute noch teilweise angezweifelt, gilt Darwins Evolutionstheorie in der Gegenwart jedoch weitgehend als Standard. Konzentrierte sich die Forschung in den letzten Jahrzehnten vorwiegend auf das Umfeld oder direkt auf die „Darwin-Industrie“, so blieb die Geschichte der alternativen Evolutionstheorien bisher unbeachtet. „Nicht-darwinisch“ wurde und wird hierbei oftmals als Synonym für „nicht-wissenschaftlich“ angesehen. Dies will nun ein Forschungsprojekt der Universität Jena ändern.

Wissenschaftshistoriker um Uwe Hoßfeld und Prof. Olaf Breidbach untersuchen seit Oktober 2002 im Projekt „Evolution ohne Genetik“ Alternativtheorien in der Evolutionsbiologie des 20. Jahrhunderts.

„Obwohl zahlreiche alternative Theorien eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der biologischen Einzelwissenschaften gespielt haben, konzentrierte sich die Wissenschaft bisher vorwiegend auf die Entwicklung des Darwinismus und der ,Synthetischen Evolutionstheorie‘ als seinem unmittelbaren Nachfolger“, sagt Hoßfeld.

„Um die vollständige Geschichte der Alternativtheorien zu schreiben und im nationalen sowie internationalen Kontext zu verorten, ist es notwendig“, so der Jenaer Wissenschaftshistoriker weiter, „einen möglichst umfassenden Überblick über die Spezifika der Einzeltheorien zu erarbeiten“. Dabei ist viel zu tun, denn im 20. Jahrhundert existierten eine Vielzahl alternativer Evolutionskonzepte in praktisch allen biologischen Disziplinen. Dazu zählen u. a. die Idealistische Morphologie, der Neo-Lamarckismus, Holismus, Saltationismus und Typostrophismus sowie die Orthogenese.

Deutsches Profil der Evolutionsbiologie

In den letzten beiden Jahren haben die Jenaer Forscher neben umfassenden nationalen und internationalen Literatur- und Archivrecherchen besonders Momente eines spezifisch deutschen Profils der Evolutionsbiologie, das u. a. durch die morphologische Tradition des 19. Jahrhunderts bestimmt war, herausgearbeitet. Darauf aufbauend wollen sie nun untersuchen, inwieweit aus dieser Tradition ein eigenständiger morphologischer Ansatz der Evolutionsforschung erwuchs, über den dann auch die Abgrenzung der Evolutionsbiologie zur Genetik begründet war.

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Darüber hinaus wollen sie erforschen, ob eine etwaige gezielte Rezeption genetischer Forschungsansätze im Bereich der Evolutionsbiologie und Ökologie gefördert oder gegebenenfalls unterbunden wurde. Durch das Projekt sollen ebenso die diversen Konzeptionen und ihre Methodendiskussionen in der Evolutionsbiologie des 20. Jahrhunderts – auch im Umfeld der Jenaer Universität – analysiert werden.

Die vielversprechenden Forschungsergebnisse, welche die Jenaer Wissenschaftler bisher erarbeiten konnten, werden nun von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erneut honoriert: Sie bewilligte für die weitere Erforschung der anti-darwinistischen Evolutionstheorien 145.000 Euro bis Oktober 2006.

(idw – Friedrich-Schiller-Universität Jena, 02.11.2004 – DLO)

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