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Klima

Wer leidet am stärksten unter Extremwetter?

Klima-Risiko-Index 2015 listet von Wetterkatastrophen betroffene Nationen

Donau-Hochwasser in Passau im Juni 2013. © Stefan Penninger (CC BY-SA 2.0)

Die Klima-Lage ist ernst – passend zum Klimagipfel stellt die Entwicklungsorganisation Germanwatch ihren Klima-Risiko-Index 2015 vor. Dessen Kernaussage: Entwicklungsländer leiden am stärksten unter Wetterextremen durch den Klimawandel. Aber auch Industrienationen sind alles andere als sicher: Deutschland hält ebenfalls einen Rang weit oben in der Liste. Die Autoren des Berichts fordern ein konsequentes Handeln der Politiker beim Klimaschutz, um größere Katastrophen zu vermeiden.

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Seit dem 1. Dezember tagt der UN-Klimagipfel 2014 in Lima, der Hauptstadt von Peru. Regierungsvertreter aus fast 200 Ländern verhandeln noch bis zum 12. Dezember darüber, wie es mit dem Klimaschutz weitergehen soll. Durch den Klimawandel häufen sich auch extreme Wetterereignisse wie Stürme, Überschwemmungen und Dürre. Welche Länder seit 2013 besonders stark von solchen Katastrophen betroffen sind, listet die Organisation Germanwatch in ihrem jährlich erscheinenden Klima-Risiko-Index. Dessen neueste Ausgabe präsentieren Mitglieder der Entwicklungsorganisation auch auf der Klimakonferenz in Lima.

Stürme setzen Philippinen und Indien an die Spitze

An der Spitze des diesjährigen Index stehen die Philippinen, Kambodscha und Indien. „Uns allen ist noch der verheerende Taifun Haiyan in Erinnerung, der im vergangenen Jahr kurz vor dem Klimagipfel in Warschau die Philippinen verwüstete“, sagt Studienautor Sönke Kreft von Germanwatch. Der Taifun im November 2013 war der stärkste Wirbelsturm seit Beginn der Messungen, der auf Land traf, und kostete 6.000 Menschen das Leben.

Ein weiteres Rekordereignis betraf Indien: Das Land wurde 2013 mit dem Sturm „Phailin“ vom zweitstärksten Zyklon seiner Geschichte heimgesucht – auch er zog eine breite Schneise der Verwüstung. „Es gilt, den Klimawandel so zu begrenzen, dass nicht ständig neue Rekordkatastrophen zu erwarten sind“, fordert Kreft.

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Entwicklungsländer langfristig besonders betroffen

Separat zur jüngeren Entwicklung listet der Klima-Risiko Index auch langfristige Tendenzen im Zeitraum von 1994 bis 2013 auf. In diesem Langfrist-Index zeigt sich, dass Entwicklungsländer am meisten unter zunehmenden Wetterextremen wie Überschwemmungen, Stürmen oder Hitzewellen leiden. Neun der obersten zehn Staaten darin sind Entwicklungsländer, an der Spitze liegen Honduras, Myanmar und Haiti.

Insgesamt starben weltweit zwischen 1994 und 2013 mehr als 530.000 Menschen als direkte Folge von mehr als 15.000 extremen Wetterereignissen. Die materiellen Verluste betrugen mehr als 2,2 Billionen US-Dollar.

„Der Index zeigt, dass Lateinamerika und die Karibik besonders von heftigen Wetterereignissen betroffen sind“, verdeutlicht Kreft. „Wir erhoffen uns, dass die Ergebnisse des Index das Problembewusstsein für Klimaschutz und -anpassung in Lateinamerika weiter steigern. Der Klimagipfel in Lima kann das Handeln in diesen Ländern sowie die internationale Unterstützung dafür fördern.“

Jahrhundertfluten heben Deutschland im Rang

Auch Industrienationen bleiben vor Wetterextremen nicht verschont. Ein Beispiel dafür war Deutschland im Jahr 2013: Die sogenannte Jahrhundert-Flut – bereits die zweite im neuen Jahrhundert nach 2002 – verwüstete ganze Landstriche vor allem entlang der Elbe und der Donau. Hunderttausende Menschen waren direkt betroffen, die Schäden beliefen sich auf mehr als zehn Milliarden Euro.

Dadurch nimmt Deutschland für das Jahr 2013 den 32. Platz im Index ein. Auf einen längeren Zeitraum gesehen ist Deutschland sogar noch stärker betroffen: Die zahlreichen Flutereignisse der vergangenen Jahre, aber auch die vielen Todesfälle durch die Hitzewelle 2003, heben Deutschland im Langfrist-Index bis auf Rang 22.

„Der Klima-Risiko-Index unterstreicht, wie wichtig es ist, die Erwärmung unter zwei Grad zu halten, um noch weit größere Katastrophen zu vermeiden“, betont Sönke Kreft. Wenn Deutschland dieses Ziel ernst nehme, müsse es seine selbst gesteckten Klimaziele für 2020 erreichen. Ein wichtiges Signal dazu könne die Regierung mit einem ehrgeizigen Klimaschutzaktionsplan bei der Weltklimakonferenz in Lima senden, so Geschäftsführer Christoph Bals. „Dabei kommt die Bundesregierung um Einschnitte bei der Kohleverstromung nicht herum. Ab jetzt müssen die Emissionen aus Kohlestrom sinken.“

Der vollständige Klima-Risiko-Index (Englisch) steht bei Germanwatch zum Download zur Verfügung.

(Germanwatch e.V., 03.12.2014 – AKR)

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