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Psychologie

Stillende Mütter sind empfänglicher für Freude

Wahrnehmung von Emotionen ändert sich bei häufigem Stillen

Das Stillen mit Muttermilch ist nicht nur gut für das Kind, es beeinflusst auch die Gefühle der Mutter. © Petr Kratochvil / gemeinfrei

Stillen macht glücklich – und nicht nur das: Stillende Mütter erkennen auch bei anderen Emotionen wie Glück und Freude schneller. Ärger löst bei ihnen dagegen verzögerte Reaktionen aus, wie ein Experiment zeigt. Verantwortlich ist wahrscheinlich das „Kuschelhormon“ Oxytocin, das beim Stillen vermehrt ausgeschüttet wird, wie die Forscher im Fachjournal „Scientific Reports“ berichten.

Stillen bringt einem neugeborenen Kind große Vorteile: Muttermilch schützt vor Bakterien und Viren und stärkt das Immunsystem. Außerdem fördert Stillen die soziale Bindung zwischen Mutter und Kind und unterstützt so dessen Entwicklung, was sich sogar bis in die Schulzeit und spätere Karriere auswirken kann.

Weniger Stress und Ängste

Doch nicht nur für das Kind, auch für die Mutter hat das Stillen großen Nutzen: „Mütter berichten in diesem Zusammenhang von weniger Stress, selteneren negativen Stimmungen oder Ängsten“, erklärt Kathleen Krol vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig. Frühere Studien haben bereits einen positiven Einfluss auf die Herzschlagrate und den Blutdruck sowie eine erhöhte Ausschüttung des „Kuschelhormons“ Oxytocin belegt. Bisher unerforscht war jedoch, ob und wie sich das Stillen auf die Wahrnehmung von Emotionen seitens der Mütter auswirkt.

Krol und ihre Kollegen haben darum den Effekt des Stillens auf die emotionale Wahrnehmung genauer untersucht. An der Studie nahmen mehr als sechzig Mütter von Kindern im Alter zwischen fünf und sieben Monaten teil. Mit einem speziellen Fragebogen erfassten die Wissenschaftler zunächst die Häufigkeit und den Anteil der täglichen Stillmahlzeiten. Außerdem sammelten sie Informationen über das Temperament, die Zuneigung und Empathie der Mutter sowie das Stillverhalten.

Sensibler für positive emotionale Signale

Anschließend zeigten die Forscher den Müttern Gesichter auf einem Bildschirm Diese bestanden aus neutralen Farbfotografien von zwölf Schauspielern, die sich innerhalb von drei Sekunden aus einem neutralen in einen Ausdruck von entweder Ärger, Freude, Angst, Traurigkeit, oder Ekel verwandelten. Sobald die Mütter die Emotion im Gesicht der Person auf dem Bildschirm erkannten, sollten sie eine entsprechende Taste auf dem Keyboard drücken. Dabei maßen die Wissenschaftler, wie schnell und genau die Mütter die verschiedenen Emotionen erkannten.

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Dabei zeigte sich: Die Mütter, die ihr Kind häufiger stillten, reagierten im Schnitt schneller auf fröhliche Gesichtsausdrücke. Die Reaktionen auf negative Emotionen, insbesondere Ärger, verlangsamten sich dagegen bei häufigen Stillmahlzeiten. Dies deutet den Forschern zufolge darauf hin, dass das Stillen einerseits empfindlicher für positive emotionale Signale macht, andererseits aber die Empfindlichkeit gegenüber aggressiven Signalen von Ärger reduziert.

„Zu vermuten ist, dass hierbei das Hormon Oxytocin eine besondere Rolle spielt“, so Krol. In früheren Studien hatte das Hormon ähnliche Effekte auf die emotionale Verarbeitung bewirkt wie das Stillen. „Stillen ist ein hochkomplexer und dynamischer Prozess“, erklärt Krol, „und es bedarf mehr systematischer Untersuchungen um zu verstehen, was genau die in der Studie belegten Effekte verursacht.“ In weiteren Studien wollen die Forscher daher nun nach hormonellen, genetischen und hirnphysiologischen Variablen suchen, die diese Effekte erklären könnten. (Scientific Reports, 2014; doi: 10.1038/srep07006)

(Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig, 13.11.2014 – AKR)

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