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Medizin

Mit DNA-Test gegen Schlangengift

Identifikation der Schlangenart nach einem Biss ermöglicht schnellere Gegenmaßnahmen

Kopf eines Krait, dessen Gift tödlich sein kann. © AshLin / (CC BY-SA 2.5)

Schnelle Hilfe bei tödlichen Bissen: Ein DNA-Test kann die Behandlung von Schlangenbissen beschleunigen und dadurch effizienter machen. Um nach einem Biss nicht nur schnelle, sondern vor allem die richtige Therapie zu bieten, haben Mediziner in Nepal einen solchen DNA-Test in einer klinischen Studie erstmals verwendet. Das Ergebnis: Sofern sich aus der Bisswunde Schlangen-DNA gewinnen lässt, führt das Ergebnis immer zur richtigen Behandlung.

Schlangenbisse sind eine ernsthafte Bedrohung für Menschen in großen Teilen der Welt. Genaue Zahlen liegen nicht vor, aber Experten gehen von mehreren Millionen Menschen aus, die jedes Jahr von Giftschlangen gebissen werden. Hunderttausende sterben oder überleben nur mit schweren Behinderungen. Schnelle Gegenmaßnahmen sind daher wichtig – es müssen aber auch die richtigen sein. In den meisten Fällen ist jedoch nicht erkennbar, welche Schlangenart den Biss verursacht hat. Diese Information ist aber entscheidend für die richtige Behandlung.

Falsches Gegengift kann fatal sein

Die Bisse der Kobra und des Krait etwa, zwei der häufigsten Schlangenarten in Nepal, führen beide zu Symptomen wie Schwindel, Übelkeit und Lähmungserscheinungen bis hin zum Tod durch Atemstillstand. Die molekularen Wirkmechanismen der Gifte beider Schlangen unterscheiden sich jedoch fundamental. Das vor Ort übliche Gegengift gegen Kobrabisse wirkt daher nicht gegen das Gift des Krait. Aus Unwissenheit erhalten so manche Patienten gleich mehrere Dosen des falschen Mittels, was nicht nur nicht hilft, sondern auch zu schweren Nebenwirkungen führen kann.

Ein DNA-Test soll daher die Behandlung von Schlangenbissen schneller vor allem zuverlässiger machen. Ulrich Kuch vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main hat mit seinen Kollegen einen solchen Test entwickelt und in einer klinischen Studie in Nepal getestet. Aus rund einem Viertel aller Bisswunden konnten die Mediziner DNA der Schlange isolieren, insgesamt in 194 Fällen. In den restlichen Fällen machten Reinigungsmaßnahmen der Patienten die DNA-Gewinnung schwierig.

Mit der isolierten DNA jedoch konnten die Forscher anhand spezifischer Gensequenzen die Schlangenart korrekt identifizieren. 21 Patienten hatten außerdem die Schlange, die sie gebissen hatte, in die Klinik mitgebracht, so dass die Forscher ihr Testergebnis unabhängig prüfen und bestätigen konnten.

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Die Indische Kobra gehört zu den gefährlichsten Schlangen auf dem indischen Subkontinent. © Pavan Kumar N / (CC BY-SA 3.0)

Verbesserte Diagnostik, höhere Überlebenschancen

Der DNA-Test ergab, dass 87 der identifizierten Schlangen giftig waren – die restlichen waren relativ harmlos. Auch dies ist ein wichtiges Ergebnis: Opfer von Schlangenbissen bleiben normalerweise 24 Stunden zur Beobachtung im Krankenhaus. Wenn sich bereits früh herausstellt, dass der Biss ungefährlich ist, entlastet das die Klinik und kostet weniger Geld. Wird andererseits eine bestimmte Giftschlangenart erkannt, können die Ärzte sofort das richtige Gegengift verabreichen, ohne erst schwere und möglicherweise irreversible Vergiftungserscheinungen abwarten zu müssen.

„Die Studienergebnisse sind ein wesentlicher Schritt zu einer besseren medizinischen Versorgung in Regionen, in denen Schlangenbisse ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellen“, so Kuch. Der DNA-Test könne die Diagnostik und damit die Chancen der Patienten auf Überleben und vollständige Erholung verbessern.

Schnelltest für den Alltag

Die Wissenschaftler um Kuch entwickeln zurzeit ein Schnellverfahren, um den Test auch jenseits einer klinischen Studie im Alltag nutzbar zu machen. Dieser Schnelltest soll ähnlich wie ein Schwangerschaftstest funktionieren und das Schlangengift im Blut der Patienten nachweisen. Insbesondere für abgelegene Regionen in Entwicklungsländern wäre das sinnvoll: „Gerade hier sind robuste, einfach anzuwendende, spezifische und sensitive Schnelltests besonders wertvoll“, erläutert Kuch, „weil sie auf unkomplizierte Weise helfen, Patienten früher und besser zu behandeln und die begrenzten medizinischen Ressourcen effektiv zu nutzen.“

Über die im DANN-Test erfassten Daten lassen sich auch Rückschlüsse über die Artenvielfalt unter den Schlangen in einer Region gewinnen. Mit diesen Informationen wiederum könnten spezifische Gegengifte effizienter in die richtigen Gegenden ausgeliefert werden.

(Universitätsklinikum Frankfurt, 05.11.2014 – AKR)

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