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Medizin

Ebola: Impfstoff-Tests am Menschen beginnen

Phase I-Tests eines experimentellen Impfstoffs ab Anfang November wecken Hoffnung

Ein potenzieller Ebola-Impfstoffs wird nun am Menschen getestet © CDC

Hoffnung auf Impfstoff: In den nächsten Tagen beginnen in den USA und in Gabun die ersten Tests eines Ebola-Impfstoffs an Menschen. Sind die im Dezember erwarteten Ergebnisse an den gesunden Probanden gut, könnte dieser Impfstoff schon im Januar in Westafrika eingesetzt werden, wie die WHO mitteilt.

Auf der Suche nach Mitteln gegen Ebola stuft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwei potenzielle Impfstoffe als vielversprechend ein. Beide wurden an Affen mit großem Erfolg getestet, sind aber bisher noch nicht für die Anwendung im Menschen zugelassen. Einer davon, ChAd-EBOV, besteht aus einem Schimpansenvirus, der Proteine des Ebolavirus trägt. Der zweite ist die in Kanada entwickelte Vakzine VSV-EBOV. Sie basiert auf einem abgeschwächten vesikulären Stomatitis Virus, bei dem ein Gen durch ein Gen des Zaire-Ebolavirus ersetzt wurde.

Erster Test an Menschen für potenziellen Impfstoff

Vor wenigen Tagen ließ die WHO 800 Ampullen des in Kanada entwickelten VSV-EBOV -Impfstoffes auf drei verschiedene Flüge verteilt nach Genf bringen. Diese Menge könnte für rund 1.600 Impfdosen reichen. Zuvor aber gilt es festzustellen, welche Dosis des Impfstoffes sicher und verträglich für den Menschen ist und gleichzeitig eine messbare Immunantwort bei den Geimpften hervorruft. Hierfür werden in den nächsten Wochen Freiwillige in verschiedenen Einrichtungen in den USA, in Europa und in Afrika mit unterschiedlichen Dosierungen des Impfstoffes geimpft und ihre Reaktionen genau beobachtet.

Eine Studie dazu wird im Walter Reed Hospital der amerikanischen Armee in Maryland stattfinden. Dort sollen 40 gesunde Testpersonen eine Injektion mit dem experimentellen Impfstoff erhalten. Bei diesem Test geht es nicht um eine Wirksamkeit, sondern um die Verträglichkeit und die Reaktion des Immunsystems. Die dabei gewonnen Daten sollen helfen, die beim Menschen wirksame Impfdosis genauer festzulegen. Erste Ergebnisse dieses und der parallel stattfindenden Tests in Europa und Afrika sollen im Dezember vorliegen.

Stand der Ebola-Epidemie in Westafrika am 20. Oktober 2014 © WHO

Studie in Gabun als Vorstufe für Einsatz in Ebolagebieten

Deutsche Mediziner beteiligen sich an einem Test dieses Impfstoffs in Gabun, wo 60 Freiwillige damit geimpft werden sollen. Ihrer Ansicht nach werden die Ergebnisse dieser Phase I Studie besonders interessant sein, weil sie Auskunft darüber geben, wie gut der Impfstoff von der afrikanischen Bevölkerung vertragen wird. Dies sei besonders wichtig, damit der Impfstoff nach Findung der richtigen Dosis und bei guter Verträglichkeit schnell in den betroffenen Gebieten in Westafrika eingesetzt werden kann.

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Peter Kremsner, Direktor der Tübinger Tropenmedizin und koordinierender Arzt der Studie, geht davon aus, dass die ersten freiwilligen Probanden in Gabun bereits Anfang November geimpft werden können. Innerhalb von wenigen Wochen sollen die ersten Daten verfügbar sein, so dass darüber entschieden werden kann, ob und in welcher Dosis der Impfstoff in Westafrika eingesetzt wird. Sollte sich der Impfstoff als wirksam und verträglich erweisen, dann will die US-Firma, die die Lizenz für den kanadischen Impfstoff besitzt, sofort mit der Massenproduktion beginnen. Als erstes würden dann wahrscheinlich Ärzte und Pfleger in Westafrika damit geimpft.

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Nigeria konnte die Seuche eindämmen

Während Ebola in Guinea, Liberia und Sierra Leone weiter grassiert, gibt es zumindest aus Nigeria einen Erfolg zu vermelden: Obwohl ein Ebolapatient aus Liberia die Krankheit im Juli ausgerechnet in die Millionenstadt Lagos einschleppte, gelang es, ein weiteres Ausbreiten einzudämmen. Durch Isolation der Kontaktpersonen des Patienten und der Pflegekräfte, die ebenfalls erkrankten, gelang es, die Zahl der Fälle auf 20 zu beschränken, acht Personen starben.

„Das ist eine spektakuläre Erfolgsgeschichte, die zeigt, dass Ebola eingedämmt werden kann“, erklärte die WHO. Hilfe erhielt Nigeria dabei durch Personal der US Centers for Disease Control (CDC) und der WHO, die Behandlungszentren und Isolierstationen aufbauten. Dadurch gelang es, die Übertragung des Ebola-Virus auf weitere Menschen zu verhindern. Weil seit mittlerweile 42 Tagen kein neuer Fall von Ebola im Land aufgetreten ist, erklärte die WHO Nigeria nun für offiziell wieder ebolafrei.

Mehr zum Ebola-Epidemie in Westafrika finden Sie in unserem Special

(WHO/ Universitätsklinikum Tübingen, 22.10.2014 – NPO)

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