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Archäologie

Archäologen identifizieren 3.500 Jahre alte Königsstadt

Keilschrifttafeln bestätigen Grabungsstätte als ehemalige Hauptstadt des Hethiter-Reiches

Keilschrifttafeln belegen, dass es sich bei dem ausgegrabenen Ort um die hethitische Königsstadt Samuha handelt. © Philipps-Universität Marburg / Andreas Müller-Karpe

Rätselhafte Königsstadt: Bei einer Grabungsstätte in Anatolien handelt es sich tatsächlich um die Überreste der hethitischen Stadt Samuha. Dies belegen Tontafeln mit Keilschriften, die deutsche Archäologen nun vor Ort gefunden haben. Die Lage dieser damals bedeutenden Stadt war ein bis jetzt ungelöstes archäologisches Rätsel – die Stadt geriet bereits vor über 3.000 Jahren in Vergessenheit.

Der Name der Stadt Samuha ist Archäologen schon länger ein Begriff: „Samuha war als bedeutende Metropole bereits seit Längerem aus Schriftquellen anderer Fundorte bekannt“, erläutert Andreas Müller-Karpe von der Philipps-Universität Marburg. Die Stadt war diesen Quellen zufolge eine wichtige Kultstätte und zeitweilig sogar Hauptstadt des Reiches der Hethiter. Dieses Reich bestand im zweiten Jahrtausend vor Christus in Kleinasien. Um 1200 vor Christus ging es jedoch unter – so auch Samuha. „Wo diese Stadt lag, blieb in der Forschung heftig umstritten“, sagt Müller-Karpe.

Lage der Grabungsstätte Kayalıpınar und der ehemaligen Königsstadt Samuha am Fluss Kızılırmak. © Al-qamar / (CC BY-SA 3.0)

Durchbruch mit gefundener Keilschrift

Der Archäologe leitet die Ausgrabungen an der Fundstätte Kayalıpınar in Anatolien. Beschreibungen der Stadt Samuha passen zu diesem Ort: Die Lage an einem damals schiffbaren Fluss, dem heutigen Kızılırmak, sowie die einem Kult- und Verwaltungsort und angemessene Größe. Die jüngsten Ausgrabungen brachten nun den Durchbruch – Keilschriften auf gefundenen Tontafeln nennen den Namen des hethitischen Ortes: Die Königsstadt Samuha lag in der Tat bei Kayalıpınar, am Nordufer des Kızılırmak. Die Hethiter kannten den Fluss noch unter dem Namen Marassantija.

Die älteste Erwähnung Samuhas stammt bereits aus dem 19. Jahrhundert vor Christus. „Altassyrische Tontafeln aus Kültepe bei Kayseri belegen, dass schon in dieser Zeit ein Palast in der Stadt existierte, somit ein Herrscher hier residierte“, erklärt Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Rieken, die die Keilschriften ausgewertet hat. Händler aus dem 750 Kilometer entfernten Assur im heutigen Irak unterhielten hier zudem einen Stützpunkt.

Marburger Archäologen bei den Ausgrabungen in der Türkei. © Philipps-Universität Marburg / Andreas Müller-Karpe

Residenz des Großkönigs

„Noch wichtiger wurde die Stadt dann aber in der Epoche des Hethiterreiches, insbesondere im 14. Jahrhundert v. Chr., als der Regierungssitz zeitweilig nach Samuha verlegt wurde“, führt Müller-Karpe aus. Großkönig Tuthalija III. richtete an diesem Ort seine Residenz ein und blieb dort bis zu seinem Lebensende. Sein Sohn und Nachfolger Suppiluliuma I. führte von Samuha aus zahlreiche Feldzüge, eroberte das hethitische Kernland und die Hauptstadt Hattusa im heutigen Anatolien zurück. Später erweiterte er sein Herrschaftsgebiet zu einem Großreich, das mit Ägypten um die Vormachtstellung im Alten Orient konkurrierte.

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Im 13. Jahrhundert vor Christus war Samuha Schauplatz gewaltsamer Auseinandersetzungen innerhalb des Königshauses. Um 1200 vor Christus wurde die Stadt dann endgültig zerstört und geriet, wie das gesamte Hethiterreich, in Vergessenheit. Erst durch die im Jahr 2005 begonnenen Ausgrabungen kamen Teile der Stadt wieder zum Vorschein.

(Philipps-Universität Marburg, 17.10.2014 – AKR)

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