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San Francisco: Erdbeben überfällig

An vier Abschnitten unter der Stadt ist die Spannung im Gestein gefährlich hoch

Die Bucht von San Francisco: Gleich vier Abschnitte von Verwerfungen stehen hier unter enormer Spannung. © Rich Niewiroski Jr./ CC-by-sa 2.5 us

Millionenstadt in Gefahr: Der Untergrund San Franciscos steht an gleich vier Stellen unter enormer Spannung, wie US-Seismologen warnen. Entlang dieser Abschnitte des San Andreas-Systems ist das Gestein verhakt, es droht eine Entladung in Form eines Starkbebens. Auch an weiteren Stellen in der Region ist zudem die Wiederkehrperiode für starke Beben bereits erreicht oder überschritten.

Kalifornien liegt auf einer Plattengrenze: Hier wandert die Pazifische Platte seitlich an der Nordamerikanischen Platte vorbei. Diese Transformstörung ist stellenweise verzweigt und in mehrere Unterverwerfungen aufgeteilt. So auch in der Region von San Francisco, wo östlich der San Andreas-Verwerfung die großen Störungen Hayward und Calaveras nebst einiger Nebenäste verlaufen.

Wenn das Kriechen aufhört, droht Gefahr

Solange die Platten an diesen Rissen in der Erdkruste aneinander vorbeigleiten, ist die Erdbebengefahr gering. Doch wenn sich das Gestein verhakt und nicht bewegen kann, baut sich Spannung auf, die sich ruckartig entlädt, wenn das Gestein dann plötzlich unter dem Druck bricht. „Das Ausmaß des Kriechens oder Verhakens kontrolliert die Stärke und das Timing großer Erdbeben im nördlichen San Andreas-System“, erklärt James Lienkaemper vom U.S. Geological Survey (USGS).

Um die Gefahr besser abschätzen zu können, wird die Bewegung des Untergrund in der Region um San Francisco durch Seismometer und GPS-Stationen überwacht. Anhand des vor kurzem ausgebauten Messnetzes haben die Forscher nun die akute Gefahr für das San Francisco Bay Gebiet genauer ermittelt – mit nicht gerade beruhigenden Ergebnissen.

Verwerfungen im Umkreis San Franciscos © USGS

Alarmstufe für vier Abschnitte unter San Francisco

Wie sie feststellten, geben zwar die meisten Verwerfungen ausreichend Spannung durch langsames Verschieben von wenigen Millimetern pro Jahr ab. Doch in 28 Prozent der Fälle ist das Gestein im Untergrund verhakt – und dies schon seit längerem. Nach Schätzungen der Forscher haben vier Abschnitte der des Verwerfungssystem unter der Stadt San Francisco bereits genügend Energie gespeichert, um stärkere Erdbeben zu erzeugen.

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Drei weitere Abschnitte – Hayward, Rodgers Creek und Green Valley – haben zudem ihre typische Beben-Wiederkehrperiode bereits erreicht oder überschritten. Auch dort ist ein Beben daher überfällig. „Die San-Andreas-Verwerfung und ihre beiden großen Seitenäste, Hayward und Northern Calaveras, waren seit Jahrzehnten ruhig“, warnt Lienkaemper. Das könnte sich jedoch in naher Zukunft ändern. „Unsere Studie mahnt dazu, sich schon heute auf das nächste große Beben vorzubereiten.“ (Bulletin of the Seismological Society of America, 2014)

(Seismological Society of America, 14.10.2014 – NPO)

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