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Technik

Schlechte Noten für US-Kommunikationstechnik im Irak

Hightech ließ US-Armee teilweise ohne Informationen

Der Krieg im Irak war für die USA nicht nur politisch ein Misserfolg: Auch die Hochrüstung der Armee mit modernster Überwachungs- und Kommunikationstechnik brachte enttäuschende Ergebnisse, berichtet das Technologiemagazin Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe.

Die US-Truppen im Irak wurden von Technik unterstützt wie noch nie zuvor. Sensoren, Hitzedetektoren und Abhöreinrichtungen erfassten das ganze Land, schnelle Datenverbindungen sollten die Informationen zu den Soldaten bringen. Aber tatsächlich fiel ein entscheidender Knoten des US-Aufklärungsnetzes fast völlig aus: die Truppen an der Front. Das geht aus einem größtenteils geheimen Report des Think-Tanks Rand hervor, den Technology Review als Zusammenfassung einsehen konnte.

Die Art, Kriege zu führen, verändert sich alle paar Jahrzehnte durch eine neue Technologie, eine neue Doktrin oder eine Kombination aus beiden. Die jüngste Revolution betreibt das Pentagon unter dem Begriff „Transformation der Streitkräfte“: Modernste IT soll kleine Soldaten-Teams unterstützen. Den Irak-Krieg wollte die US-Armee als ersten großen Test von Informationstechnologie in der Kriegsführung nutzen. Doch als die Invasion begonnen hatte, wurden Pannen schnell zur Norm. Computersysteme zum Daten-Empfang hängten sich oft stundenlang auf. Obendrein funktionierten sie nur, wenn die Truppen sich nicht bewegten – und mehrmals wurden US-Einheiten angegriffen, während sie zum Datenabruf stoppten.

„Wir sind weit entfernt von der Vision der vollständigen Information. Es ist leicht zu erkennen, welchen Preis wir gezahlt hätten, wenn wir einen stärkeren Gegner gehabt hätten“, sagte Owen Cote, stellvertretender Direktor des Security Studies Program am MIT, dem Magazin. So musste Oberstleutnant Ernest „Rock“ Marcone, Bataillonskommandant der Dritten Infanteriedivision, bei einem entscheidenden Gefecht um eine Brücke zum Flughafen von Bagdad fast völlig ohne Informationen über Stärke und Position der Iraker auskommen.

Immerhin eine abgehörte Botschaft erreichte den Oberstleutnant: Ein einzelne irakische Brigade bewege sich in Richtung der Brücke. Kein Sensor und kein Netzwerk halfen ihm dabei, zu erkennen, dass nicht eine Brigade, sondern drei, dazu 25 bis 30 Panzer plus 70 bis 80 gepanzerte Transporte, Artillerie und zwischen 5.000 und 10.000 irakische Soldaten aus drei verschiedenen Richtungen auf ihn zurückten. „Wir wussten nichts davon, bis sie losgeschlagen haben“,

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sagt Marcone. Dabei ist genau diese Art von konventioneller Schlagkraft eigentlich am leichtesten zu entdecken. Die Männer aus Marcones Bataillon wurden jedoch nicht durch Sensoren und Kommunikationstechnik geschützt, sondern schlicht durch Panzerung.

(Technology Review, 27.10.2004 – NPO)

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