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Biologie

Männerfreundschaft unter Affen

Guinea-Paviane zeigen seltenes Beispiel für "Beste Kumpels" im Tierreich

Beste Kumpel unter sich: Männliche Guineapaviane (Papio papio) bei der sozialen Fellpflege. © Julia Fischer

Beste Kumpels halten zusammen: Die in Afrika lebenden Guinea-Paviane sind uns Menschen ähnlicher als gedacht, denn bei ihnen sind Männerfreundschaften Trumpf. Ähnlich wie bei uns hängen die „besten Kumpel“ miteinander ab und unternehmen Vieles gemeinsam – von der sonst bei vielen Affen und anderen Säugetieren üblichen Rivalität und Aggression keine Spur. Diese Paviane sind daher ein gutes Modell, um auch unsere soziale Evolution zu verstehen, so die Forscher im Fachmagazin “ Proceedings of the National Academy of Sciences „.

Konkurrenzkämpfe, Drohgebärden, bestenfalls gegenseitiges Ignorieren: Im Tierreich haben konkurrierende Männchen meist wenig füreinander übrig. Ganz anders beim Menschen, hier sind ausgeprägte Kooperationen und enge Bindungen auch zwischen nicht verwandten Männern weit verbreitet. Vom gemeinsamen Hüttenbau bis zu den berühmt-berüchtigten Seilschaften der Dax-Vorstände gibt es unzählige Beispiele dafür, dass Freundschaften unter Männern Vorteile mit sich bringen und eine komplexe Gesellschaft mit prägen.

Suche nach tierischen Männerfreundschaften

Bisher ging man davon aus, dass diese Form der Männerfreundschaft typisch für die komplexen, mehrschichtigen Gesellschaften des Menschen sind. Wann sie sich aber entwickelten – ob erst bei unseren menschlichen Vorfahren oder schon bei älteren Primaten, war bisher unklar. Immerhin gibt es im Tierreich einzelne Beispiele für zumindest vorrübergehende Aktionen unter „Kumpeln“. So gehen männliche Schimpansen gemeinsam auf die Jagd und Delfinmännchen verteidigen ihre Weibchen manchmal gemeinsam.

Auf der Suche nach den seltenen Männerfreundschaften im Tierreich untersuchten Julia Fischer und ihre Kollegen vom Deutschen Primatenzentrum (DPZ) in Göttingen eine Gruppe von Guinea-Pavianen an der DPZ-Forschungsstation Simenti im Senegal. Über zwei Jahre hinweg beobachteten die Biologen das Verhalten und vor allem die Beziehung der Affen untereinander.

Männliche Guinea-Paviane gehen enge Bindungen zu ihren Geschlechtsgenossen ein. © Julia Fischer

„Beste Kumpel“ prägen die Sozialstruktur

Dabei zeigte sich: Bei den Guinea-Pavianen ist die Männerbündelei Trumpf und prägt sogar die gesamte Gruppenstruktur. In ihrer mehrschichtigen Sozialstruktur sind es vor allem die Beziehungen der Männchen untereinander, die die Gruppen zusammenhalten. Die kleine Einheit bilden dabei Gruppen von drei bis vier „besten Kumpel“ mit ihren jeweiligen Weibchen, wie die Forscher berichten. Diese Kleingruppen wiederum schließen sich zu größeren „Gangs“ zusammen, von denen dann mehrere ein Territorium bewohnen. Und auch auf diesen Ebenen sind es oft die Beziehungen der Männchen untereinander, die den Kontakt prägen.

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„Die Männchen gingen enge kooperative Verbindungen sowohl mit verwandten als auch nicht-verwandten Artgenossen ein“, sagt Fischer. Die in vielen anderen Tierarten typische Aggression gegenüber Rivale und Weibchen gab es bei den Pavianen dagegen kaum. Auch Imponiergehabe und äußere Merkmale, die bei vielen Affen zum Beeindrucken von Konkurrenten dienen, wie große Eckzähne oder auffällige Hoden, fehlen bei den Guinea-Pavianen.

Modell für menschliche Gesellschaft

Die „Kumpelwirtschaft“ der Paviane ähnelt damit in vieler Hinsicht den Männerfreundschaften und Seilschaften in unserer Gesellschaft. Auch bei uns schließen sich nicht verwandte Männer zusammen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen und zu kooperieren. „Nicht-menschliche Primaten, die ebenfalls in komplexen Gemeinschaften leben, sind daher wichtige Modelle um unsere soziale Evolution zu verstehen“, sagt Fischer.

In zukünftigen Studien wollen die Forscher untersuchen, welche Rolle die Weibchen bei den Männerfreundschaften spielen. Vielleicht bevorzugen sie bei der Partnerwahl gut vernetzte Männchen und tragen damit dazu bei, dass die Männerfreundschaften immer intensiver werden. (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2014; doi: 10.1073/pnas.1405811111)

(Deutsches Primatenzentrum / PNAS, 09.09.2014 – NPO)

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