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GeoUnion

Poseidon erforscht Methan im Schwarzen Meer

Erstmals deutsches Schiff am georgischen Kontinentalrand

Gashydrate - Brennendes Eis © DFG-Forschungszentrum Ozeanränder

Am 16. Oktober 2004 ist das Forschungsschiff Poseidon von Istanbul ins östliche Schwarze Meer ausgelaufen, um dort Methanvorkommen zu untersuchen. Damit ist es das erste deutsche Schiff, das vor Georgien arbeiten darf. Die Expedition markiert den Start des vierjährigen Verbundprojektes METRO, welches das Bundesforschungsministerium innerhalb des Programms GEOTECHNOLOGIEN „Methan im Geo-/Biosystem“ finanziert. Im Rahmen des mit 2,6-Millionen Euro geförderten Projektes erforschen deutsche, türkische, russische, ukrainische und georgische Geowissenschaftler unter Leitung der Universität Bremen Methanvorkommen und deren Austauschprozesse zwischen Wasser und Atmosphäre.

Am Grund des Schwarzen Meeres lagern große Mengen an Methanhydrat – ein gefrorenes Gemisch aus Wasser und Methangas. Methan ist von Interesse, da es als Treibhausgas zwanzigmal wirksamer ist als Kohlendioxid und damit möglicherweise eine große Rolle für unser Klima spielt. Wie viel Methanhydrat weltweit am Meeresboden lagert, wissen wir nicht. Aber Experten schätzen, dass die Methanhydrate zusammen etwa 10.000 Gigatonnen Kohlenstoff enthalten. Diese Schätzungen zu präzisieren, ist eine der Aufgaben des METRO-Projektes.

Insgesamt führen die Forscher drei Fahrten im Schwarzen Meer durch. Die Poseidon fungiert dabei sozusagen als Voraustrupp des Projektes, erklärt der Bremer Fahrtleiter der Expedition Dr. Heiko Sahling: „Um während der beiden Hauptexpeditionen des Projektes gezielt und effizient arbeiten zu können, müssen wir wissen, wo es sich besonders lohnt, unsere Geräte einzusetzen. Daher erkunden wir während der nächsten drei Wochen mit der Poseidon u.a. mit Seitensichtsonar-Echoloten den relativ unbekannten östlichen Teil des Schwarzen Meeres.“ Diese Stellen untersuchen dann die Forschungsschiffe Professor Logachev im Juni 2005 und Meteor im Frühjahr 2007 mit modernsten Geräten besonders genau. Dabei helfen so genannte Autoklavgeräte, die Proben unter dem am Meeresboden herrschenden Druck an die Oberfläche bringen können. Die Druck-Behälter werden dann mitsamt der Probe mit einem Computer-Tomographen gescannt. Nur so können die Wissenschaftler sicher sein, dass sie wirklich alles Methanhydrat aus einer Probe erfassen, da es nur unter bestimmten Druck- und Temperaturbedingungen stabil ist. Außerdem kommt auf FS Meteor auch der Bremer Tieftauchroboter QUEST zum Einsatz.

Der Autoklavmulticorer © DFG-Forschungszentrum Ozeanränder

Am Grund des Schwarzen Meeres treten große Mengen Methan aus verschiedenartigen Quellen aus. Da nur wenig Sauerstoff vorhanden ist, kann das Gas nur langsam abgebaut werden. Im Schwarzen Meer ist Methan deutlich höher konzentriert als in anderen Ozeanen. Bis zu 1.000-fach höhere Werte sind keine Seltenheit.„Vor der Küste des georgischen Ochamchira steigt so viel Methan auf, dass die Luft über dem Meer zeitweise zu brennen beginnt“, erklärt Projektkoordinator Prof. Gerhard Bohrmann. „Gerade das östliche Schwarze Meer, das vom Kaukasus begrenzt wird, ist geologisch sehr aktiv. Daher ist auch die Möglichkeit vor der georgischen Küste arbeiten zu dürfen, so wichtig für uns.“ Hier bieten sich ideale Bedingungen, um herauszufinden, wie Methan vom Meeresboden in die Atmosphäre gelangt und so unser Klima beeinflusst.

Im Jahre 1971 hatten russische Wissenschaftler im Schwarzen Meer erstmals so genannte Methanhydrate geborgen und damit ihre bis dahin nur vermute Existenz im Meeresboden nachgewiesen. Mittlerweile haben Forscher auf der ganzen Welt Methanhydrate gefunden. Doch noch immer ist das Schwarze Meer eine der ersten Adressen, wenn es um die Erforschung der Prozesse geht, die zu Bildung, Abbau und Verteilung von Methan und Methanhydraten geht.

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Am Verbundprojekt METRO, das von der Universität Bremen koordiniert wird, sind auch das IFM-GEOMAR Leibniz Institut für Meereswissenschaften in Kiel, das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven, sowie Universitäten in Berlin, Hamburg und Göttingen beteiligt.

(DFG-Forschungszentrum Ozeanränder, 22.10.2004 – DLO)

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