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Gesellschaft

Glühende Kulturgeschichte

Animation zeigt Migration von Kulturschaffenden der letzten 2.000 Jahre

Historische Mobilität von Kulturschaffenden in Europa vom Jahr 0 bis 2012. © Maximilian Schich

Hotspots der Kulturgeschichte: Eine beeindruckende Simulation der Geburts- und Sterbedaten von Kulturschaffenden verdeutlicht, welche Städte im Laufe der Weltgeschichte besonders attraktiv für Künstler waren. Ein internationales Forscherteam zeigt damit, wie sich solche Zentren über die Jahrhunderte verschieben und wie einzelne Städte die Kulturgeschichte Europas und Nordamerikas buchstäblich erhellen. Auch Unterschiede zwischen verschiedenen Regionen erläutern die Forscher im Magazin „Science“.

Historische Mobilität von Kulturschaffenden in Europa vom Jahr 0 bis 2012., Historische Mobilität von Kulturschaffenden in Nordamerika in den Jahren 1620 bis 2012.© Maximilian Schich, Maximilian Schich

Hier ist der Geburts- und dort der Sterbeort – solche Informationen über Kulturschaffende erscheinen auf den ersten Blick wenig spannend. „Doch verfügt man über genügend langweilige Daten, so finden sich darin plötzlich faszinierende Muster“, sagt Maximilian Schich von der ETH Zürich. Er und sein internationales Forscher-Team haben die Lebensdaten von über 150.000 Künstlern, Musikern, Autoren, Schauspielern und anderen Kulturschaffenden erfasst und mit statistischen Verfahren ausgewertet.

Von Rom nach ganz Europa

Daraus erstellten sie dann Visualisierungen, die in brillanter Weise dokumentieren, welche Orte sich in den letzten 2.000 Jahren zu Kultur-Magneten entwickelten: Städte erscheinen als Leuchtfeuer der Kultur. Zunächst sind das nur Rom und Athen im Altertum, doch mehr und mehr europäische Zentren kommen hinzu.

Strahlende Brücken zeigen außerdem Migrationsströme an: Diese Mobilitätsmuster zeigen beispielsweise, wie in Europa ein Großteil der kulturellen Entwicklung von Rom ausging. Bei Frankreich wird die Tendenz zur Zentralisierung der Kultur nach Paris bereits kurz vor dem 15. Jahrhundert deutlich, also bereits etwa 200 Jahre vor dem Absolutismus. Mehr und mehr namhafte Kulturschaffende beendeten ihr Leben in Paris. Das bedeutet: Die Metropole baute ihre Rolle als zentraler Knotenpunkt des kulturellen Schaffens kontinuierlich aus.

Sog nach Hollywood

Ganz anders verlief hingegen die Entwicklung in Deutschland und anderen Staaten Europas. Parallel zur Zentralisierung in Frankreich prägten hier Föderalisierungsprozesse die Bildung von Kulturzentren. In Deutschland fluktuierte vom 13. Jahrhundert an die Attraktivität von Städten wie München, Köln, Leipzig, Heidelberg, Dresden, Hamburg oder Berlin dauernd. Bis heute prägt den Visualisierungen zufolge eine vergleichsweise dezentrale Verteilung der Kulturschaffenden das Bild.

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Historische Mobilität von Kulturschaffenden in Europa vom Jahr 0 bis 2012., Historische Mobilität von Kulturschaffenden in Nordamerika in den Jahren 1620 bis 2012.© Maximilian Schich, Maximilian Schich

Beim Blick auf Amerika spiegeln die Mobilitätsmuster wieder, wie es nach seiner Entdeckung allmählich erschlossen wurde. Man sieht dann einen starken Sog in Richtung Westküste, etwa nach Hollywood. Den Forschern zufolge wird in diesem Fall besonders deutlich, dass nicht alleine ökonomische Zentren Anziehungspunkte für Künstler waren und die Attraktivität von Orten nur gering mit der Ortsgröße zusammenhing. In Hollywood, dem Stadtteil von Los Angeles der besonders attraktiv für Schauspieler und Drehbuchautoren ist, starben zehnmal mehr Kulturschaffende, als dort geboren wurden.

(Science, 2014; doi: 10.1126/science.1240064)

(ETH Zürich, 01.08.2014 – MVI)

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